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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0556
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Stellenkommentar EH Zarathustra, KSA 6, S. 333-335 533

Zwecken Absichten sei, kommt in ihm zu ihrem stärksten Schluß: Zara-
thustra ist vor Allem wahrhaftiger als irgend Jemand sonst ein Denker. Seine
Religion Lehre, und sie allein, war es, welche die Wahrhaftigkeit als oberste
Tugend lehrte. Die Selbstüberwindung der Moral, aus Wahrhaf-
tigkeit — das bedeutet in meinem Falle die Wahl des Namens Mund der
Name Zarathustra." (KSA 14, 495) Siehe dazu Vorstufe zu EH Vorwort 4 in NK
259, 15-261, 9.
335, 4-7 Die Grundconception des Werks, der Ewige-Wiederkunfts-
Gedanke, diese höchste Formel der Bejahung, die überhaupt erreicht werden
kann —, gehört in den August des Jahres 1881] Retrospektiv neigt N. dazu, die
Bedeutung dieser „Grundconception" für Also sprach Zarathustra nicht nur
sehr hoch zu veranschlagen, sondern ihr auch alle anderen Themen und Kon-
zeptionen, die er einst in diesem Werk entwickelt oder skizziert hat, unterzu-
ordnen — beispielsweise die Gedanken des Übermenschen oder des Willens
zur Macht (vgl. aber NK 335, 8 f.). Das ist ein typisches Beispiel dafür, wie N.
sein früheres CEuvre in EH retrospektiv vereinheitlicht — und auch ein beson-
ders überraschendes Beispiel, weil die Ewige Wiederkunft als ,Lehre' oder als
„Grundconception" ansonsten in den Schriften von 1888 — von markanten
Ausnahmen abgesehen (vgl. NK KSA 6, 160, 29 f.) — eine untergeordnete Rolle
spielt.
Die „Grundconception" der Ewigen Wiederkunft zu erläutern, hält N. in
Ecce homo offenkundig nicht für nötig; es ist allerdings deutlich — wie auch
aus EH Za 6, KSA 6, 345, 6-12 hervorgeht —, dass sie hier weniger als kosmolo-
gisch-ontologische Theorie im Vordergrund steht denn als ethisch-existenzäs-
thetische Maxime, nämlich als große Bejahung des Seienden in seinem So-
Sein. So erhält dieses Seiende ein ungeheures Gewicht, denn was wiegt schwe-
rer als das, was ewig wiederkehrt? „Unendliche Wichtigkeit unseres Wissen's,
Irren's, unsrer Gewohnheiten, Lebensweisen für alles Kommende." (NL 1881,
KSA 9, 11[141], 494, 11-13) Dem Anspruch nach soll diese Bejahung den höchst-
möglichen Grad erreichen, indem sie nicht bloß auf ein Sich-Arrangieren mit
dem Bestehenden, sondern vielmehr auf eine (fast mystische) Einheit mit dem
Bejahten abzielt (vgl. Müller-Lauter 1979, 139-141). Wer so emphatisch bejaht,
bejaht auch dieses Wollen, will seine Ewigkeit oder eben seine ewige Wieder-
kehr. Wenn der in Also sprach Zarathustra so prominente „Übermensch", den
N. auch in 344, 9 evoziert, sich durch dieses Bejahen auszeichnet, dann will
er nach N.s Vorstellung offensichtlich die unendliche Wiederholung des Bejah-
ten und seiner Bejahung: die Ewige Wiederkunft des Gleichen.
335, 8 f. er ist auf ein Blatt hingeworfen, mit der Unterschrift: „6000 Fuss jen-
seits von Mensch und Zeit".] Die Unterschrift des Nachlassfragments, in dem
 
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