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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0560
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Stellenkommentar EH Zarathustra, KSA 6, S. 335-336 537

336, 2-6 so ergeben sich achtzehn Monate für die Schwangerschaft. Diese Zahl
gerade von achtzehn Monaten dürfte den Gedanken nahelegen, unter Buddhisten
wenigstens, dass ich im Grunde ein Elephanten-Weibchen bin.] Noch ohne direk-
ten Bezug auf Za notierte sich N. in NL 1884, KSA 11, 26[286], 226 (korrigiert
nach KGW VII 4/2, 168): „Ich, wie ein Elephanten-Weibchen, mit einer langen
Schwangerschaft behaftet, so daß mich wenige Dinge noch angehn, sogar nicht
einmal — pro pudor — das ,Reich'". Dass die Trächtigkeit bei Elephantenkühen
18 Monate betrage, ist eine (zoologisch nicht ganz korrekte) Ansicht, die schon
griechische Autoren in ihren Berichten über das antike Indien kolportiert
haben (siehe z. B. Kruse 1856, 87 u. Lassen 1874, 2, 690), und die N. auch durch
die Strabon-Lektüre bekannt gewesen sein dürfte (Strabon: Geographika XV 43;
in N.s Bibliothek in deutscher Übersetzung vorhanden: Strabon 1859, 6, 190).
Nach buddhistischer Überlieferung wiederum hat sich Buddha „in der Gestalt
eines weissen Elephanten" aus der göttlichen Sphäre in die irdische hinabbege-
ben und ging als „fünffarbiger Lichtstrahl ein in den Leib der Mäjädevi", wurde
„mithin auf unbefleckte Weise, ohne männliches Zuthun, empfangen" (Koep-
pen 1857, 1, 76). Die in 336, 2-6 erzeugte Suggestion scheint also zu besagen,
dass N. mit seinem Zarathustra — der Gestalt oder dem Buch — etwas zur Welt
gebracht hat, was Buddha ebenbürtig ist. Zu der in 336, 2-6 implizierten Theo-
rie künstlerischen Schaffens siehe Salaquarda 1999.
336, 6 In die Zwischenzeit gehört die „gaya scienza"] Vgl. NK 333, 2 u. 333, 6-
18.
336, 8-10 zuletzt giebt sie den Anfang des Zarathustra selbst noch, sie giebt im
vorletzten Stück des vierten Buchs den Grundgedanken des Zarathustra] Den
„Anfang" in FW 342, KSA 3, 571, den „Grundgedanken" in FW 341, KSA 3, 570.
Vgl. NK 333, 20 f.
336, 10-13 Insgleichen gehört in diese Zwischenzeit jener Hymnus auf das
Leben (für gemischten Chor und Orchester), dessen Partitur vor zwei Jahren
bei E. W. Fritzsch in Leipzig erschienen ist] Unter dem Titel Hymnus an das
Leben, für gemischten Chor und Orchester, componirt von Friedrich Nietzsche
veröffentlichte N. 1887 seine einzige zu Lebzeiten erscheinende Komposition
(vgl. Schaberg 2002, 192-204). Im Kern war sie, anders als N. behauptet, nicht
1882, sondern bereits 1873/74 entstanden: Damals begann N. eine Phantasie
zu komponieren, die er Ende 1874 unter dem Titel Hymnus auf die Freundschaft
fertigstellte (Nietzsche 1976, 133-150 und 338-340). Abschriften davon schenkte
er 1874 Gustav Krug und Wilhelm Pinder und 1875 Franz Overbeck, der mit
ihm das vierhändige Klavierspielen gepflegt hatte. Bereits 1874 endete N.s
Tätigkeit als Gelegenheitskomponist im engeren Sinne; danach folgten nur
noch Rückgriffe auf seine früheren Kompositionen.
 
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