Stellenkommentar EH Zarathustra, KSA 6, S. 336-337 545
„auch werde ich den Fehler überall corrigieren" (KSB 8, Nr. 921, S. 162,
Z. 6 f.). Jedoch handelt es sich nicht wirklich um einen Druckfehler, sondern
um eine Veränderung von Köselitz, der Mühe mit dem cis bekundet hatte und
die Rückveränderung von c in cis in seinen Exemplaren nicht vornehmen
wollte (vgl. Köselitz an N., 25. 10. 1887, KGB III 6, Nr. 484, S. 92 f.; N. an Köselitz,
27. 10. 1887, KSB 8, Nr. 940, S. 179 sowie den dazugehörigen Entwurf: KSB 8,
Nr. 939, S. 177 f. = KGW IX 3, N VII 3, 31, 18-32-32, 38-50). Janz bemerkt in
seiner Ausgabe von N.s Musikalischem Nachlass zu der c-cis-Divergenz zwi-
schen Köselitz und N.: „Da die Klarinette allein die Akkordterz zu spielen hat,
wäre der Fehler [d. h. c statt cis] nicht aus einer Dissonanz zu einer andern
Stimme feststellbar, und im harmonischen Ablauf wären beide Lesarten mög-
lich." (Nietzsche 1976, 342, siehe auch Schaberg 2002, 200 u. 202).
Wie dringlich N. die c-cis-Korrektur war, zeigt eine Notiz, die er vermutlich
kurz nach dem Versand der Partituren durch den Freund auf eigene Faust
verschickte: „In der Partitur des Hymnus, den zu übersenden ich mir erlaubte,
ist noch die letzte Note der Clarinette (auf S. 11) zu berichtigen: dieselbe muß
cis lauten, nicht c." (An alle Empfänger des Hymnus an das Leben, Oktober/
November 1887, KSB 8, Nr. 943, S. 183, vgl. Rosenthal / Bloch / Hoffmann 2009,
168 f.) Als N. am 15. 06. 1888 den noch immer widerspenstigen Köselitz beauf-
tragte, ein Exemplar des Hymnus an Carl Spitteler zu schicken, fügte er hinzu:
„— Und rectifizieren Sie die Clarinette, Freund! Ich habe sonst im Grabe
keine Ruhe!..." (KSB 8, Nr. 1046, S. 333, Z. 17 f.).
Bei der in EH eingeschobenen Korrekturanmerkung (336, 27) übersah N.
allerdings, dass der „Druckfehler" nicht die Oboe, sondern die Klarinette
betraf. Köselitz emendierte dieses Versehen im EH-Manuskript, seine Berichti-
gung wurde jedoch in die Erstausgabe und alle weiteren Ausgaben von EH
nicht übernommen. Kittler 1980, 175 vermerkt, 336, 27 sei ,,[d]er einzige ,Ecce
homo'-Satz ohne Ecce homo-Gebärde".
336, 28-337, 1 Den darauf folgenden Winter lebte ich in jener anmuthig stillen
Bucht von Rapallo unweit Genua, die sich zwischen Chiavari und dem Vorge-
birge Porto fino einschneidet. Meine Gesundheit war nicht die beste; der Winter
kalt und über die Maassen regnerisch; ein kleines Albergo, unmittelbar am
Meer gelegen, so dass die hohe See nachts den Schlaf unmöglich machte, bot
ungefähr in Allem das Gegentheil vom Wünschenswerthen.] Von Genua, wo er
die im Jahr zuvor bewohnte Wohnung vermietet vorfand, reiste N. im Novem-
ber 1882 über Portofino und Santa Margherita Ligure nach Rapallo (Photogra-
phien der Bucht von Rapallo in CBT 539-541). Er blieb dort vom 23. November
1882 bis zum 23. Februar 1883 (die in seiner Korrespondenz gelegentlich ange-
gebene Adresse „Santa Marguerita" bezeichnet lediglich das Postamt, auf
dem er seine Post abholte). ,,[M]ehr Einsiedler als je" (N. an Heinrich von
„auch werde ich den Fehler überall corrigieren" (KSB 8, Nr. 921, S. 162,
Z. 6 f.). Jedoch handelt es sich nicht wirklich um einen Druckfehler, sondern
um eine Veränderung von Köselitz, der Mühe mit dem cis bekundet hatte und
die Rückveränderung von c in cis in seinen Exemplaren nicht vornehmen
wollte (vgl. Köselitz an N., 25. 10. 1887, KGB III 6, Nr. 484, S. 92 f.; N. an Köselitz,
27. 10. 1887, KSB 8, Nr. 940, S. 179 sowie den dazugehörigen Entwurf: KSB 8,
Nr. 939, S. 177 f. = KGW IX 3, N VII 3, 31, 18-32-32, 38-50). Janz bemerkt in
seiner Ausgabe von N.s Musikalischem Nachlass zu der c-cis-Divergenz zwi-
schen Köselitz und N.: „Da die Klarinette allein die Akkordterz zu spielen hat,
wäre der Fehler [d. h. c statt cis] nicht aus einer Dissonanz zu einer andern
Stimme feststellbar, und im harmonischen Ablauf wären beide Lesarten mög-
lich." (Nietzsche 1976, 342, siehe auch Schaberg 2002, 200 u. 202).
Wie dringlich N. die c-cis-Korrektur war, zeigt eine Notiz, die er vermutlich
kurz nach dem Versand der Partituren durch den Freund auf eigene Faust
verschickte: „In der Partitur des Hymnus, den zu übersenden ich mir erlaubte,
ist noch die letzte Note der Clarinette (auf S. 11) zu berichtigen: dieselbe muß
cis lauten, nicht c." (An alle Empfänger des Hymnus an das Leben, Oktober/
November 1887, KSB 8, Nr. 943, S. 183, vgl. Rosenthal / Bloch / Hoffmann 2009,
168 f.) Als N. am 15. 06. 1888 den noch immer widerspenstigen Köselitz beauf-
tragte, ein Exemplar des Hymnus an Carl Spitteler zu schicken, fügte er hinzu:
„— Und rectifizieren Sie die Clarinette, Freund! Ich habe sonst im Grabe
keine Ruhe!..." (KSB 8, Nr. 1046, S. 333, Z. 17 f.).
Bei der in EH eingeschobenen Korrekturanmerkung (336, 27) übersah N.
allerdings, dass der „Druckfehler" nicht die Oboe, sondern die Klarinette
betraf. Köselitz emendierte dieses Versehen im EH-Manuskript, seine Berichti-
gung wurde jedoch in die Erstausgabe und alle weiteren Ausgaben von EH
nicht übernommen. Kittler 1980, 175 vermerkt, 336, 27 sei ,,[d]er einzige ,Ecce
homo'-Satz ohne Ecce homo-Gebärde".
336, 28-337, 1 Den darauf folgenden Winter lebte ich in jener anmuthig stillen
Bucht von Rapallo unweit Genua, die sich zwischen Chiavari und dem Vorge-
birge Porto fino einschneidet. Meine Gesundheit war nicht die beste; der Winter
kalt und über die Maassen regnerisch; ein kleines Albergo, unmittelbar am
Meer gelegen, so dass die hohe See nachts den Schlaf unmöglich machte, bot
ungefähr in Allem das Gegentheil vom Wünschenswerthen.] Von Genua, wo er
die im Jahr zuvor bewohnte Wohnung vermietet vorfand, reiste N. im Novem-
ber 1882 über Portofino und Santa Margherita Ligure nach Rapallo (Photogra-
phien der Bucht von Rapallo in CBT 539-541). Er blieb dort vom 23. November
1882 bis zum 23. Februar 1883 (die in seiner Korrespondenz gelegentlich ange-
gebene Adresse „Santa Marguerita" bezeichnet lediglich das Postamt, auf
dem er seine Post abholte). ,,[M]ehr Einsiedler als je" (N. an Heinrich von