Stellenkommentar EH Zarathustra, KSA 6, S. 337 547
habe meinem Amte und meiner Aufgabe zu leben [...]. Äußerlich gesehen,
ist es ein Leben wie das eines Greises und Einsiedlers: völlige Enthaltung von
Umgang, auch dem der Freunde, gehört dazu. Trotzdem bin ich muthig, vor-
wärts, excelsior!" (KSB 5, Nr. 772, S. 364, Z. 6-12) Aufgegriffen wird der „Satz"
etwa bei Thomas Mann, vgl. Reed 2004, 307.
337, 4-8 Den Vormittag stieg ich in südlicher Richtung auf der herrlichen
Strasse nach Zoagli hin in die Höhe, an Pinien vorbei und weitaus das Meer
überschauend; des Nachmittags, so oft es nur die Gesundheit erlaubte, umgieng
ich die ganze Bucht von Santa Margherita bis hinter nach Porto fino.] Diese
Wegstrecke beträgt weit über zwanzig Kilometer. Bereits während seines Auf-
enthalts berichtete N.: „Mein Reich erstreckt sich jetzt von Portofino bis Zoagli;
ich wohne in der Mitte, nämlich in Rapallo, aber meine Spaziergänge führen
mich täglich an die genannten Grenzen meines Reichs. Der Hauptberg der
Gegend, von meiner Wohnung an aufsteigend, heißt ,der fröhliche Berg',
Monte allegro: ein gutes omen — hoffe ich." (N. an Köselitz, 03. 12. 1882, KSB 6,
Nr. 343, S. 288, Z. 8-13) Einen Eindruck von N.s „Reich" in der Bucht von
Rapallo geben die Bilder in Krell/Bates 1997, 182-188.
337, 9-13 Dieser Ort und diese Landschaft ist durch die grosse Liebe, welche
der unvergessliche deutsche Kaiser Friedrich der Dritte für sie fühlte, meinem
Herzen noch näher gerückt; ich war zufällig im Herbst 1886 wieder an dieser
Küste, als er zum letzten Mal diese kleine vergessne Welt von Glück besuchte.]
Etwa zwischen dem 25. September und dem 20. Oktober 1886 wohnte N. in
Ruta Ligure bei Rapallo; zu dieser Zeit hielt sich auch der preußische Kronprinz
Friedrich Wilhelm, der 1888 als Friedrich III. den deutschen Kaiserthron bestei-
gen sollte, im benachbarten Portofino auf (vgl. N. an Emily Fynn, 02. 10. 1886,
KSB 7, Nr. 757, S. 259). Den „wunderlichen Welt-Winkel" der Bucht von Rapallo
beschrieb N. damals mit folgenden Worten: „Denken Sie sich eine Insel des
griechischen Archipelagos, mit Wald und Berg willkürlich überworfen, welche
durch einen Zufall eines Tags an das Festland herangeschwommen ist und
nicht wieder zurück kann. Es ist etwas Griechisches daran, ohne Zweifel:
andererseits etwas Piratenhaftes, Plötzliches, Verstecktes, Gefährliches; end-
lich, an einer einsamen Wendung, ein Stück tropischen Pinienwaldes, mit
dem man aus Europa weg ist, etwas Brasilianisches, wie mir mein Tischge-
nosse sagt, der die Erde mehrmals umreist hat." (N. an Köselitz, 10. 10. 1886,
KSB 7, Nr. 759, S. 261, Z. 5-15, vgl. die Photographien in CBT 649).
Anders als N. es nahelegt, hielt sich Friedrich (III.) von Preußen nur ein-
mal, nämlich 1886, in Portofino auf; N. selbst war es, der im Herbst jenes
Jahres „zum letzten Mal diese kleine vergessne Welt von Glück besuchte."
Friedrich III. wurde 1888, als EH entstand, für N. in zunehmendem Maße zu
habe meinem Amte und meiner Aufgabe zu leben [...]. Äußerlich gesehen,
ist es ein Leben wie das eines Greises und Einsiedlers: völlige Enthaltung von
Umgang, auch dem der Freunde, gehört dazu. Trotzdem bin ich muthig, vor-
wärts, excelsior!" (KSB 5, Nr. 772, S. 364, Z. 6-12) Aufgegriffen wird der „Satz"
etwa bei Thomas Mann, vgl. Reed 2004, 307.
337, 4-8 Den Vormittag stieg ich in südlicher Richtung auf der herrlichen
Strasse nach Zoagli hin in die Höhe, an Pinien vorbei und weitaus das Meer
überschauend; des Nachmittags, so oft es nur die Gesundheit erlaubte, umgieng
ich die ganze Bucht von Santa Margherita bis hinter nach Porto fino.] Diese
Wegstrecke beträgt weit über zwanzig Kilometer. Bereits während seines Auf-
enthalts berichtete N.: „Mein Reich erstreckt sich jetzt von Portofino bis Zoagli;
ich wohne in der Mitte, nämlich in Rapallo, aber meine Spaziergänge führen
mich täglich an die genannten Grenzen meines Reichs. Der Hauptberg der
Gegend, von meiner Wohnung an aufsteigend, heißt ,der fröhliche Berg',
Monte allegro: ein gutes omen — hoffe ich." (N. an Köselitz, 03. 12. 1882, KSB 6,
Nr. 343, S. 288, Z. 8-13) Einen Eindruck von N.s „Reich" in der Bucht von
Rapallo geben die Bilder in Krell/Bates 1997, 182-188.
337, 9-13 Dieser Ort und diese Landschaft ist durch die grosse Liebe, welche
der unvergessliche deutsche Kaiser Friedrich der Dritte für sie fühlte, meinem
Herzen noch näher gerückt; ich war zufällig im Herbst 1886 wieder an dieser
Küste, als er zum letzten Mal diese kleine vergessne Welt von Glück besuchte.]
Etwa zwischen dem 25. September und dem 20. Oktober 1886 wohnte N. in
Ruta Ligure bei Rapallo; zu dieser Zeit hielt sich auch der preußische Kronprinz
Friedrich Wilhelm, der 1888 als Friedrich III. den deutschen Kaiserthron bestei-
gen sollte, im benachbarten Portofino auf (vgl. N. an Emily Fynn, 02. 10. 1886,
KSB 7, Nr. 757, S. 259). Den „wunderlichen Welt-Winkel" der Bucht von Rapallo
beschrieb N. damals mit folgenden Worten: „Denken Sie sich eine Insel des
griechischen Archipelagos, mit Wald und Berg willkürlich überworfen, welche
durch einen Zufall eines Tags an das Festland herangeschwommen ist und
nicht wieder zurück kann. Es ist etwas Griechisches daran, ohne Zweifel:
andererseits etwas Piratenhaftes, Plötzliches, Verstecktes, Gefährliches; end-
lich, an einer einsamen Wendung, ein Stück tropischen Pinienwaldes, mit
dem man aus Europa weg ist, etwas Brasilianisches, wie mir mein Tischge-
nosse sagt, der die Erde mehrmals umreist hat." (N. an Köselitz, 10. 10. 1886,
KSB 7, Nr. 759, S. 261, Z. 5-15, vgl. die Photographien in CBT 649).
Anders als N. es nahelegt, hielt sich Friedrich (III.) von Preußen nur ein-
mal, nämlich 1886, in Portofino auf; N. selbst war es, der im Herbst jenes
Jahres „zum letzten Mal diese kleine vergessne Welt von Glück besuchte."
Friedrich III. wurde 1888, als EH entstand, für N. in zunehmendem Maße zu