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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0580
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Stellenkommentar EH Zarathustra, KSA 6, S. 340-341 557

Refrain ich in den Worten wiederfand „todt vor Unsterblichkeit..."] „Das Nacht-
lied" aus Za II (KSA 6, 136-138) zitiert N. wenige Seiten später in EH ausführlich
(EH Za 7, KSA 6, 345-347). N. wohnte im Frühjahr 1883 für mehrere Wochen an
der Piazza Barberini (vgl. NK 340, 19-24), in deren Mitte der Triton-Brunnen
von Lorenzo Bernini steht, dessen Plätschern er von seiner Dachgeschosswoh-
nung aus hören konnte (vgl. Buddensieg 2002, 131-133). Allerdings fiel N.s
Urteil über Berninis Plastiken ansonsten zeittypisch vernichtend aus, siehe NK
KSA 6, 46, 19 f.
Die Formel „todt vor Unsterblichkeit", mit der N. die „unsägliche Schwer-
muth" beschreibt, die ihn in den Wochen zwischen der Entstehung des ersten
und des zweiten Teils von Za belastete, verwendete N. in seinem Werk nur hier.
341, 9-14 Im Sommer, heimgekehrt zur heiligen Stelle, wo der erste Blitz des
Zarathustra-Gedankens mir geleuchtet hatte, fand ich den zweiten Zarathustra.
Zehn Tage genügten; ich habe in keinem Falle, weder beim ersten, noch beim
dritten und letzten mehr gebraucht.] Am 18. Juni 1883 erreichte N. Sils-Maria,
wo er bereits zwei Jahre zuvor den Sommer verbracht hatte; er blieb dort bis
zum 5. September. Der Ort, an dem er erstmals den Gedanken der Ewigen
Wiederkunft gefasst hatte (vgl. NK KSA 335, 8 f.; 335, 9-12 u. 337, 13-15), entfal-
tete bald wieder eine stimulierende Wirkung auf ihn: Während er Anfang Juli
noch nichts von einem zweiten Za zu berichten wusste, verkündete er bereits
zwei Wochen später: „Nun, ich habe den zweiten Vers hinter mir — und jetzt
wo er fertig ist, schaudert mir bei der Schwierigkeit, über die ich hinweg bin,
ohne an sie gedacht zu haben. / Seit meinem letzten Briefe [sc. vom 01. 07.
1883] gieng es mir besser und muthiger, und mit Einem Male hatte ich die
Conception zum zweiten Theile Zarathustra — und nach der Conception
auch die Geburt: Alles mit der größten Vehemenz. / (Dabei ist mir der Gedanke
gekommen, daß ich wahrscheinlich an einer solchen Gefühls-Explosion und
-Expansion einmal sterben werde: hol' mich der Teufel!) / Das Manuscript für
die Druckerei wird übermorgen fertig sein, es fehlen nur noch die letzten 5
Abschnitte; und meine Augen ziehn meinem ,Fleiße' Grenzen." (N. an Köselitz,
13. 07. 1883, KSB 6, Nr. 433, S. 397, Z. 20-32).
Nach der „Geburt" von Za II, die an Heftigkeit derjenigen von Za I nicht
nachstand, beabsichtigte N., sich für die Abfassung des dritten Teils seiner
Schrift Zeit zu lassen: „In der Hauptsache galt es, sich auf die zweite
Stufe zu schwingen, — um von dort aus noch die dritte zu erreichen
(deren Name ist: ,Mittag und Ewigkeit': das sagte ich Ihnen schon einmal?
Aber ich bitte Sie inständig, davon gegen Jedermann zu schweigen! Für den
dritten Theil will ich mir Zeit lassen, vielleicht Jahre -)“ (ebd., S. 397, Z. 42-
47). Es sollte nicht Jahre, sondern nur sechs Monate dauern bis zu einer neuer-
 
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