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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0581
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558 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

liehen eruptiven Entladung von N.s Schaffensdrang, vgl. N.s Brief an seinen
Verleger Schmeitzner, 18. 01. 1884 (KSB 6, Nr. 479, S. 465 f.).
Dass N. die einzelnen Teile von Za erst in EH zu „Zehn-Tage-Werken" (341,
31) stilisierte, legen auch die Worte nahe, die er kurz nach Abschluss von Za
III am 25. 01. 1884 an Overbeck richtete: „Das Ganze ist [...] genau im Verlaufe
eines Jahrs entstanden: im strengeren Sinne sogar im Verlaufe von 3 x 2
Wochen." (KSB 6, Nr. 480, S. 466, Z. 6-8) Zu N.s Wahl der symbolischen Zehn-
zahl vgl. NK 341, 31-342, 1. Nachdem der dritte Teil von Za 1884 veröffentlicht
worden war, betrachtete N. sein Werk zunächst als abgeschlossen. Ein Jahr
später erschien jedoch als Privatdruck ein „vierter und letzter Theil", den N.
nur einem kleinen Leserkreis zur Verfügung stellte. Diesen auch hier in EH
geheim gehaltenen letzten Za nahm N. nicht in die neue Ausgabe „in drei
Theilen" auf, für die er die unverkauften Restexemplare der ersten drei Teile
der Schrift zusammenbinden und mit einem neuen Titelblatt versehen ließ.
Diese einzige von N. verantwortete Gesamtausgabe von Za wurde Ende 1886
an den Buchhandel ausgeliefert (Schaberg 2002, 292). Za IV wurde erst 1892,
also nach N.s Zusammenbruch, in einer von Köselitz besorgten Ausgabe veröf-
fentlicht.
341, 14-16 Im Winter darauf, unter dem halkyonischen Himmel Nizza's, der
damals zum ersten Male in mein Leben hineinglänzte, fand ich den dritten Zara-
thustra — und war fertig.] In Nizza wohnte N. erstmals zwischen dem 2. Dezem-
ber 1883 und dem 20. April 1884, nachdem er Genua wegen seines schlechten
Gesundheitszustandes verlassen hatte. „Licht, Licht, Licht — darauf bin ich
nun einmal eingerichtet. —" (N. an Franziska und Elisabeth N., 04. 12. 1883,
KSB 6, Nr. 475, S. 459, Z. 31 f.). Die Helligkeit und Klarheit des Himmels („Von
der belebenden, ja förmlich elektrisirenden Wirkung dieser Lichtfülle auf mein
ganzes System kann ich keinen Begriff geben" — ebd., S. 458, Z. 18-20), das
trockene Klima und die frische, windige Meeresluft Nizzas bekamen ihm gut. Er
verbrachte bis 1887/88 noch drei weitere Winter in der Stadt, die er zu seinem
Winterwohnsitz machte, wie er Sils-Maria als Sommeraufenthalt gewählt hatte:
„Nizza und Engadin: aus diesem Cirkeltanze darf ich altes Pferd immer noch
nicht heraus." (N. an Meysenbug, 13. 12. 1886, KSB 7, Nr. 780, S. 290, Z. 10 f.).
Als ,halkyonische Tage' werden jene windstillen Tage um die Winterson-
nenwende im Dezember bezeichnet, an denen das Mittelmeer völlig ruhig ist.
Zum mythologischen Hintergrund und zu N.s Selbstcharakterisierung als Hal-
kyonier siehe NK KSA 6, 37, 15.
Zur Entstehung von Za III vgl. NK 341, 9-14.
341, 17-19 Viele verborgne Flecke und Höhen aus der Landschaft Nizza's sind
mir durch unvergessliche Augenblicke geweiht] Obwohl die „lärmende, elegante
 
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