Stellenkommentar EH Zarathustra, KSA 6, S. 341 559
Stadt" (N. an Franziska und Elisabeth N., 04. 12. 1883, KSB 6, Nr. 475, S. 458,
Z. 6 f.) N. nicht besonders gefiel, erachtete er die Umgebung Nizzas als
„umfänglich genug [...], um jeden Grad einsiedlerischer Verborgenheit zu
gestatten. Die ganz ausgesuchten Dinge der Natur, wie die Waldwege am
nächsten Berge, wie die Halbinsel Saint-Jean, hat unsereins für sich; ebenso ist
die ganze herrlich-freie Promenade am stark brandenden Meere (ca. dreiviertel
Stunde lang —) nur für ein paar Stunden des Tages besucht." (N. an Köselitz,
24. 11. 1885, KSB 7, Nr. 648, S. 114 f., Z. 44-49) Über die in 341, 17-19 angedeute-
ten „unvergesslichen Augenblicke" schweigt N. in seinen Briefen aus Nizza.
Er „gehe Vormittags eine Stunde, Nachmittags drei Stunden durchschnittlich
spazieren, in scharfem Schritte — Tag für Tag den gleichen Weg: er ist schön
genug dazu" (N. an Franziska N., 20. 03. 1888, KSB 8, Nr. 1005, S. 272, Z. 26-
29), lautet eine der spärlichen Auskünfte, die er in den Briefen über seine
Ausflüge in die Umgebung Nizzas gab. Vgl. NK 341, 19-22.
341, 19-22 jene entscheidende Partie, welche den Titel „von alten und neuen
Tafeln" trägt, wurde im beschwerlichsten Aufsteigen von der Station zu dem
wunderbaren maurischen Felsenneste Eza gedichtet] Eze ist eine an einem stei-
len Küstenabschnitt der französischen Riviera zwischen Nizza und Monaco
gelegene Gemeinde. Sie erstreckt sich von Eze-sur-Mer auf Meereshöhe über
den pittoresken Ortsteil Eze Village (430 m ü. d. M.) bis auf etwa 700 m Höhe.
N. erreichte mit dem Zug den Bahnhof des Küstenortes und wanderte dann
hinauf bis zur maurischen Zitadelle, die sich auf dem Gipfel des Berges befin-
det (Krell/Bates 2000, 195; allgemein zu N.s Aufenthalten in Nizza und Umge-
bung ebd., 193-211). Den Weg, auf dem N. „jene entscheidende Partie" des Za
gedichtet haben will (Za III Von alten und neuen Tafeln, KSA 4, 246-269), und
die landschaftliche Schönheit des Ortes hat N. in seinen Briefen vor der Erwäh-
nung in EH nicht explizit beschrieben.
341, 22-25 die Muskel-Behendheit war bei mir immer am grössten, wenn die
schöpferische Kraft am reichsten floss. Der Leib ist begeistert: lassen wir die
„Seele" aus dem Spiele...] Nach NL 1887, 9[70], KSA 12, 372 (KGW IX 6, W II
1, 92, 30-32) sind ,,[a]lle genialen Augenblicke [...] von einem Überschuß an
Muskelkraft begleitet". Die Bemerkung spielt auf N.s Lektüre von Harald Höff-
dings Psychologie in Umrissen auf Grundlage der Erfahrung an, bei der er viele
Lesespuren hinterlassen hat (Höffding 1887, 36-87). Dort wurde die Frage des
Verhältnisses von Seele und Leib („Körper") empirisch angegangen, bevor
Höffding zu einer (an Spinoza orientierten) Identitätshypothese fortschritt:
„Die Identitätshypothese sieht die beiden Welten als zwei durch die Erfahrung
gegebene Äusserungen eines und desselben Wesens." (Ebd., 82).
341, 25-29 Man hat mich oft tanzen sehn können; ich konnte damals, ohne
einen Begriff von Ermüdung, sieben, acht Stunden auf Bergen unterwegs sein.
Stadt" (N. an Franziska und Elisabeth N., 04. 12. 1883, KSB 6, Nr. 475, S. 458,
Z. 6 f.) N. nicht besonders gefiel, erachtete er die Umgebung Nizzas als
„umfänglich genug [...], um jeden Grad einsiedlerischer Verborgenheit zu
gestatten. Die ganz ausgesuchten Dinge der Natur, wie die Waldwege am
nächsten Berge, wie die Halbinsel Saint-Jean, hat unsereins für sich; ebenso ist
die ganze herrlich-freie Promenade am stark brandenden Meere (ca. dreiviertel
Stunde lang —) nur für ein paar Stunden des Tages besucht." (N. an Köselitz,
24. 11. 1885, KSB 7, Nr. 648, S. 114 f., Z. 44-49) Über die in 341, 17-19 angedeute-
ten „unvergesslichen Augenblicke" schweigt N. in seinen Briefen aus Nizza.
Er „gehe Vormittags eine Stunde, Nachmittags drei Stunden durchschnittlich
spazieren, in scharfem Schritte — Tag für Tag den gleichen Weg: er ist schön
genug dazu" (N. an Franziska N., 20. 03. 1888, KSB 8, Nr. 1005, S. 272, Z. 26-
29), lautet eine der spärlichen Auskünfte, die er in den Briefen über seine
Ausflüge in die Umgebung Nizzas gab. Vgl. NK 341, 19-22.
341, 19-22 jene entscheidende Partie, welche den Titel „von alten und neuen
Tafeln" trägt, wurde im beschwerlichsten Aufsteigen von der Station zu dem
wunderbaren maurischen Felsenneste Eza gedichtet] Eze ist eine an einem stei-
len Küstenabschnitt der französischen Riviera zwischen Nizza und Monaco
gelegene Gemeinde. Sie erstreckt sich von Eze-sur-Mer auf Meereshöhe über
den pittoresken Ortsteil Eze Village (430 m ü. d. M.) bis auf etwa 700 m Höhe.
N. erreichte mit dem Zug den Bahnhof des Küstenortes und wanderte dann
hinauf bis zur maurischen Zitadelle, die sich auf dem Gipfel des Berges befin-
det (Krell/Bates 2000, 195; allgemein zu N.s Aufenthalten in Nizza und Umge-
bung ebd., 193-211). Den Weg, auf dem N. „jene entscheidende Partie" des Za
gedichtet haben will (Za III Von alten und neuen Tafeln, KSA 4, 246-269), und
die landschaftliche Schönheit des Ortes hat N. in seinen Briefen vor der Erwäh-
nung in EH nicht explizit beschrieben.
341, 22-25 die Muskel-Behendheit war bei mir immer am grössten, wenn die
schöpferische Kraft am reichsten floss. Der Leib ist begeistert: lassen wir die
„Seele" aus dem Spiele...] Nach NL 1887, 9[70], KSA 12, 372 (KGW IX 6, W II
1, 92, 30-32) sind ,,[a]lle genialen Augenblicke [...] von einem Überschuß an
Muskelkraft begleitet". Die Bemerkung spielt auf N.s Lektüre von Harald Höff-
dings Psychologie in Umrissen auf Grundlage der Erfahrung an, bei der er viele
Lesespuren hinterlassen hat (Höffding 1887, 36-87). Dort wurde die Frage des
Verhältnisses von Seele und Leib („Körper") empirisch angegangen, bevor
Höffding zu einer (an Spinoza orientierten) Identitätshypothese fortschritt:
„Die Identitätshypothese sieht die beiden Welten als zwei durch die Erfahrung
gegebene Äusserungen eines und desselben Wesens." (Ebd., 82).
341, 25-29 Man hat mich oft tanzen sehn können; ich konnte damals, ohne
einen Begriff von Ermüdung, sieben, acht Stunden auf Bergen unterwegs sein.