Stellenkommentar EH WA, KSA 6, S. 362-364 609
von mir öffentlich zu reden? Jener ausgezeichnete Däne Georg Brandes, der
letzten Winter einen Cyklus von Vorlesungen über den ,deutschen Philosophen
Nietzsche' gehalten hat. Wer von meinen Freunden hat denn dazu den Muth
gehabt?..." (KSA 14, 509).
In seinem Brief vom 03. 04. 1888, KGB III 6, Nr. 533, S. 184 unterrichtete
Brandes N. darüber, dass er in Kopenhagen über ihn Vorlesungen halten
werde, was zwischen dem 10. April und 8. Mai 1888 auch geschah. (Unter dem
Titel Aristokratischer Radicalismus. Eine Abhandlung über Friedrich Nietzsche
erschien 1890 in der Deutschen Rundschau eine aus den Vorlesungen hervorge-
gangene Studie.) N. erwähnte in zahlreichen seiner Briefe von 1888 Brandes'
Vorlesungen; schließlich schrieb er am 20. 11. 1888 an Brandes selbst über die
Stelle 363, 27-30: „Auch dürfen Sie darüber nicht böse sein, daß Sie selber an
einer entscheidenden Stelle des Buchs [sc. EH] auftreten — ich schrieb sie
eben — in diesem Zusammenhänge, daß ich das Verhalten meiner deut-
schen Freunde gegen mich stigmatisire, das absolut In-Stichgelassen-sein mit
Ehre wie mit Philosophie. — Sie kommen, eingehüllt in eine artige Wolke von
Glorie, auf einmal zum Vorschein..." (KSB 8, Nr. 1151, S. 483, Z. 35-41).
363, 32 amor fati ist meine innerste Natur] Vgl. NK 297, 24 f.
363, 32 f. Dies schliesst aber nicht aus, dass ich die Ironie liebe, sogar die welt-
historische Ironie.] Vgl. NK KSA 6, 208, 25-27.
363, 34-364, 1 vor dem zerschmetternden Blitzschlag der Umwerthung] Vgl.
NK KSA 6, 169, 20-23.
364, 6-11 Soeben schreibt mir noch, damit auch die Freunde nicht fehlen, eine
alte Freundin, sie lache jetzt über mich... Und dies in einem Augenblicke, wo
eine unsägliche Verantwortlichkeit auf mir liegt, — wo kein Wort zu zart, kein
Blick ehrfurchtsvoll genug gegen mich sein kann. Denn ich trage das Schicksal
der Menschheit auf der Schulter. —] Diese Sätze wurden im Druckmanuskript
von fremder Hand gestrichen. Vermutlich sollte hier die nicht mehr vorhan-
dene Stelle eingefügt werden, die N. in einem Briefentwurf an Cosima Wagner
von Ende Dezember 1888 als schon verfasst erwähnte: „Auch kommt Malvida
als Kundry vor..." (KSB 8, Nr. 1211, S. 551, Z. 7) Von der Idee zu dieser Stelle
hatte N. bereits am 25. 11. 1888 Köselitz berichtet: „Neulich fiel mir ein, Malvida
an einer entscheidenden Stelle von ,Ecce homo' als Kundry vorzuführen,
welche lacht... Ich habe 4 Tage lang die Möglichkeit verloren, einen gesetzten
Ernst in mein Gesicht zu bringen —" (KSB 8, Nr. 1157, S. 489, Z. 45-48, vgl. NK
268, 26-29).
Anlass für N.s Bosheit gegenüber der alten Freundin Malwida von Meysen-
bug dürfte ihr nur fragmentarisch überlieferter Brief von Mitte Oktober 1888
von mir öffentlich zu reden? Jener ausgezeichnete Däne Georg Brandes, der
letzten Winter einen Cyklus von Vorlesungen über den ,deutschen Philosophen
Nietzsche' gehalten hat. Wer von meinen Freunden hat denn dazu den Muth
gehabt?..." (KSA 14, 509).
In seinem Brief vom 03. 04. 1888, KGB III 6, Nr. 533, S. 184 unterrichtete
Brandes N. darüber, dass er in Kopenhagen über ihn Vorlesungen halten
werde, was zwischen dem 10. April und 8. Mai 1888 auch geschah. (Unter dem
Titel Aristokratischer Radicalismus. Eine Abhandlung über Friedrich Nietzsche
erschien 1890 in der Deutschen Rundschau eine aus den Vorlesungen hervorge-
gangene Studie.) N. erwähnte in zahlreichen seiner Briefe von 1888 Brandes'
Vorlesungen; schließlich schrieb er am 20. 11. 1888 an Brandes selbst über die
Stelle 363, 27-30: „Auch dürfen Sie darüber nicht böse sein, daß Sie selber an
einer entscheidenden Stelle des Buchs [sc. EH] auftreten — ich schrieb sie
eben — in diesem Zusammenhänge, daß ich das Verhalten meiner deut-
schen Freunde gegen mich stigmatisire, das absolut In-Stichgelassen-sein mit
Ehre wie mit Philosophie. — Sie kommen, eingehüllt in eine artige Wolke von
Glorie, auf einmal zum Vorschein..." (KSB 8, Nr. 1151, S. 483, Z. 35-41).
363, 32 amor fati ist meine innerste Natur] Vgl. NK 297, 24 f.
363, 32 f. Dies schliesst aber nicht aus, dass ich die Ironie liebe, sogar die welt-
historische Ironie.] Vgl. NK KSA 6, 208, 25-27.
363, 34-364, 1 vor dem zerschmetternden Blitzschlag der Umwerthung] Vgl.
NK KSA 6, 169, 20-23.
364, 6-11 Soeben schreibt mir noch, damit auch die Freunde nicht fehlen, eine
alte Freundin, sie lache jetzt über mich... Und dies in einem Augenblicke, wo
eine unsägliche Verantwortlichkeit auf mir liegt, — wo kein Wort zu zart, kein
Blick ehrfurchtsvoll genug gegen mich sein kann. Denn ich trage das Schicksal
der Menschheit auf der Schulter. —] Diese Sätze wurden im Druckmanuskript
von fremder Hand gestrichen. Vermutlich sollte hier die nicht mehr vorhan-
dene Stelle eingefügt werden, die N. in einem Briefentwurf an Cosima Wagner
von Ende Dezember 1888 als schon verfasst erwähnte: „Auch kommt Malvida
als Kundry vor..." (KSB 8, Nr. 1211, S. 551, Z. 7) Von der Idee zu dieser Stelle
hatte N. bereits am 25. 11. 1888 Köselitz berichtet: „Neulich fiel mir ein, Malvida
an einer entscheidenden Stelle von ,Ecce homo' als Kundry vorzuführen,
welche lacht... Ich habe 4 Tage lang die Möglichkeit verloren, einen gesetzten
Ernst in mein Gesicht zu bringen —" (KSB 8, Nr. 1157, S. 489, Z. 45-48, vgl. NK
268, 26-29).
Anlass für N.s Bosheit gegenüber der alten Freundin Malwida von Meysen-
bug dürfte ihr nur fragmentarisch überlieferter Brief von Mitte Oktober 1888