Überblickskommentar 643
thustra erscheint am Ende Dionysos selbst und erfüllt damit Ariadnes Bitte,
wenn auch auf prekäre Weise.
Neben solchen Übernahmen aus Also sprach Zarathustra zeugt die wieder-
holte Rollen-Zuweisung des lyrischen Ichs an Zarathustra von der engen Ver-
bindung mit diesem Werk, auf das N. auch in Ecce homo die Aufmerksamkeit
zu lenken versuchte. Da er überdies die Zarathustra-Figur ausdrücklich und
mehrfach ,dionysisch' definierte, bis zu dem Grade, dass Zarathustra und Dio-
nysos ineinander übergehen, werden die Zarathustra-Referenzen auch sub-
stantiell zu einem Bestandteil der als Dionysos-Dithyramben bezeichneten
Sammlung. Da ferner das sprechende Ich sowohl mit der Zarathustra-Gestalt
verschmilzt wie auch sich mit dem Dionysischen identifiziert, ergeben sich
vielfältig gleitende Übergänge.
Über den vierten Teil des Zarathustra hinaus nahm N. zahlreiche Vorstel-
lungen aus dessen anderen Teilen auf. Nicht zuletzt wirkte die in nächster
zeitlicher Nachbarschaft und partiell gleichzeitig entstandene, autogenealogi-
sche Schrift Ecce homo wie ein Resonanzraum in die bereits in Angriff genom-
menen Dionysos-Dithyramben herein. Schon in den Ausführungen zum Dithy-
rambus kündigen sie sich an. „Ich bin der Erfinder des Dithyrambus" statuierte
N. (EH, Za 7, KSA 6, 345, 18 f.), indem er zugleich auch die Sprache des Zara-
thustra als dithyrambisch verstanden wissen wollte. Als Quellen im engeren
Sinn kommen daher besonders N.s eigene Werke, vor allem Zarathustra und
Ecce homo, in Betracht. Selbstreferentialität ist ein Grundzug in den letzten
Jahren von N.s bewusstem Dasein.
Das Druckmanuskript von DD lag, wie einer Mitteilung an Cosima Wagner
zu entnehmen ist, am 3. Januar 1889 ausgearbeitet vor: „Man erzählt mir, daß
ein gewisser göttlicher Hanswurst dieser Tage mit den Dionysos-Dithyramben
fertig geworden ist..." (KSB 8, Nr. 1240, S. 572) Mit N.s Zusammenbruch verzö-
gerte sich aber die Drucklegung. 1890 fassten Köselitz und Naumann den Ent-
schluss, die Gedichtsammlung zusammen mit dem erst in Privatdruck-Kleinst-
auflage vorliegenden Za IV zu veröffentlichen. Drei der neun Gedichte
entstammten, wenn auch in abweichender Form, ja dem Za-Text, so dass nun
in einem Anhang zu Za I-IV nur die übrigen sechs Gedichte als Dionysos-
Dithyramben publiziert werden sollten. Der Druck dieses Bandes war im
November 1890 abgeschlossen; die Auslieferung war im Frühjahr 1891 zur Leip-
ziger Buchmesse geplant. Dann aber intervenierte N.s Mutter Franziska auf
Druck ihrer Tochter Elisabeth beim Verleger und verlangte, die Publikation zu
sistieren. Die Familie fürchtete mögliche Strafverfolgung wegen blasphemi-
scher und majestätsbeleidigender Äußerungen N.s. Erst nachdem sich Elisa-
beth sämtliche Rechte an den Schriften ihres Bruders gesichert und Naumann
noch ein zusätzliches Honorar abgerungen hatte, konnte der längst gedruckte
thustra erscheint am Ende Dionysos selbst und erfüllt damit Ariadnes Bitte,
wenn auch auf prekäre Weise.
Neben solchen Übernahmen aus Also sprach Zarathustra zeugt die wieder-
holte Rollen-Zuweisung des lyrischen Ichs an Zarathustra von der engen Ver-
bindung mit diesem Werk, auf das N. auch in Ecce homo die Aufmerksamkeit
zu lenken versuchte. Da er überdies die Zarathustra-Figur ausdrücklich und
mehrfach ,dionysisch' definierte, bis zu dem Grade, dass Zarathustra und Dio-
nysos ineinander übergehen, werden die Zarathustra-Referenzen auch sub-
stantiell zu einem Bestandteil der als Dionysos-Dithyramben bezeichneten
Sammlung. Da ferner das sprechende Ich sowohl mit der Zarathustra-Gestalt
verschmilzt wie auch sich mit dem Dionysischen identifiziert, ergeben sich
vielfältig gleitende Übergänge.
Über den vierten Teil des Zarathustra hinaus nahm N. zahlreiche Vorstel-
lungen aus dessen anderen Teilen auf. Nicht zuletzt wirkte die in nächster
zeitlicher Nachbarschaft und partiell gleichzeitig entstandene, autogenealogi-
sche Schrift Ecce homo wie ein Resonanzraum in die bereits in Angriff genom-
menen Dionysos-Dithyramben herein. Schon in den Ausführungen zum Dithy-
rambus kündigen sie sich an. „Ich bin der Erfinder des Dithyrambus" statuierte
N. (EH, Za 7, KSA 6, 345, 18 f.), indem er zugleich auch die Sprache des Zara-
thustra als dithyrambisch verstanden wissen wollte. Als Quellen im engeren
Sinn kommen daher besonders N.s eigene Werke, vor allem Zarathustra und
Ecce homo, in Betracht. Selbstreferentialität ist ein Grundzug in den letzten
Jahren von N.s bewusstem Dasein.
Das Druckmanuskript von DD lag, wie einer Mitteilung an Cosima Wagner
zu entnehmen ist, am 3. Januar 1889 ausgearbeitet vor: „Man erzählt mir, daß
ein gewisser göttlicher Hanswurst dieser Tage mit den Dionysos-Dithyramben
fertig geworden ist..." (KSB 8, Nr. 1240, S. 572) Mit N.s Zusammenbruch verzö-
gerte sich aber die Drucklegung. 1890 fassten Köselitz und Naumann den Ent-
schluss, die Gedichtsammlung zusammen mit dem erst in Privatdruck-Kleinst-
auflage vorliegenden Za IV zu veröffentlichen. Drei der neun Gedichte
entstammten, wenn auch in abweichender Form, ja dem Za-Text, so dass nun
in einem Anhang zu Za I-IV nur die übrigen sechs Gedichte als Dionysos-
Dithyramben publiziert werden sollten. Der Druck dieses Bandes war im
November 1890 abgeschlossen; die Auslieferung war im Frühjahr 1891 zur Leip-
ziger Buchmesse geplant. Dann aber intervenierte N.s Mutter Franziska auf
Druck ihrer Tochter Elisabeth beim Verleger und verlangte, die Publikation zu
sistieren. Die Familie fürchtete mögliche Strafverfolgung wegen blasphemi-
scher und majestätsbeleidigender Äußerungen N.s. Erst nachdem sich Elisa-
beth sämtliche Rechte an den Schriften ihres Bruders gesichert und Naumann
noch ein zusätzliches Honorar abgerungen hatte, konnte der längst gedruckte