678 Dionysos-Dithyramben
den Korrelation von „Jüngst" und „Jetzt" in 390, 14-22. Mit dem pointierend
hervorgehobenen „Stolz" bezieht sich N. auf die seit FW 125 immer wieder
„stolz" hervorgehobene Verkündigung vom Tod Gottes. Als „Einsiedler ohne
Gott" erscheint Zarathustra, nachdem ihm am Anfang des nach ihm benannten
Werkes ein „alter Einsiedler" begegnet ist, der noch, wie es der Tradition
christlicher Einsiedler entspricht, der alten Glaubenswelt anhängt (Za I Zara-
thustra's Vorrede 2, KSA 4, 12, 12-14, 7). „Der scharlachne Prinz jedes Über-
muths" evoziert im gegebenen Kontext auch die Assoziation mit der Krankheit
(„Scharlach"). Von „Übermuth" beschwingt sind die Lieder des Prinzen Vogel-
frei, Übermut ist aber auch die mit dem „Teufel" verbundene Ursünde der
superbia. Zum „scharlachnen Prinzen" siehe NK KSA 6, 288, 24-27.
Zu 392, 3-5 teilt KSA 14, 516 die folgende Vorstufe mit: „Ist dies nicht der
Verführer Zarathustra? / Der Einsiedler ohne Gott? / Der Zweisiedler mit dem
Teufel? / Der scharlachne Prinz der Finsterniß?"
392, 9 ein Fragezeichen] Siehe NK 393, 7.
392, 12 f. sie werden dich schon „lösen", / sie hungern schon nach deiner
„Lösung"] Vgl. den Überblickskommentar. N. spielt mit der Mehrdeutigkeit des
Begriffs ,lösen'. Primär meint er die Aasvögel, welche den am Galgen seiner
Erkenntnisse hängenden „Selbsthenker" zerfressen, er erinnert aber auch an
Dionysos, der als „Lysios", d. h. als ,Löser' in einem ganz anderen Sinn galt —
N. bezog sich darauf schon in seinen frühen Texten. Schließlich spielt er paro-
distisch auf den Begriff der ,Erlösung' an, der bei Schopenhauer und Wagner
von großer Bedeutung ist. Von dem verheißungsvollen Ausruf „ihr sollt erlöst
werden" in der Geburt der Tragödie (GT 20, KSA 1, 132, 16) über das Za-Kapitel
Von der Erlösung (KSA 4, 177-182) bis zum Fall Wagner (WA Nachschrift, KSA 6,
41 f.) erhält dieser Begriff bei N. teils emphatisch auf ,Zukunft' insistierenden
Nachdruck, teils erfährt er ironische Brechungen. Im Fall Wagner bezeichnet
N. „das Bedürfniss nach Erlösung" als „Inbegriff aller christlichen Bedürf-
nisse" (WA Epilog, KSA 6, 51, 34-52, 1) und damit als etwas, was überwunden
werden muss.
Das Feuerzeichen.
Während der Titel nur ein Feuerzeichen ankündigt, ist alsbald von einer Reihe
von „Höhenfeuern", von „Feuerzeichen" in der Mehrzahl die Rede, von „Frage-
zeichen für Solche, die Antwort haben" (393, 5-7). Nach diesen pluralischen
Bezeichnungen im ersten Abschnitt geht der zweite Abschnitt wieder zu singu-
larischen Formen über: „Diese Flamme [...] dieses Zeichen" (393, 8-12). Da es
den Korrelation von „Jüngst" und „Jetzt" in 390, 14-22. Mit dem pointierend
hervorgehobenen „Stolz" bezieht sich N. auf die seit FW 125 immer wieder
„stolz" hervorgehobene Verkündigung vom Tod Gottes. Als „Einsiedler ohne
Gott" erscheint Zarathustra, nachdem ihm am Anfang des nach ihm benannten
Werkes ein „alter Einsiedler" begegnet ist, der noch, wie es der Tradition
christlicher Einsiedler entspricht, der alten Glaubenswelt anhängt (Za I Zara-
thustra's Vorrede 2, KSA 4, 12, 12-14, 7). „Der scharlachne Prinz jedes Über-
muths" evoziert im gegebenen Kontext auch die Assoziation mit der Krankheit
(„Scharlach"). Von „Übermuth" beschwingt sind die Lieder des Prinzen Vogel-
frei, Übermut ist aber auch die mit dem „Teufel" verbundene Ursünde der
superbia. Zum „scharlachnen Prinzen" siehe NK KSA 6, 288, 24-27.
Zu 392, 3-5 teilt KSA 14, 516 die folgende Vorstufe mit: „Ist dies nicht der
Verführer Zarathustra? / Der Einsiedler ohne Gott? / Der Zweisiedler mit dem
Teufel? / Der scharlachne Prinz der Finsterniß?"
392, 9 ein Fragezeichen] Siehe NK 393, 7.
392, 12 f. sie werden dich schon „lösen", / sie hungern schon nach deiner
„Lösung"] Vgl. den Überblickskommentar. N. spielt mit der Mehrdeutigkeit des
Begriffs ,lösen'. Primär meint er die Aasvögel, welche den am Galgen seiner
Erkenntnisse hängenden „Selbsthenker" zerfressen, er erinnert aber auch an
Dionysos, der als „Lysios", d. h. als ,Löser' in einem ganz anderen Sinn galt —
N. bezog sich darauf schon in seinen frühen Texten. Schließlich spielt er paro-
distisch auf den Begriff der ,Erlösung' an, der bei Schopenhauer und Wagner
von großer Bedeutung ist. Von dem verheißungsvollen Ausruf „ihr sollt erlöst
werden" in der Geburt der Tragödie (GT 20, KSA 1, 132, 16) über das Za-Kapitel
Von der Erlösung (KSA 4, 177-182) bis zum Fall Wagner (WA Nachschrift, KSA 6,
41 f.) erhält dieser Begriff bei N. teils emphatisch auf ,Zukunft' insistierenden
Nachdruck, teils erfährt er ironische Brechungen. Im Fall Wagner bezeichnet
N. „das Bedürfniss nach Erlösung" als „Inbegriff aller christlichen Bedürf-
nisse" (WA Epilog, KSA 6, 51, 34-52, 1) und damit als etwas, was überwunden
werden muss.
Das Feuerzeichen.
Während der Titel nur ein Feuerzeichen ankündigt, ist alsbald von einer Reihe
von „Höhenfeuern", von „Feuerzeichen" in der Mehrzahl die Rede, von „Frage-
zeichen für Solche, die Antwort haben" (393, 5-7). Nach diesen pluralischen
Bezeichnungen im ersten Abschnitt geht der zweite Abschnitt wieder zu singu-
larischen Formen über: „Diese Flamme [...] dieses Zeichen" (393, 8-12). Da es