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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0705
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682 Dionysos-Dithyramben

dungsruhe zu erreichen. Diese stellt sich nun aus einem befriedeten Seelenzu-
stand her, dem „Wunsch und Hoffen" (396, 29) einer schon innerlich
überwundenen Vergangenheit angehören. Diesem Seelenzustand kommt die
„siebente Einsamkeit" wie ein Geschenk zu: „Siebente Einsamkeit! / Nie emp-
fand ich / näher mir süsse Sicherheit" (397, 1-3). Insofern stehen diese beiden
Dionysos-Dithyramben in einer engen Korrelation.
Im Rückblick auf die Schrift Jenseits von Gut und Böse heißt es in EH JGB
1: „Von da an sind alle meine Schriften Angelhaken: vielleicht verstehe ich
mich so gut als Jemand auf Angeln", allerdings fährt N. sogleich fort: „Wenn
Nichts sich fieng, so liegt die Schuld nicht an mir. Die Fische fehlten..."
(KSA 6, 350, 12-16) Jesus soll die Fischer Simon (Petrus) und Andreas mit den
Worten „Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!" (Mat-
thäus 4, 19) zu seinen ersten Jüngern berufen haben.

Die Sonne sinkt.
Zum Kontext der im Titel exponierten Leitmetapher in der Literatur der Deca-
dence vgl. ÜK DD. Der französischen Lyrik der Decadence, etwa derjenigen
Verlaines und Rimbauds, entspricht auch das später von Georg Trakl noch
intensivierte Spiel mit autonomen Farben, so in 396, 5 f.: „In grünen Lichtern /
spielt Glück noch der braune Abgrund herauf"; 396, 25 f.: „Was je schwer war, /
sank in blaue Vergessenheit".
Detering 2010, 100 hält Die Sonne sinkt — eines der letzten Gedichte N.s —
für den Angelpunkt der Dionysos-Dithyramben, da dieser Dithyrambus von Tod
und Verklärung, von Zeit und Ewigkeit erzähle. Zur Interpretation siehe auch
Gritzmann 1997 u. Groddeck 1987.
395, 3 f. Nicht lange durstest du noch, / verbranntes Herz!] Wiederaufnahme
des im ersten Dithyrambus Nur Narr! Nur Dichter! exponierten Motivs (377, 8 f.:
„gedenkst du da, gedenkst du, heisses Herz, / wie einst du durstetest"; 380,
15-18: „von Einer Wahrheit / verbrannt und durstig / — gedenkst du noch,
gedenkst du, heisses Herz, / wie da du durstetest?").
395, 9-10 seid mir gegrüsst, dass ihr kommt / ihr plötzlichen Winde] KSA 14,
517 teilt dazu die folgende Vorstufe mit: „seid mir gelobt, die ihr kommt, / ihr
plötzlichen Winde, Tröstlinge".
395, 12-17 Die Luft geht fremd und rein. / Schielt nicht mit schiefem / Verführer-
blick / die Nacht mich an?... / Bleib stark, mein tapfres Herz! / Frag nicht:
warum? —] KSA 14, 517 verzeichnet als Vorstufe: „die Luft geht kühl und rein; /
 
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