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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0712
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Stellenkommentar DD Ruhm, KSA 6, S. 401-402 689

wordenen Klagen: „Du hast kleine Ohren, du hast meine Ohren [N. hatte auffal-
lend kleine Ohren!] [...] Ich bin dein Labyrinth..." (401, 22-25).
Das Assoziationsspektrum der Labyrinth-Metapher ist weit. Zum mytholo-
gischen Hintergrund vgl. den Überblickskommentar zu diesem Dithyrambus u.
NK KSA 6, 45, 2-7. Eine Ecce homo-Vorstufe lautet: „man ist nicht umsonst mit
der schönen Ariadne befreundet, für das Labyrinth besteht eine eigne Neu-
gierde, — die Bekanntschaft des Herrn Minotaurus wird durchaus nicht abge-
lehnt..." (KSA 14, 484). Im Fall Wagner spricht N. vom „Labyrinth der modernen
Seele" (WA Vorwort, KSA 6, 12, 23 f.). In Ecce homo (Warum ich so gute Bücher
schreibe 3, KSA 6, 303, 21 f.) heißt es: „man wird niemals in dies Labyrinth
verwegener Erkenntnisse eintreten". Zugleich spielen diese Worte auf einen
anatomischen Bestandteil des Innen-Ohrs an, auf das sog. Labyrinth. N. wen-
det die Metaphorik auch auf Wagner an: „Ah, dieser alte Räuber! Er raubt uns
die Jünglinge, er raubt selbst noch unsre Frauen und schleppt sie in seine
Höhle... Ah, dieser alte Minotaurus!" (WA Nachschrift, KSA 6, 45, 2-4).
In Ecce homo betont N., dass Zarathustra „mit sich redet" (EH Za 7, KSA 6,
345, 20), und dass auch er selbst als Verfasser von Dithyramben „mit sich
allein redet": „Welche Sprache wird ein solcher Geist reden, wenn er mit sich
allein redet? Die Sprache des Dithyrambus" (KSA 6, 345, 17 f.). N. charakte-
risiert seine spezifische Version des Dithyrambus mit den Worten: „ich fürchte,
bis in die höchsten Formen des Dithyrambus findet man bei mir von jenem
Salze beigemischt, das niemals dumm — ,deutsch' — wird, esprit"; und er fährt
alsbald mit einer kalauernden Bemerkung fort, die auch den eigentlichen Sinn
des Hinweises auf seine kleinen Ohren in der Klage der Ariadne erkennen lässt:
„Wir wissen Alle, Einige wissen es sogar aus Erfahrung, was ein Langohr ist.
Wohlan, ich wage zu behaupten, dass ich die kleinsten Ohren habe. Dies inte-
ressirt gar nicht wenig die Weiblein —, es scheint mir, sie fühlen sich besser
von mir verstanden?... Ich bin der Antiesel par excellence" (EH Warum ich
so gute Bücher schreibe 2, KSA 6, 302, 2-10).
401, 24 Muss man sich nicht erst hassen, wenn man sich lieben soll?...] Mit dem
Motiv der Hassliebe, das Catull in einem Epigramm zu der Formel „odi et amo"
verdichtet hatte, inszeniert N. erneut eines seiner Paradoxe.

Ruhm und Ewigkeit.
Das Manuskript dieses Gedichts hatte N. am 29. 12. 1888 an den Verleger Nau-
mann per Einschreiben abgehen lassen — „ein non plus ultra von Höhe und
Erfindung" (KSB 8, Nr. 1220, S. 558, Z. 15 f.). Diese Formel noch überbietend,
heißt es in einem Briefentwurf an Köselitz vom Folgetag: „Ich habe gestern
 
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