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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0730
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Überblickskommentar 707

25. 01. 1889 gab Köselitz zu bedenken, ein Druck von nur 50 Exemplaren
„würde das Conto Nietzsche's belasten, während die Veröffentlichung wahr-
scheinlich die Kosten wieder hereinbrächte." Dieses Ansinnen, nun also doch
eine allgemeine Publikation von NW ins Auge zu fassen, konnte Overbeck wie-
derum nicht billigen, wie aus seinem Brief vom 27. 01. 1889 hervorgeht, wo er
als weiteres Argument gegen eine normale Publikation einwandte, das „Schrift-
chen" sei „eine Provocation", „deren Lautwerden meiner Ansicht nach N.'s
Freunde nur hemmen können in einem Augenblick, wo er durch ein unseliges
Geschick vom Kampfplatz so zu sagen verschwindet. Das schafft doch allem
Gegnerischen einen zu günstigen Boden. Ebendarum möchte ich allem buch-
händlerischen Interesse der Naumänner alles Dreinreden in diese Sache
abschneiden, und wäre die dabei angestellte Berechnung richtig, erst recht.
Denn in diesem Augenblick ist N. vor jedem Gassenerfolg nur zu schützen,
dessen Werthlosigkeit die höchst verdriesslichen Complicationen, die er her-
beiführen könnte, nicht lohnt." (Overbeck / Köselitz 1998, 220) In der Zwi-
schenzeit hatte sich auch Erwin Rohde in einem Brief an Overbeck vom 24. 01.
1889 entsprechend geäußert: „Aber wenigstens sein Pamphlet gegen W[agner]
werden Sie doch gewiß zurückzuhalten wissen?" (Overbeck / Rohde 1990, 135)
Köselitz seinerseits pflichtete Overbeck am 30. 01. 1889 bei (Overbeck / Köselitz
1998, 222). Constantin Georg Naumann stellte schließlich entgegen der Abspra-
che mit Köselitz und Overbeck 100 statt 50 Exemplare von NW her, was Over-
beck in seinem Brief an Naumann vom 15./16. 02. 1889 auch kritisierte (Over-
beck 2008, 8, 269-275). Zu den Empfängern dieses Privatdrucks gehörten
neben Köselitz und Overbeck auch Erwin Rohde, Carl von Gersdorff und Johan-
nes Volkelt (Kr I, 167, Fn. 209). Zur eigentlichen Veröffentlichung des Werkes
für den Buchhandel kam es erst im November 1894 (Schaberg 2002, 299), näm-
lich in dem von Fritz Koegel verantworteten, 8. Band der Werkausgabe N.s, der
auch den Antichrist in Erstausgabe enthält. 1895 erschien überdies ein „Einzel-
druck" von NW, zusammen mit Der Fall Wagner.
2 N.s werkspezifische Äußerungen
Die Entstehung von NW ist anhand von N.s brieflichen Äußerungen gut rekon-
struierbar. Auch außerhalb des unmittelbaren Entstehungskontextes, der Ave-
narius, Spitteler und Naumann involviert, war N. um Auskünfte über sein
neues Werk nicht verlegen. So hieß es am 11. 12. 1888 an Carl Fuchs: „inzwi-
schen steht und geht Alles wunderbar; ich habe nie annähernd eine solche
Zeit erlebt, wie von Anfang September bis heute. Die unerhörtesten Aufgaben
leicht wie ein Spiel; die Gesundheit, dem Wetter gleich, täglich mit unbändiger
 
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