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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0737
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714 Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen

„Epilog" an Naumann schickte und noch vermerkte: „Als Titel der Schrift fest-
zuhalten: / Nietzsche contra Wagner / Aktenstücke / eines Psycholo-
gen." (KSA 14, 520) Das Wort „Aktenstücke" taucht sonst in N.s Schriften nicht
auf; er ist der Kanzleisprache entnommen und soll den dokumentarischen Cha-
rakter des Werkes unterstreichen: NW dokumentiert eben jene Akten, die „con-
tra Wagner" im Laufe von N.s Schreiben schon angefallen sind, so, als könne
man diese „Aktenstücke" dann in einem Gerichtsverfahren „Nietzsche contra
Wagner" zur Verurteilung Wagners und zum Freispruch N.s wegen erwiesener
langjähriger Wagner-Kritik verwenden. „Aktenstück" suggeriert historische
Objektivität und Verlässlichkeit.

Vorwort.
N. schickte das Vorwort zusammen mit den imprimierten Korrekturen Ende
Dezember 1888 an C. G. Naumann nach Leipzig. In KSA 14, 523 (Mp XVI 6)
und bei Podach 1961, 56 wird eine von N. schließlich verworfene Fassung des
Vorwortes mitgeteilt: „Ich halte es für nöthig, dem vollkommnen Mangel an
delicatesse, mit dem man in Deutschland meine Schrift Der Fall Wagner
aufgenommen hat, einige vorsichtig gewählte Stellen meiner älteren Schriften
gegenüber zu stellen. Die Deutschen haben sich noch einmal mehr an mir
compromittirt, — ich habe keine Gründe, mein Urtheil über diese in Fragen
des Anstands unzurechnungsfähige Rasse zu verändern. Es ist ihnen sogar
entgangen, zu wem allein ich redete, zu Musikern, zum Musiker-Gewissen —
als Musiker... / Nietzsche / Turin, am 10. Dezember 1888." WA heißt im
Untertitel „Turiner Brief vom Mai 1888" (KSA 6, 13, 2).
415, 1-5 Die folgenden Capitel sind sämmtlich aus meinen älteren Schriften
nicht ohne Vorsicht ausgewählt — einige gehn bis auf 1877 zurück —, verdeutlicht
vielleicht hier und da, vor Allem verkürzt.] Die teils erheblichen Veränderungen
werden im Stellenkommentar einzeln dokumentiert; ob sie wirklich nur ver-
deutlichend und verkürzend sind oder eher tendentiös vereinseitigend, sei
dahingestellt. Die De- und Neukontextualisierung führt jedenfalls zu erhebli-
chen semantischen Verschiebungen. Einige der jetzt ad personam Wagner
adressierten Texte ließen im ursprünglichen Kontext den direkten (Anti-)Wag-
ner-Bezug gar nicht erkennen.
415, 6 f. wir sind Antipoden] Diese Wendung — ohne Prädikat — wird dann
auch zur Überschrift eines eigenen Abschnitts von NW (424, 26); im Brief an
Köselitz vom 16. 12. 1888 heißt es zu NW: „Es ist wesentlich eine Antipoden-
Charakteristik, wobei ich eine Reihe Stellen meiner älteren Schriften benutzt
 
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