Stellenkommentar NW Antipoden, KSA 6, S. 425 749
Namen geben, von denen wir eine Vorstellung haben', sagt er in der Logik oder
ersten Entwicklungen der Kunst des Denkens (1780), ,nimmt man an, dass wir
von allen Dingen eine Vorstellung haben, denen wir einen Namen geben'. Das
ist das, was Locke und Hume stets bejaht haben; das ist auch die These, die
Diderot aufrecht erhält. Die Dienste, die Condillac der psychologischen Wissen-
schaft geleistet hat, sollten nicht in Zweifel gezogen werden; er war einer der
ersten, der klar erkannt hat, dass nicht nur die Vorstellungen, sondern auch die
psychischen Funktionen selbst das Resultat einer organischen Evolution sind.").
In Stendhals Racine et Shakspeare — Stendhal sah N. immerhin als Condillac-
Nachfolger — konnte er schließlich lesen: „Platon avait l'äme d'un grand
poete, et Condillac l'äme d'un chirurgien anatomiste. [...]. /98/ [...] Rien de sec,
au contraire, et de decourageant comme les pages de Condillac; comme il fait
profession d'y voir clair et qu'il ne voit pas ce qu'il y ade genereux et de noble
dans la vie, il semble la condamner au neant; car nous sentons qu'il a la vue
tres-nette." (Stendhal 1854a, 97 f. „Platon hatte die Seele eines großen Dichters
und Condillac die Seele eines anatomischen Chirurgen [...]. /98/ [...] Nichts
Trockeneres und Entmutigenderes als die Seiten von Condillac; weil er es sich
zum Beruf gemacht hat, darin klar zu sehen, und dabei das Großzügige und
Vornehme am Leben übersieht, scheint er es zum Nichts zu verurteilen; denn
wir fühlen, dass er einen sehr nüchternen Blick hat.")
425, 4-8 ich nahm die tragische Erkenntniss als den schönsten Luxus unsrer
Cultur, als deren kostbarste, vornehmste, gefährlichste Art Verschwendung, aber
immerhin, auf Grund ihres Überreichthums, als ihren erlaubten Luxus] FW
370, KSA 3, 619, 30-620, 1: „so dass mir die tragische Erkenntniss wie der
eigentliche Luxus unsrer Cultur erschien, als deren kostbarste, vornehmste,
gefährlichste Art Verschwendung, aber immerhin, auf Grund ihres Ueberreich-
thums, als ihr erlaubter Luxus". Während N. in GT den Pessimismus und
das Tragische für unlöslich zusammengehörig hielt, verwirft er im Spätwerk
diesen Konnex.
425, 8 f. Desgleichen deutete ich mir die Musik Wagner's zurecht zum Ausdruck
einer dionysischen Mächtigkeit der Seele,] FW 370, KSA 3, 620, 1-3: „Insgleichen
deutete ich mir die deutsche Musik zurecht zum Ausdruck einer dionysischen
Mächtigkeit der deutschen Seele:". Auch hier wird mit der Nennung Wagners
in der Bearbeitung von NW ad personam zugespitzt.
425, 9 Ausdruck einer dionysischen Mächtigkeit] In den Druckfahnen korrigiert
aus: „Ausdruck von dionysischer Mächtigkeit" (http://www.nietzschesource.
org/facsimiles/DFGA/K-13,12).
425, 11 Urkraft von Leben] FW 370, KSA 3, 620, 5: „Urkraft".
Namen geben, von denen wir eine Vorstellung haben', sagt er in der Logik oder
ersten Entwicklungen der Kunst des Denkens (1780), ,nimmt man an, dass wir
von allen Dingen eine Vorstellung haben, denen wir einen Namen geben'. Das
ist das, was Locke und Hume stets bejaht haben; das ist auch die These, die
Diderot aufrecht erhält. Die Dienste, die Condillac der psychologischen Wissen-
schaft geleistet hat, sollten nicht in Zweifel gezogen werden; er war einer der
ersten, der klar erkannt hat, dass nicht nur die Vorstellungen, sondern auch die
psychischen Funktionen selbst das Resultat einer organischen Evolution sind.").
In Stendhals Racine et Shakspeare — Stendhal sah N. immerhin als Condillac-
Nachfolger — konnte er schließlich lesen: „Platon avait l'äme d'un grand
poete, et Condillac l'äme d'un chirurgien anatomiste. [...]. /98/ [...] Rien de sec,
au contraire, et de decourageant comme les pages de Condillac; comme il fait
profession d'y voir clair et qu'il ne voit pas ce qu'il y ade genereux et de noble
dans la vie, il semble la condamner au neant; car nous sentons qu'il a la vue
tres-nette." (Stendhal 1854a, 97 f. „Platon hatte die Seele eines großen Dichters
und Condillac die Seele eines anatomischen Chirurgen [...]. /98/ [...] Nichts
Trockeneres und Entmutigenderes als die Seiten von Condillac; weil er es sich
zum Beruf gemacht hat, darin klar zu sehen, und dabei das Großzügige und
Vornehme am Leben übersieht, scheint er es zum Nichts zu verurteilen; denn
wir fühlen, dass er einen sehr nüchternen Blick hat.")
425, 4-8 ich nahm die tragische Erkenntniss als den schönsten Luxus unsrer
Cultur, als deren kostbarste, vornehmste, gefährlichste Art Verschwendung, aber
immerhin, auf Grund ihres Überreichthums, als ihren erlaubten Luxus] FW
370, KSA 3, 619, 30-620, 1: „so dass mir die tragische Erkenntniss wie der
eigentliche Luxus unsrer Cultur erschien, als deren kostbarste, vornehmste,
gefährlichste Art Verschwendung, aber immerhin, auf Grund ihres Ueberreich-
thums, als ihr erlaubter Luxus". Während N. in GT den Pessimismus und
das Tragische für unlöslich zusammengehörig hielt, verwirft er im Spätwerk
diesen Konnex.
425, 8 f. Desgleichen deutete ich mir die Musik Wagner's zurecht zum Ausdruck
einer dionysischen Mächtigkeit der Seele,] FW 370, KSA 3, 620, 1-3: „Insgleichen
deutete ich mir die deutsche Musik zurecht zum Ausdruck einer dionysischen
Mächtigkeit der deutschen Seele:". Auch hier wird mit der Nennung Wagners
in der Bearbeitung von NW ad personam zugespitzt.
425, 9 Ausdruck einer dionysischen Mächtigkeit] In den Druckfahnen korrigiert
aus: „Ausdruck von dionysischer Mächtigkeit" (http://www.nietzschesource.
org/facsimiles/DFGA/K-13,12).
425, 11 Urkraft von Leben] FW 370, KSA 3, 620, 5: „Urkraft".