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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0781
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758 Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen

brachte die Thronrede des Kaisers in der Abend-Ausgabe noch am 22. 11. 1888
im Wortlaut (Jg. 28, Nr. 553, S. 1), verzichtete jedoch in diesem Zusammenhang
auf jede direkte antifranzösische Polemik. Im „Politischen Tagesbericht", der
in der Abendausgabe vom 23. 11. 1888 folgt, wird besonders die christliche
Fundierung von Wilhelms Politikverständnis gerühmt (Jg. 28, Nr. 555, S. 1), vgl.
NK KSA 6, 211, 6-8.
427, 15 Verkünstelte, Solche,) In den Druckfahnen korrigiert aus: „Verkünstelte,
solche," (http://www.nietzschesource.org/facsimiles/DFGA/K-13,16). In JGB
254, KSA 5, 198, 11 steht ebenfalls „solche".
427, 16 f. künstlich zu sein, — aber sie haben alles Hohe und Zarte, was jetzt in
der Welt noch übrig ist, in ihrem Besitz.] JGB 254, KSA 5, 198, 12-18: „sich zu
verbergen. Etwas ist Allen gemein: sie halten sich die Ohren zu vor der rasen-
den Dummheit und dem lärmenden Maulwerk des demokratischen bourgeois.
In der That wälzt sich heut im Vordergründe ein verdummtes und vergröbertes
Frankreich, — es hat neuerdings, bei dem Leichenbegängniss Victor Hugo's,
eine wahre Orgie des Ungeschmacks und zugleich der Selbstbewunderung
gefeiert." In der Fassung von NW wird die Ambivalenz der französischen Kultur
getilgt und nur das „Hohe und Zarte", freilich auch Dekadente bleibt erhalten.
In der Neufassung geht es auch nicht um ein möglichst differenziertes Frank-
reich-Bild, sondern um die antiwagnerische Polemik. Das Begräbnis Victor
Hugos — es fand am 1. Juni 1885 unter der Anteilnahme von angeblich 300'000
Menschen statt — lag nun auch schon einige Zeit zurück (vgl. N.s Vorarbeit zu
JGB unter dem unmittelbaren Eindruck der Begräbnisfeier, von der er sich wohl
im Journal des Debats unterrichten ließ, in NL 1885, KSA 11, 38[5], 598). N.s
Kritik an Hugo, die dessen plebejischen Charakter und seine Neigung zu über-
triebener Schauspielerei hervorhebt (vgl. z. B. Campioni 2009, 270-274 mit
einer Zusammenstellung einschlägiger NL-Stellen), erinnert durchaus an seine
Wagner-Kritik, deren Spitze er in NW aber offenkundig nicht durch Abschwei-
fungen zu ähnlichen Charakteren abstumpfen wollte. Vgl. zu Hugo auch NK
KSA 6, 111, 8.
427, 18-25 In diesem Frankreich des Geistes, welches auch das Frankreich des
Pessimismus ist, ist heute schon Schopenhauer mehr zu Hause als er es je in
Deutschland war; sein Hauptwerk zwei Mal bereits übersetzt, das zweite Mal
ausgezeichnet, so dass ich es jetzt vorziehe, Schopenhauer französisch zu lesen
(— er war ein Zufall unter Deutschen, wie ich ein solcher Zufall bin — die
Deutschen haben keine Finger für uns, sie haben überhaupt keine Finger, sie
haben bloss Tatzen).] JGB 254, KSA 5, 198, 18-23: „Auch etwas Anderes ist
ihnen gemeinsam: ein guter Wille, sich der geistigen Germanisirung zu erweh-
ren — und ein noch besseres Unvermögen dazu! Vielleicht ist jetzt schon Scho-
 
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