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Lehmann, Otto:; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 22. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 1 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37294#0023
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle (I. Teil). 23
Erhitzt man die flüssigen Kristalle bis zum Schmelzen, so
bilden sich, jedenfalls weil mit steigender Temperatur in steigen-
dem Maße Zerfallen ihrer Moleküle in solche der isotropen
Schmelze eintritt, die nach dem eben Gesagten anders beschaffen
sein müssen, im Innern Tröpfchen isotroper Schmelze (s. Fig. 33);
es erfolgt nicht nur Schmelzen von der Oberfläche her wie bei
festen Körpern.^) Vorwiegend bilden sich diese Tröpfchen an
den Stellen, wo Diskontinuitäten in der Molekularanordnung vor-
handen sind, d. h., an der Achse und an dem ringförmigen
Basisrand der konischen Störungen. Diese Stellen verhalten sich,
obschon im Innern der Masse liegend, wie Stellen der Oberfläche,
d. h. die Kohäsion erscheint da, wo sich die Moleküle
radial gruppieren oder unter scharfen Winkeln Zu-
sammenstößen kleiner als da, wo sie parallel sind, in
Übereinstimmung mit dem was E. HA&ENBACH hei seinen Ver-
suche]! über Transkristallisation des Eises gefunden liatW) Aus
diesem Grunde findet dort infolge des Selbstreinigungsvermögens
der flüssigen Kristalle 33) eine Anhäufung fremder Stoffe (wohl
namentlich Alkohol) statt, welche den Schmelzpunkt erniedrigen.
Die isotropen Tröpfchen geben zu konischen Störungen An-
laß, die bei Ammoniumoleat sich lediglich durch das Auftreten von
Strichen kundgeben (Fig. 42, Taf. II ), welche nichts anderes sind als
die Achsen dieser konischen Störungen, somit, soweit der Kristall
homogen ist, überall parallel verlaufen und, sofern sie nicht
parallel sind, Störungen in der Struktur der Kristallmasse verraten.
X. Trübe flüssig-kristallinische Massen von Ammoninmoleat.
Ein einzelner halbisotroper Kristall von Ammoniumoleat er-
scheint klar, seihst bei intensiver seitlicher Beleuchtung in
dunklem Gesichtsfeld, soweit er homogen ist. Nur die konischen
Störungen kommen als Schlieren zur Geltung. Eine größere
Masse von Ammoniumoleat, die aus vielen solchen halbisotropen
Kristallen in verschiedenster Orientierung besteht, die dicht an-
3!) Auch bei solchen findet aber, wie z. B. die Erhöhung der Piastizität
des Eises gegen den Schmelzpunkt hin zeigt, partielle Umbildung der Moleküle
(von Eis- in Wassermoleküle) statt. Vgl. Analoges bei polymorpher Umwand-
lung. Dfe we%e Weü der Arrsfuüe, S. 248 u. 249.
3") E. HAGENBACH, UerZi. d. Anö Des. BuseZ 8, 821, 1879 ; Emden,
ZeüseTir. /. Rddsö 25, 633, 1895.
33) 0. LEHMANN, PAysW Zeüse/rr. Z7, 44, 1910 ; dd, 950, 1910.
 
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