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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1924, 3. Abhandlung): Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge und ihre Einwirkung auf die pliocäne Rumpffläche des Kraichgaues und Odenwaldes — Berlin, Leipzig, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.43846#0027
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Die Intensitäten alluvialer und diluvialer geologischer Vorgänge usw. 27
Abh. 1. S. 4 und 5) ausgeführt habe, scheint mir die Bezeichnung „tote
Landschaft“ oder allenfalls „fossile Landschaft“ das, worauf es mir an-
kommt, klarer und plastischer zur Anschauung zu bringen, als die Be-
zeichnungen meiner verehrten Kollegen Passarge und Hettner, und
darum will ich meine mittlerweile auch von anderen Forschern ange-
wendeten Ausdrücke beibehalten. —
Erst ganz kurz, bevor man nach Würzburg kommt, ändert sich das
Landschaftsbild wesentlich. Mit der Annäherung an den Main erscheint
ein tiefeingeschnittener Talzug mit steilen Wänden und dann das schroff
eingeschnittene Maintal selbst.
Fährt man aber von Würzburg weiter über Lauda nach Oster-
burken, so stellt sich sehr bald wieder die alte tote Landschaft der
Hochfläche zwischen Würzburg und Schweinfurt ein; und erst mit der
Annäherung an das Talgebiet der Elz treten von neuem wohlcharakteri-
sierte, tiefer eingeschnittene Täler auf. In diesem Gebiete hat Hamm
in einer Heidelberger Dissertation, die jetzt in dem Kraus sehen geo-
logischen Archiv1) erschienen ist, gezeigt, daß viele der Seitentäler
einen oberen toten Abschnitt haben, der gegen einen tieferen, schärfer
eingesenkten Abschnitt durch einen auffälligen Gefällsknick abgegrenzt
ist. Erreicht mau dann gar bei Neckarelz das Neckartal, so sieht man
die deutlichen Kennzeichen junger Talbildung, steile Talwände, flache
Talböden; und kurz bevor man nach Heidelberg kommt, beginnen
Stromschnellen (Hackteufel) mit Klippen, Strudeltopfbildung und allen
übrigen Merkmalen recenten Eirischneidens des Flusses. Würde man
aber von Zwingenberg am Neckar durch die Wolfsschlucht nach der
Katzenbuckel-Hochfläche hinaufgestiegen sein, so würde man unten in
einer fast klammartigen Ausgleichsschlucht gewandert sein, die oben in
ein ausgesprochenes Hängetal der1 Hochfläche übergeht. Zweifellos ent-
spricht die Landschaft der Hochfläche, der Form und dem Alter nach
den Hochflächen zwischen Schweinfurt und Würzburg auf der einen,
Würzburg und Osterburken auf der anderen Seite. Die lebhafteren
Landschaftsbilder des Maines, Neckars und ihrer Nebenflüsse deuten
an, daß hier durch junge tektonische Bewegungen ein Ruhezustand be-
endigt und durch neue tiefeinschneidende Erosion abgelöst worden ist.
Denn klimatisch ist der Unterschied in den Niederschlagsmengen
zwischen den oberrheinischen Randgebirgen und der östlichen Stufen-
landschaft viel zu gering, als daß man darauf die Unterschiede in der
Morphologie zurückführen könnte. Nur die tektonische Vergrößerung
des Höhenunterschiedes zwischen der Erosionsbasis im Rheingebiet und
b Bd. I. Heft 3. S. 121—163. Geolog. Untersuchungen am Südostrande
des Odenwaldes und im angrenzenden badischen Bauland.
 
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