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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0010
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10

Hans Driesch:

handelt, also beim Menschen, ist dieser Fall deutlich verwirklicht.
Die Gesamtheit der Nachkommen-Personen ist die Stammperson
n-mal gesetzt; und die Nachkommen-Personen stammen aus
der Stammperson (freilich auf kompliziertem Entwicklungswege).
Aufgabe II.
Bei der Aufgabe I wrar gleichsam summarisch vorgegangen,
der „Entwdcklungsbegriff“ war beiseite geschoben; es kam nur
darauf an, daß aus dem Ausgangssystem ein komplex- und
harmonisch-äquipotentielles System hervorging. Jetzt dagegen
lautet die Aufgabe wie folgt:
Gegeben ein Ausgangssystem mit vereinzelten Elementen;
welche Formen seiner Entwicklung sind möglich, und wie kann
es alle möglichen Formen von Entwicklung leisten, wenn als
„möglich“ jeder denkbare Grad von Regulationsfähigkeit, vom
Grade 0 an bis zum höchsten, dem vollendet äquipotentiellen
Grade, angesehen wird ?
Fall 1: Das Ausgangssystem zerlegt sich sukzessive in Teil-
Systeme von fremdem Bautypus, unter Heranziehung fremden
Materials; es wird dadurch immer zusammengesetzter bis zum
Ziel- oder Endstadium hin. Aber Regulationen gibt es nicht; eine
Störung des Entwicklungsablaufes macht die Erreichung des
Zieles unmöglich. [Empirisches Beispiel: vielleicht die Entwick-
lung der Eier gewisser Mollusken und Anneliden, falls es nicht bei
diesen doch gewisse noch unbekannte embryonale Regulationen
gibt,]
Fall 2: Das Ausgangssystem teilt sich zunächst1 in ein neues
Totalsystem, welches als Partialsysteme das Ausgangssystem n
mal enthält. Das neue Totalsystem ist also ein System mit
„zu gleichen Gruppen zusammengeschlossenen“ Elementen; es
ist als Totalsystem vollendet äquipotential.
In zweiter Stufe sondert sich das in der ersten Stufe entstan-
dene Totalsystem in mehrere Partialsysteme von neuem Bautypus
(unter Zuwachs der Gruppenzahl), welche zwar in sich äquipotential,
aber nur partial-äquipotential und im Vergleich zu einander
in ihrer partiellen Äquipotentialität verschieden sind; d. h. die
entstandenen Partialsysteme von neuem Bautypus sind in sich
1 Die Formel „unter Heranziehung fremden Materials“ lassen wir, als
immer gültig, jetzt fort.
 
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