Logische Studien über Entwicklung.
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bar als aus Elektronen aufgebaut annimmt. Ebenso nimmt die
neueste Kristalltheorie sogar den Kristall nicht als aus Molekülen,
sondern zum mindesten als aus Atomen, vielleicht sogar als aus
Elektronen unmittelbar aufgebaut, faßt ihn also nicht als drei-
stufig, wie die ältere Lehre, sondern als höchstens zwei-, ja viel-
leicht als einstufig auf. Selbstredend hat aber der Kristall einen
höheren Grad der Mannigfaltigkeit nach Zahl und Bauart
als das Molekül und dieses als das Atom.
Der Organismus ist nun sicherlich ein mehr-stufiges zusam-
mengesetztes Gebilde und zwar von der Form eines in sehr vielen
gleichen Exemplaren vorhandenen Ganzen. Sehen wir bewußt
von den Einzelligen ab, (welche aber durchaus nicht etwa nur
zweistufig, also nach dem Schema Molekül —> Zelle gebaut sind),
und beschränken wir uns auf die Metazoen, so dürften sich folgende
Stufen der Bauzusammensetzung für den Organismus ergeben:
Molekül —> Zelle —>• Gewebe -> Organ -> Organismus. Man
sieht, wir berühren uns hier mit der sogenannten Lehre von den
Individualitätsstufen, wie sie wohl zuletzt von Haeckel in der
„Generellen Morphologie“ behandelt worden ist. Doch ist uns
diese Erörterung nur Mittel für einen ganz bestimmten Zweck,
nämlich für eine
b) Definition des Organismus.
Der Organismus ist ein mehr- (vielleicht fünf-) stufig zusammen-
gesetztes Ding, welches „lebt“, d. h. die Erscheinungen des Stoff-
wechsels, der Beweglichkeit und des Formwerdens zeigt.
Während seiner individuellen Entwicklung (Ontogenese) geht
der Organismus aus einem minderstufigen, obschon nicht etwa
einstufigen, Gebilde in ein höherstufiges Gebilde über. Dabei
produziert der Organismus zuerst aus dem minderstufigen Aus-
gangsgebilde, dem Ei, ein harmonisch-äquipotentielles System: die
Gesamtheit der Furchungszellen (s. S. 10f.), und solche harmonisch-
äquipotentiellen Systeme treten auch weiterhin überall da auf,
wo aus der anfangs ein- oder wenigzeiligen „Anlage“ eines neuen
embryonalen Organs, die man als Organei bezeichnen könnte,
durch Teilung das embryonale Organ, etwa die Keimblätter,
hervorgehen; auf Grund von deren harmonischer Äquipotentialität
spielt sich dann eine weitere embryonale Phase ab usw. Mit Rück-
sicht auf ihre restitutiven Fähigkeiten können auch ausgebildete
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bar als aus Elektronen aufgebaut annimmt. Ebenso nimmt die
neueste Kristalltheorie sogar den Kristall nicht als aus Molekülen,
sondern zum mindesten als aus Atomen, vielleicht sogar als aus
Elektronen unmittelbar aufgebaut, faßt ihn also nicht als drei-
stufig, wie die ältere Lehre, sondern als höchstens zwei-, ja viel-
leicht als einstufig auf. Selbstredend hat aber der Kristall einen
höheren Grad der Mannigfaltigkeit nach Zahl und Bauart
als das Molekül und dieses als das Atom.
Der Organismus ist nun sicherlich ein mehr-stufiges zusam-
mengesetztes Gebilde und zwar von der Form eines in sehr vielen
gleichen Exemplaren vorhandenen Ganzen. Sehen wir bewußt
von den Einzelligen ab, (welche aber durchaus nicht etwa nur
zweistufig, also nach dem Schema Molekül —> Zelle gebaut sind),
und beschränken wir uns auf die Metazoen, so dürften sich folgende
Stufen der Bauzusammensetzung für den Organismus ergeben:
Molekül —> Zelle —>• Gewebe -> Organ -> Organismus. Man
sieht, wir berühren uns hier mit der sogenannten Lehre von den
Individualitätsstufen, wie sie wohl zuletzt von Haeckel in der
„Generellen Morphologie“ behandelt worden ist. Doch ist uns
diese Erörterung nur Mittel für einen ganz bestimmten Zweck,
nämlich für eine
b) Definition des Organismus.
Der Organismus ist ein mehr- (vielleicht fünf-) stufig zusammen-
gesetztes Ding, welches „lebt“, d. h. die Erscheinungen des Stoff-
wechsels, der Beweglichkeit und des Formwerdens zeigt.
Während seiner individuellen Entwicklung (Ontogenese) geht
der Organismus aus einem minderstufigen, obschon nicht etwa
einstufigen, Gebilde in ein höherstufiges Gebilde über. Dabei
produziert der Organismus zuerst aus dem minderstufigen Aus-
gangsgebilde, dem Ei, ein harmonisch-äquipotentielles System: die
Gesamtheit der Furchungszellen (s. S. 10f.), und solche harmonisch-
äquipotentiellen Systeme treten auch weiterhin überall da auf,
wo aus der anfangs ein- oder wenigzeiligen „Anlage“ eines neuen
embryonalen Organs, die man als Organei bezeichnen könnte,
durch Teilung das embryonale Organ, etwa die Keimblätter,
hervorgehen; auf Grund von deren harmonischer Äquipotentialität
spielt sich dann eine weitere embryonale Phase ab usw. Mit Rück-
sicht auf ihre restitutiven Fähigkeiten können auch ausgebildete