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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0055
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Logische Studien über Entwicklung.

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9. Die Lösung.
Der Mathematiker wird nun zu unserer Fragestellung sagen
können wie folgt:
Die dargelegte Charakteristik eines harmonisch-äquipoten-
tiellen Systems und seiner Ausgestaltung bedeutet grundsätzlich
nichts anderes, als daß für die Bewegungen der Elemente eines
solchen Systems eine ungeheure Menge von Bedingungsgleichungen
besteht, denn jede beliebige Elementenkombination — (bis zu
einer gewissen Minimal zahl von Elementen hinunter) — soll ja
das proportional „Richtige“ liefern.
Das Problem sei, wird er sagen, als „mechanisches“ klar,
obschon praktisch unbehandelbar.
Auch sei es unwahrscheinlich, daß das mechanisch Denkbare
empirisch verwirklicht sei — aber eben doch nur unwahrschein-
lich.
Müssen wir uns damit begnügen ?
Ich meine, daß wir aus ganz bestimmten Gründen für die
empirischen, d. h. die biologischen, harmonisch-äquipotentiellen
Systeme den Schritt von der UnWahrscheinlichkeit zur
Unmöglichkeit in echt logischem Sinne tun dürfen.
Daß der Mathematiker von bloßer Unwahrscheinlichkeit reden
kann, hat seinen Grund darin, daß die Zahl der möglichen Elementen-
kombinationen, welche das proportional Richtige liefern, und damit
die Zahl der fraglichen „Bedingungsgleichungen“ immerhin end-
lich bleibt.
Der Schritt von der Endlichkeit in der Unendlichkeit
würde nun offenbar den Schritt von Unwahrscheinlichkeit zu Un-
möglichkeit mit Rücksicht auf mechanische Auflösbarkeit bedeuten.
Und dieser Schritt kann für das Biologische getan
werden:
Das rein gedachte, „abstrakte“ harmonisch-äquipotentielle
System wäre, wenn überhaupt, ein „Mechanismus“ von außer-
ordentlich kompliziertem, feinem Bau. Es wäre ein Präzisions-
instrument allerhöchsten Ranges. Jede Störung in der Lage
auch nur eines Elementes würde die Leistung fundamental stören.
Nun liegt aber im Empirischen folgendes vor:
Erstens: Das biologische harmonisch-äquipotentielle System
untersteht dem Stoffwechsel. Ohne Unterlaß gibt es Elemente
ab und nimmt Elemente auf. Das erhöht die LTnwahrschein-
lichkeit seiner „mechanischen Natur“ jedenfalls erheblich.
 
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