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Aly, Wolfgang [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 1. Abhandlung): Der Strabon-Palimpsest Vat. Gr. 2061A — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.39905#0011
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Der Strabon-Palimpsest Vat. Gr. 2061 Λ. i
Von Prof. Dr. W. Aly, Freiburg i. Br.

In dem Kasten, in dem bislang die Überreste des Vat. Gr. 2306χ)
aufbewahrt wurden, befindet sich ein Zettel von der Hand Angelo
Mais, dafs er diese Handschrift am 16. März 1844 im römischen
x) Die Handschrift war früher als Lat. 9670 beschrieben, wird meist mit der
späteren Nummer Vat. Gr. 2285 zitiert und trägt jetzt die neue Nummer Vat. Gr.
2306. Sie besteht aus aufgelösten Einzelblättern und Resten von solchen, die jetzt
geglättet und restauriert sind.
*) Auf den Wunsch des Herrn Professor Aly gebe ich dieser Abhandlung
ein kurzes Geleitwort mit:
Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts begann mein Freund,
der spätere Professor der theoretischen Physik in Breslau, Dr. Ernst Pringsheim,
auf meinen Wunsch Versuche, auf photographischem Wege die ältere Schrift bei
Palimpsesten frei lesbar zu machen. Mir SL-hwebte bei diesem Problem vor:
Die Strafrechtspflege bedient sich der Kunst- oder, wenn man will, Zauberphoto-
graphie, um unter der Fälschung die Urschrift hervorzuziehen; das naturwissen-
schaftliche Phänomen ist das gleiche auch bei Überschreibung alter Texte durch
neue: also muh sich auf dem gleichen Wege bessere Lesung der ursprünglichen
Schrift erzielen lassen. Hierfür ersannen Avir im Verein mit meinem Vetter Paul
Gradenwitz ein Abdeckungsverfahren: die Abdeckung gelang, aber man sah kaum
mehr. Der Kalkül hatte nicht berücksichtigt: Handschriften zu lesen bildet eine
Lebensaufgabe luchsäugiger Gelehrter, deren Sehkraft zu überbieten schwerer ist,
als die Prüfer von Rechnungsbüchern auszustechen. — So dienten unsere Versuche,
deren Ergebnisse im Deutschen Museum in München ausgestellt sind, zwar dazu,
Schriftproben anschaulicher zu gestalten, aber der Hauptzweck ward kaum ge-
fördert. Trotzdem erhielten wir auf der Ausstellung in Berlin 1896 die goldne
Medaille mit Ehrengeschenk und wurden aufgefordert, 1909 in Dresden auszustellen.
Hier sah der damalige Pater (Wessobrunn, später Beuron), jetzt Professor, Kögel
unsere Resultate, wandte sich der Sache zu und ersann besser zum Ziele führende
Methoden; seitdem ist durch ihn und durch das in Beuron gegründete Palim-
psestinstitut manches photographisch enträtselt worden, was dem menschlichen
Auge bis dahin verhüllt war.
Es ist das Verdienst des Herrn Professor Aly, daß er die Notgemeinschaft
— durch deren Placet finanzielle Wünsche zu gehen haben — dafür gewonnen
hat, dem Pater Alban Bold aus Beuron eine Reise nach Rom zu ermöglichen,
und unter den Augen der dortigen Meister im Vatikan die Methode zu er-
proben: die Resultate der früheren Lesungen der Strabonhandschrift können jetzt
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