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Aly, Wolfgang [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 1. Abhandlung): Der Strabon-Palimpsest Vat. Gr. 2061A — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.39905#0024
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16

W. Aly:

Rossano das kostbare Stück auf seine Kosten bestellt hat und
wüßte nicht, wer es ihm füglicher hätte schenken sollen als gerade
der Eroberer von Italien, der damals das größte Interesse daran ge-
habt haben wird, die neue politische Zusammengehörigkeit nun auch
zu einer kulturellen auszugestalten. Ich sehe also einstweilen in
dem codex purpureus ein Geschenk Justinians an das Bistum Rossano
in den Jahren kurz nach der Eroberung. Die Zeit der Handschrift
stimmt sehr wohl dazu. Er folgte damit Konstantins Vorbild, der
als erster in der bekannten Weise für die Beschaffung guter Bibel-
handschriften gesorgt hatte. Ob er diese Handschrift nun in einem
Kloster etwa Kappadokiens bestellt hat oder ob er den Test in
K’pel schreiben ließ und nur die Bilder dort bestellte, bleibe dahin-
gestellt. Nur daran ist festzuhalten, daß die kleinasiatische Heimat
der Bilder eine Beziehung zu K’pel keineswegs ausschließt.
Ordnen sich aber die Tatsachen soweit sinnvoll zusammen, so
dürfte es unzweifelhaft sein, daß auch der etwas ältere Strabon-
kodex nicht in Rossano geschrieben ist. Ich möchte auf seine
Schrift ein Wort Mercatis anwenden, das er bei einer anderen Ge-
legenheit gesagt hat: non si scrive cosi bene nella provinzia. Und
das K’pel Justinians ist es, das uns die ersten Zeugnisse einer Be-
kanntschaft mit Strabon in dem Lexikon des Stephanos liefert. Die
Datierung dieses Gelehrten, sicher nach Markianos um 400, hängt
von der Interpretation des Suidasartikels Έρμόλαος ab, von dem
dort gesagt ist, daß er eine Epitome des Lexikons gemacht habe,
die Justinian gewidmet war. Ein Herumkorrigieren an dem Namen
ist zwecklos. Dagegen ist es sehr wohl möglich, daß hier der
Epitomator etwas übernommen hat, was ihn nichts mehr anging
und daß Stephanos Adelmehr sein Lexikon dem Kaiser dediziert hat.
Das wird fast zur Gewißheit dadurch, daß sein Vorgänger Eugenios
von demselben Suidas unter Anastasios 1.491—517 gesetzt wird.
Jenen Hermolaos möchte man sich viel eher in der Zeit des Kon-
stantinos Porphyrogenneta denken, wo das Exzerpieren Mode war.
Es ist bekannt, daß wir den Konstantinexzerpten noch den Stephanos-
artikel Ίβηρία in alter Vollständigkeit verdanken.

6. Das Steinma der übrigen Strabonliaiidscliriften.
Wollen wir uns nunmehr ein Bild von der Wichtigkeit der
neuen Strabonhandschrif't machen, so muß zunächst festgestellt
werden, wie es denn bisher mit der Überlieferung bestellt war.
 
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