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Aly, Wolfgang [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 1. Abhandlung): Der Strabon-Palimpsest Vat. Gr. 2061A — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.39905#0020
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η

W. Aly :

für die Handschriften in Messina ist. sind noch nicht alle Palim-
psestblätter erkannt. Sollte sich von Strabon nichts mehr finden, so
wird wenigstens wertvolles Material für die Handschriftengeschichte
dabei Zusammenkommen.
3. Die Entzifferung der Handschrift.
Schon im vorigen ist wiederholt darauf hingewiesen, daß es
sich bei den gewonnenen Lesungen sehr oft nicht um eigentliches
Lesen handelt, sondern um ein Deuten kaum sichtbarer Spuren, um
ein Kombinieren und Raten, so daß der Leser sehr oft der Gefahr
ausgesetzt ist, ein Opfer seiner Phantasie zu werden. Viele der
Blätter sind dreimal benutzt. Außerdem laufen die Zeilen der beiden
Schriften meist parallel, so daß sich beide oft völlig überdecken.
Fasern des Pergaments täuschen oft Buchstabenteile vor. Endlich
ist es eine bekannte Eigentümlichkeit dieser Schrift, daß die Haar-
striche sehr fein gehalten sind, so daß sie oft ganz verschwinden
und die Buchstaben HNTT, €C, ΟΘ, ΑΔΛ einander aufs Haar gleichen.
Die Lesezeichen sind nur in Ausnahmefällen noch zu erkennen, so
daß man aus ihrer geringen Häufigkeit keinen Schluß wird ziehen
dürfen. Der Bearbeiter wird also die wissenschaftliche Verantwortung
für das Gebotene nur unter der Voraussetzung übernehmen können,
daß er die wohlwollende Beurteilung findet, auf die jeder Leser
eines schwierigen Papyrus berechtigten Anspruch haben dürfte.
Einzelne wichtige Lesungen hat Alban Dold bereits kontrolliert.
Eine durchgehende Nachprüfung muß als unentbehrlich bezeichnet
werden.

4. Alter und Aufbau der Handschrift
Schon die Anordnung der Schrift in drei Kolumnen beweist,
daß wir es mit einer Handschrift von beträchtlichem Alter zu tun
haben. Trotz der Schräglage der Schrift gehört diese nicht zur
sog. Spitzbogenunziale, da sie nicht einmal die verlängerten hori-
zontalen Striche des Δ und Θ kennt. Diese Verlängerung scheint
sich im Laufe des 6. -Jahrh. entwickelt zu haben. Auch ein weiteres
Kennzeichen der Schrift des 6. Jahrh., die drei verdickten Punkte
des 6, ist noch wenig entwickelt. Im Vergleich zu der Schrift des
Vaticanus B, der überlieferungsgeschichtlich später noch zu nennen
2) Vorh. auf der Universitätsbibliothek zu Göttingen (Mitt. d. Auskunftsbüros).
 
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