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Aly, Wolfgang [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 1. Abhandlung): Der Strabon-Palimpsest Vat. Gr. 2061A — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.39905#0018
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10

W. Alt:

die Tinkturen so flüchtig aufgetragen, daß sie in Spritzern und
Flecken das Schriftbild zerreißen oder die Kolumne unvollständig
erfassen. Bei Beurteilung des photographischen Verfahrens muß
vor allem bedacht werden, daß alle besseren Stellen chemisch be-
handelt sind, daß uns also nur der Ausschuß übrig blieb. Wenn
man gesagt hat, daß die Photographie nur etwas liefert, wo man
auch vorher schon die Schriftspuren sehen kann, so ist das in ge-
wissem Grade richtig. Aber Tafel 2 zeigt zunächst, bis zu welcher
Schärfe Spuren herausgebracht werden können, die im Original
schwache gelbliche Schatten sind, die man wohl entziffern, aber
nicht lesen kann. Ich kann aber versichern, daß von den Spuren,
die auf der Photographie schwach herauskommen, ohne dieselbe
überhaupt nicht wahrgenommen werden kann, es müßte denn die
allgemeine Vermutung sein, daß wir einen Palimpsest vor uns haben,
obgleich selbst das in einem Falle zweifelhaft war. Vor allem aber
zwischen den Zeilen, wro oft nur Bruchstücke von Buchstaben hinter
der zweiten Schrift hervorlugen, wird man vor dem Original selbst
verzichten, während die Lesungen nach der Photographie wenigstens
auf der Haarseite als durchaus zuverlässig bezeichnet werden dürfen.
Die Fleischseite gibt sehr oft verschwommene Umrisse, so daß man
auf den ersten Blick von der Seite viel mehr erwartet, als selbst
die Photographie herauszuholen imstande ist. Die zweite Schrift
stört beim Lesen kaum, da die verschiedene Schwärzung sehr bald
als Farbe empfunden wdrd und bei gespannter Aufmerksamkeit die
anders gefärbte Schrift kaum noch Avahrgenommen wird. Etwas
anderes ist die auch von Pater Dold bestätigte Tatsache, daß außer
der allgemeinen Entfernung der ersten Schrift in der neuen Schrift-
fläche noch einmal sorgfältig radiert ist. Dadurch ist allerdings auf
manchen Kolumnen auch der letzte Best getilgt, wenigstens für
unsere bisherigen Mittel. Aber auch da bedarf es aufmerksamster
Nachprüfung, weil immer mal ein paar Buchstaben wieder zum
Vorschein kommen, die bei einem bekannten Texte wenigstens leiten,
wo wir uns befinden, und bei der eigentümlichen Lage der Strabon-
überlieferung immerhin nicht wertlos sind.
Man darf wohl sagen, daß die photographische Methode1) alles
herausholt, was die chemischen Mittel herausgeholt haben, und zwar
ohne jede Veränderung des Pergaments. Darüber hinaus läßt sich

x) Ich habe außer der Palimpsestphotographie nach Beuroner Methode (Be-
strahlung mit ultravioletten Strahlen und geeignete Strahlenselektion) nachträglich
 
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