Der Strabon-Palimpsest Vat. Gr. 2061 A.
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den übrigen Handschriften in allen charakteristischen Fehlern zu-
sammen. Mit anderen Worten, das nicht unbeträchtliche Material
reduziert sich schnell, wir haben nur die eine Aufgabe, den Archetyp
zu rekonstruieren, und es wäre zu diesem Zwecke wichtig, tiefer in
die Verwandtschaftsverhältnisse und Herkunft der orientalischen
Strabonhandschriften einzudringen.
Ganz anders liegt die Sache bei der Epitome Palatina. Wenn
diese VII 5, 8, p. 816 22 λωος für αωος gibt, so ist sie eben nicht von
derselben Minuskelvorlage abgeleitet, sondern von einer unzial ge-
schriebenen. Dasselbe zeigt etwa VII7, 6, p. 32513 γόργου Epit. (richtig)
τόργου G τόλγου B. Dieser berühmte Palatinus, der lauter Singu-
laritäten enthält, besteht aus sieben Teilen, deren Hände zwar außer-
ordentlich ähnlich sind, die sich aber doch soweit unterscheiden,
daß man schwankt, ob wir die Hand desselben Schreibers in ver-
schiedenen .Jahren vor uns haben oder verschiedene Hände einer
sehr gefestigten Tradition oder Schule. Diese sieben Teile, obgleich
in der Textanordnung sich sehr ähnlich, sind, wie der heterogene
Inhalt zeigt, nicht füreinander gemacht. Die Abnutzung eines ehe-
maligen Außenblattes jetzt mitten im Kodex zeigt, daß die Teile
einmal selbständig gewesen sind. Da bildet die Chrestomathie
Quaternio ΙΓ—ΚΔ einen Faszikel für sich, der durch die Erwähnung
des Slaveneinfalls bekanntlich in das Ende des 10. Jahrh. datiert
ist. Die Handschrift hat sich im 13. Jahrh. auf dem Athos befunden,
als sie dort abgeschrieben wurde (Teile der Abschrift in Paris und
London).1) Man wird aber daraus für ihre Herkunft kaum Schlüsse
ziehen dürfen. Vielmehr weist manches eher nach K’pel zurück,
wo Stephanos im 6. Jahrh. Strabon gekannt und benutzt hat. Seine
Lesungen sind in einigen Fällen besser als die der Handschriften.
Die Epitome Palatina (Epit.) war im 13. Jahrh. auf dem Athos; wo sie geschrieben
ist, wissen wir nicht. Sicher hat Eustathios die Kenntnis Strahons nach Thessalo-
nike vermittelt. Yat. Gr. 175 (Syn.) ist später im Besitze Isidors von Thessalo-
nike, für den auch Vat. Gr. 174 (g) geschrieben ist, in B. 1—9 eine wohl direkte
Abschrift von A, in B. 10—17 nahe verwandt mit Vat. Gr. 1329 (F) aus dem An-
fang des 14. Jahrh. Venet. 640 (D) ist 1321 wahrscheinlich in der Gegend von
Th. geschrieben, da sein Schreiber Mazedonien kennt, vgl. die Bemerkung zu 10,
449, 31 vEbeccav ή vöv βοηνα. Der gleichalte Paris. 1393 (C) war noch 1732 in
K’pel. Die Epitome Vaticana (E) ist aus derselben Zeit. Wo GDEF führen, sind
sie gleichwertige Zeugen eines Minuskelarchetyps, den man sich doch wohl in
K’pel wird denken müssen.
x) Vgl. Dionysii Byzantii anaplus Bospori ed. B. Güngerich (1927), p. VIff.
(cod. A.).
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den übrigen Handschriften in allen charakteristischen Fehlern zu-
sammen. Mit anderen Worten, das nicht unbeträchtliche Material
reduziert sich schnell, wir haben nur die eine Aufgabe, den Archetyp
zu rekonstruieren, und es wäre zu diesem Zwecke wichtig, tiefer in
die Verwandtschaftsverhältnisse und Herkunft der orientalischen
Strabonhandschriften einzudringen.
Ganz anders liegt die Sache bei der Epitome Palatina. Wenn
diese VII 5, 8, p. 816 22 λωος für αωος gibt, so ist sie eben nicht von
derselben Minuskelvorlage abgeleitet, sondern von einer unzial ge-
schriebenen. Dasselbe zeigt etwa VII7, 6, p. 32513 γόργου Epit. (richtig)
τόργου G τόλγου B. Dieser berühmte Palatinus, der lauter Singu-
laritäten enthält, besteht aus sieben Teilen, deren Hände zwar außer-
ordentlich ähnlich sind, die sich aber doch soweit unterscheiden,
daß man schwankt, ob wir die Hand desselben Schreibers in ver-
schiedenen .Jahren vor uns haben oder verschiedene Hände einer
sehr gefestigten Tradition oder Schule. Diese sieben Teile, obgleich
in der Textanordnung sich sehr ähnlich, sind, wie der heterogene
Inhalt zeigt, nicht füreinander gemacht. Die Abnutzung eines ehe-
maligen Außenblattes jetzt mitten im Kodex zeigt, daß die Teile
einmal selbständig gewesen sind. Da bildet die Chrestomathie
Quaternio ΙΓ—ΚΔ einen Faszikel für sich, der durch die Erwähnung
des Slaveneinfalls bekanntlich in das Ende des 10. Jahrh. datiert
ist. Die Handschrift hat sich im 13. Jahrh. auf dem Athos befunden,
als sie dort abgeschrieben wurde (Teile der Abschrift in Paris und
London).1) Man wird aber daraus für ihre Herkunft kaum Schlüsse
ziehen dürfen. Vielmehr weist manches eher nach K’pel zurück,
wo Stephanos im 6. Jahrh. Strabon gekannt und benutzt hat. Seine
Lesungen sind in einigen Fällen besser als die der Handschriften.
Die Epitome Palatina (Epit.) war im 13. Jahrh. auf dem Athos; wo sie geschrieben
ist, wissen wir nicht. Sicher hat Eustathios die Kenntnis Strahons nach Thessalo-
nike vermittelt. Yat. Gr. 175 (Syn.) ist später im Besitze Isidors von Thessalo-
nike, für den auch Vat. Gr. 174 (g) geschrieben ist, in B. 1—9 eine wohl direkte
Abschrift von A, in B. 10—17 nahe verwandt mit Vat. Gr. 1329 (F) aus dem An-
fang des 14. Jahrh. Venet. 640 (D) ist 1321 wahrscheinlich in der Gegend von
Th. geschrieben, da sein Schreiber Mazedonien kennt, vgl. die Bemerkung zu 10,
449, 31 vEbeccav ή vöv βοηνα. Der gleichalte Paris. 1393 (C) war noch 1732 in
K’pel. Die Epitome Vaticana (E) ist aus derselben Zeit. Wo GDEF führen, sind
sie gleichwertige Zeugen eines Minuskelarchetyps, den man sich doch wohl in
K’pel wird denken müssen.
x) Vgl. Dionysii Byzantii anaplus Bospori ed. B. Güngerich (1927), p. VIff.
(cod. A.).