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Aly, Wolfgang [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 1. Abhandlung): Der Strabon-Palimpsest Vat. Gr. 2061A — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.39905#0029
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Der Strabon-Palimpsest Yat. Gr. 2061 A.

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befinden uns also noch in einer Sphäre, die noch bis zu den Hand-
schriften der Photioszeit reicht, wo die Überlieferung in Kleinigkeiten
zuverlässig ist. Um so amüsanter ist das mehrfach auftretende
halb ionische τεττεράκοντα.
2. In den kleinen Worten, Artikel, δή, και usw., ist die Ab-
weichung von den späteren Handschriften ziemlich groß. Es dürfte
dem Richtigen nahekommen, wenn man die Klasse bevorzugt, die
mehr hat, da Weglassungen häufig sind, vorausgesetzt, daß die
Sprache es gestattet. Über die von Kramer bemerkten und gekenn-
zeichneten Plusworte habe ich kein abschließendes Urteil.1)
3. Bei abweichender Lesung verdient der Palimpsest prinzipiell
den Vorzug. Schreibfehler sind selten und meist ganz an der Ober-
fläche. Seine durchaus nicht seltenen Fehler liegen vielmehr auf
einem anderen Gebiete. Merkwürdig sind freilich die noch nicht
gesammelten Doppellesungen der Handschriften, die auch E bestätigt
und die mir von einer Korrektur des Archet)rp von gelehrter Hand
herzurühren scheinen.
4. Der Palimpsest hat keine Lücken. Infolgedessen werden
viele Ergänzungen bestätigt, manche berichtigt, manche überhaupt
erst möglich.
5. Ein besonderes Kennzeichen der kurzzeiligen Unzialhand-
schriften, das ich früher nicht ganz zutreffend beurteilt habe2)» ist
das Auslassen von Zeilen, fast stets infolge von Homoioteleuton.
Es fehlen 1—4, ja sogar 5 Zeilen. Hier sündigt V oft. Aber
ebenso oft hat in derselben Richtung uu gesündigt, wo dann V die
Lücke ausfüllt. Es verdient angemerkt zu werden, daß diese Aus-
lassungen nur in einem Bruchteil der Fälle als Lücken erkannt und
oft in ihrem Ausmaß falsch abgeschätzt sind. Diese neuen Text-
stücke machen natürlich die meiste Arbeit. Eine ganze Anzahl hat
’) Sie verdanken ihre Existenz wohl fast ausschließlich einer Verschiebung, wie
z. B. 17, 7881e eingetreten ist: ρεΐ επ' ευθείας ό Νείλος πρός άρκτους, εως του
καλούμενου χωρίου δέλτα1 εΐτ’ έπί κορυφήν εχιζόμενος ό Νείλος ώς φηαν κτλ.
oder ohne Wiederholung 14, 637 31 των εν κύκλω νήεων <—) καί τής ηπείρου κτλ.
έκφερούεης οίνους [οΐον Χίου καί Λεεβου καί Κω], Das sind alte Randnachträge,
vermutlich in ω.
2) Rhein. Mus. 64 (1909), 591 ff. Das Auslassen einzelner ganzer Kolumnen
weist nicht notwendig auf eine Papyrusrolle hin, obgleich es sich dort am leich-
testen erklärt. Die Kolumnen des 5./6. Jahrhunderts zeigen noch genau dieselben
Maße wie die des 2./3. Jahrhunderts. Auch in V ist eine Kolumne ausgefallen
und am Rande nachgetragen, vgl. Cozza-Luzt II, 122.
 
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