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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0025
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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hinten aufgelötete Dübel auf der Steinfläche befestigt wurden. Was wir
heute erkennen, sind - außer den eingeschnittenen Buchstaben der
späteren Inschrift - die Reste dieser Dübellöcher mit einer erhaltenen
Tiefe bis zu 0,7cm (Abb. 1-4). Sie sind stark eingeebnet, denn die Flä-
chen wurden für die Anbringung der sekundären Inschrift zu Ehren des
Augustus und des Tiberius bis zu einer Tiefe von 1,5 cm zurückgesetzt,
und zu einem noch späteren Zeitpunkt wurde jeweils ein Teil auch der
sekundären Inschriften gelöscht. Infolge dieser Eingriffe sind nur noch
die tiefsten Stellen der Dübellochbohrungen und auch diese nicht über-
all vorhanden. Doch sind die erhaltenen Dübellochreste noch immer
deutlich genug, um feststellen zu können, daß die Dübellöcher sich je-
weils in einer bestimmten Anordnung, d.h. in einer bestimmten Zahl,
Form und Richtung, verteilen, die der Form der einzelnen Buchstaben
entsprechen (vgl. die Detailfotos, Taf. IV2 und V6).
Diese Technik ist uns durch zahlreiche Parallelen bestens bekannt.
Einige dieser Parallelinschriften - etwa auf dem sog. Minervatempel in
Asisium, auf der Maison Carree in Nemausus, auf dem Aquädukt von
Segovia oder auf dem Bogen von Arausio - wurden so angefertigt, daß
die bronzenen Buchstaben auf den Steinflächen nur mit Dübeln befe-
stigt wurden;26 in den meisten Fällen wurden aber die aus Metall gegos-
senen Buchstaben auch noch in einer entsprechenden Bettung einge-
faßt, damit sie sicherer hielten.27 Von der hier behandelten Widmungs-
inschrift des Vatikan-Obelisken wird allgemein angenommen, daß sie
nach dem zuerst genannten Verfahren, d.h. ohne Bettungen für die
Buchstaben, hergestellt wurde.28 Einwandfrei feststellen läßt sich das
freilich nicht mehr, da die beschrifteten Flächen, wie erwähnt, später bis
zu einer Tiefe von 1,5 cm abgearbeitet wurden. Als gesichert gelten muß
jedenfalls, daß, falls einst Bettungen vorhanden waren, diese höchstens
26 Zu der Technik siehe bes. R. Amy, in: R. Amy-P. Gros, Maison Carree 177ff.; I. Di
Stefano, Mestiere di epigrafista 181 f. Asisium: Siehe Anm. 151. Maison Carree: Siehe
Anm. 164. Segovia: A. Bianco Freijeiro, in: Segovia 141 ff., außerdem F. Casado,
Acueductos romanos en Espana (Madrid 1972) und ders. bei A. Rarmrez Gallardo, El
acueducto de Segovia (Valencia 1984) 41 ff. (mit einer unzutreffenden Rekonstruk-
tion). Arausio: A. Piganiol - R. Amy, in: R. Amy u. a., L’arc d’Orange. XV Suppl. ä
„Gallia“ (Paris 1962) 143ff. (siehe dagegen J.C. Anderson, Bonner Jahrb. 187, 1987,
159ff., bes. 162ff.).
27 Zur Technik siehe I. Di Stefano, Mestiere di epigrafista 139ff. Vgl. hierzu die klare
Beschreibung der Reste einer ähnlichen Inschrift bei P. Pensabene, Tempio di Saturno.
Architettura e decorazione (Roma 1984) 59; sonst vgl. noch hier S. 68ff.
28 So schon F. Magi, Studi Romani 11, 1963, 53. Daß diese Annahme nicht unbedingt
zutrifft, bemerkte auch mein Kollege H.-J. Zimmermann.
 
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