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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0038
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Geza Alföldy

Daraus läßt sich auch das Datum für die Aufstellung des Obelisken
ziemlich genau berechnen. Der Terminus post quem ist die Eroberung
Ägyptens durch die Truppen Oktavians im Sommer 30 v. Chr., genauer
der 1. August, als der Krieg durch den Einmarsch der Sieger in Alexan-
dria entschieden und mit dem Selbstmord des Antonius beendet wurde.
Der voll gesicherte Terminus ante quem ist der 16. April 29 v. Chr., das
Datum der Inschrift aus Philae. Die Ernennung des Gallus zum praefec-
tus Alexandreae et Aegypti muß jedoch schon ungefähr ein halbes Jahr
zuvor erfolgt sein. Aus dem Bericht des Cassius Dio über die Unterwer-
fung Ägyptens durch die Römer geht hervor, daß der junge Caesar das
Land sehr bald nach seiner Unterwerfung als Provinz einrichtete und
Gallus als Statthalter anvertraute; nach Dios Kontext war es dazu ge-
kommen, bevor der Herrscher Ägypten verließ?7 Dios Chronologie
mag zwar nicht immer zuverlässig sein,58 doch muß es nach der Logik der
Dinge als sicher gelten, daß der Statthalter mit entsprechenden Voll-
machten spätestens bei der Abreise des Herrschers eingesetzt wurde.
Wie wir wissen, unternahm der künftige Augustus in Ägypten eine
Reise, die ihn u. a. bis Memphis führte, denn er lehnte es in dieser Stadt
ab, den Apis-Stier als heiliges Tier zu besichtigen; von Ägypten begab er
sich zunächst nach Syrien und von dort nach Kleinasien, um dann den
Winter 30/29 v. Chr. auf Samos zu verbringen.'’9 Somit fiel seine Abreise
aus Ägypten in den Herbst, am ehesten wohl in den Oktober des Jahres
30 v. Chr. Dies ist auch der Terminus ante quem für die Ernennung des
Gallus zum Präfekten Ägyptens und zugleich für die Inschrift des Obe-
lisken. Wir gelangen also zu einer Datierung des Widmungstextes in den
Spätsommer oder in den Frühherbst 30 v. Chr. Das Monument erweist
sich damit als das früheste römische Denkmal Ägyptens, das während
des Aufenthaltes von Oktavian in diesem Lande eingeweiht wurde.
den praefecti fabrum am Ende der Republik siehe R. Laqueur, RE VA (1934) 2089; R.
Syme, Roman Revolution 71 Anm. 3, ebd. 355 mit Anm. 2 und 383 Anm. 4; J. E Rodri-
guezNeila, Los Balbos de Cadiz. Dos espanoles en la Roma de Cesar y Augusto (Sevilla
1979) 88ff.; im allgemeinen E. Kornemann, RE VI 2 (1909) 1920f.; B. Dobson, in:
Britain and Rome 61 ff. Richtig erklärten die Stellung des Gallus als praefectus fabrum
schon H. Volkmann, Gymnasium 72, 1965, 328f.; A. Guadagno, Opuscula Romana 6,
1968, 21 ff. Vgl. G. Grimm, JDAI 85, 1970, 168 Anm. 37; P.A. Brunt, JRS 65, 1975,
142; T. R.S. Broughton, Magistrates III 65.
57 Dio 51,17,1. Daß Gallus schon 30 v. Chr. als praefectus Aegypti eingesetzt wurde, be-
tont auch R. Syme, Augustan Aristocracy 32.
58 Vgl. B. Manuwald, Cassius Dio und Augustus 34ff. 268ff.
59 Siehe ausführlich K. Fitzler- O. Seeck, RE X 1 (1918) 337 mit den Quellen.
 
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