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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0045
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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Herrscherkult gesucht werden, der als wichtigstes Bauwerk eines um-
fangreichen Kultbezirkes, des Kaisarion = Caesareum oder Sebasteion
= Augusteum (siehe unten), unweit vom Portus Magnus, südlich vom
Poseidon-Tempel und östlich von den zuvor genannten Warenhäusern,
zu lokalisieren ist.78 Nach Philo gehörten zu diesem Kultbezirk unter
anderem auch Säulenhallen und ausgedehnte Plätze (EUQu/copioii), wo-
mit er durchaus eine sonst korrekt als dyopct bzw. als/brum bezeichnete
Anlage gemeint haben kann.79 Ob man das ganze Temenos des Kaiser-
tempels als forum bezeichnen darf, wie dies H. Hänlein-Schäfer mit
Rückgriff auf J.-P. Boucher vorschlägt,80 mag dahingestellt bleiben,
auch wenn die Parallele des Caesarforum mit dem Tempel der Venus
Genetrix und des Augustusforum mit dem Tempel des Mars Ultor in
Rom verlockend ist; ausschlaggebend ist jedenfalls der offensichtlich
enge architektonische Bezug zwischen dem Kaisertempel bzw. Kaiser-
kultbezirk einerseits und dem als Augustusforum benannten Platz ande-
rerseits. Denn aufgrund dieser Beziehung ergeben sich für die Gleich-
setzung des Forum lulium der Gallus-Inschrift mit dem Augustusforum
Alexandrias zwei besonders wichtige Gesichtspunkte:
Zum einen: Wenn wir annehmen, daß das forum lulium später forum
Augusti bzw. Seßaoriq dyopct hieß, dann muß diese Anlage nach 27 v.
Chr., als der neue Herrscher den Namen Augustus erhielt, umbenannt -
oder ganz spontan auch mit einem neuen Namen benannt - worden
sein.81 Die nächstliegenden Parallelen für diesen ohnehin plausiblen
Vorgang bietet gerade der Name des alexandrinischen Kaisertempels
und des gesamten Kaiserkultbezirkes: Der Tempel hieß - nicht nach Cae-
78 Den Ausgangspunkt für die Lokalisierung bildet der uns bekannte Aufstellungsplatz
der beiden Obelisken, die 13/12 v. Chr. vor dem Eingang dieses Tempels aufgerichtet
wurden (Plin., N.h. 36,69). Siehe hierzu bes. A. Adriani, Repertorio I-II 64f. und
215ff. (weitere Literatur ebd. 65f. und 216); P. M. Fraser, Alexandria I 24 und II 67ff.
Anm. 154-162. Vgl. sonst bes. H. de Vaujany, Recherches 8ff.; E. Breccia, Alexandrea
92; E. M. Forster, Alexandria 175ff.; A. Adriani, in: Enciclopediadell’arte antica 1211;
A. Bernand, Alexandrie la grande 135f.; H. Riad - Y. Hanna Shehata - Y. El-Ghe-
riani, Alexandria 54f; K. Michatowski, Alexandria 11 ff.
79 Philo, Leg. ad Gai. 151; zu dieser Beschreibung siehe bes. J. B. Ward Perkins, Pap.
Brit. School Rome 26,1958,176; A. Adriani, Repertorio I-II 215; P. M. Fraser, Alexan-
dria I 24 und II 68 Anm. 156; K. Tuchelt, Istanbuler Mitt. 31, 1981, 173f.;H. Hänlein-
Schäfer, Veneratio Augusti 217 f.
80 J.-P. Boucher, Caius Cornelius Gallus 35f.; H. Hänlein-Schäfer, Veneratio Augusti
211 ff.
81 Ähnlich schon F. Magi, Capitolium 38, 1963, 492; siehe auch P. M. Fraser, Alexandria
II 97 Anm. 218; C. Salvaterra, Aegyptus 67, 1987, 178.
 
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