Metadaten

Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0053
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

51

bereits in fertigem Zustand in Alexandria und dort anscheinend schon
auf seinem vorgesehenen Aufstellungsplatz befand, so daß Gallus nur
noch seine Aufrichtung und Beschriftung anzuordnen brauchte. Freilich
ist es ebenso denkbar, daß das Monument bereits vor dem 1. August 30
v. Chr. in seiner vorgesehenen Position stand und daß Gallus nur noch
die Aufgabe hatte, es mit einer Inschrift versehen zu lassen. Wie dem
auch sei: Die Aufstellung dieses Obelisken in Alexandria - offensicht-
lich in dem zu Ehren des Antonius geplanten Kultbezirk - muß schon
von Kleopatra projektiert worden sein.
Die altägyptischen Obelisken, die es vom Alten Reich bis in die Spät-
zeit in allen Epochen gab, galten als Symbole für „König und Sonnen-
gott bzw. die Leben gewährleistende Interdependenz Gott-König“; sie
standen gewöhnlich paarweise am Eingang von Tempeln und Grä-
bern.96 Ihre Wiederverwendung - oder die Anfertigung neuer Obelis-
ken nach altägyptischem Vorbild - für Zwecke der Herrschaftsrepräsen-
tation in der griechisch-römischen Welt ist untrennbar von der Ge-
schichte der Stadt, wo auch der Gallus-Obelisk gestanden haben muß:
Alexander der Große befahl in Alexandria - und zwar im Kultbezirk des
Serapis-Tempels - zwei Obelisken aufzustellen;97 seinem Vorbild folgte
später Ptolemaios Philadelphos, der, wie Plinius erzählt, in dem zu Eh-
ren seiner Schwester und Frau Arsinoe erbauten Kultbezirk am Großen
Hafen der Stadt einen aus Heliopolis stammenden Obelisken des Pha-
raos Nectanebos (entweder des L, 380-362, oder des II., 360-342) auf-
richten ließ.98 Das unmittelbare Vorbild für den Vatikan-Obelisken, der
nicht wie im Alten Ägypten üblich zusammen mit einem Pendant am
Eingang eines Tempels oder Grabes stand, sondern allein eine monu-
mentale Platzanlage schmückte, muß der zuletzt erwähnte alexandrini-
sche Obelisk gewesen sein. Die Vorbildfunktion des Obelisken im Arsi-
96 Siehe hierzu bes. E. Dondelinger, Der Obelisk; K. Martin, in: Lexikon der Ägyptologie
IV 542ff. (Zitat ebd. 542); dens., Garantsymbol 28ff.
1,7 Ps.-Call., Vita Alex. Magni 1,33 und Aphthonius (ed. H. Rabe), Progymn. p.40, 16ff.,
siehe P. M. Fraser, Alexandria I 265 und II 84 Anm. 190. Da Plinius über diese Obelis-
ken nichts sagt, erwägt Fraser die Möglichkeit, daß die Monumente erst später in das
Serapeum gebracht wurden. Dieser Schluß ist jedoch unnötig, da Plinius die alexandri-
nischen Obelisken ebenso unvollständig beschreibt wie die stadtrömischen: Von den
alexandrinischen übergeht er den Gallus-Obelisken, von den stadtrömischen die beiden
am Mausoleum des Augustus (siehe Anm. 102).
98 Plin., N.h. 36,67-69; vgl. hierzu bes. A. Adriani, Repertorio I-II 207f.; P. M. Fraser,
Alexandria I 25 und II 73f. Anm. 169. Nach A. Roullet, Egyptian und Egyptianizing
Monuments 68, handelt es sich wohl um Nectanebos II. Siehe zu diesem Obelisken noch
weiter unten, S. 86.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften