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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0071
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom 69
älter sind als der ursprüngliche Widmungstext auf dem Vatikan-Obelis-
ken.149 Das erste von ihnen ist ein Wasserbecken offenbar für rituelle
Zwecke, das ein Ädil in Lanuvium vor der Gracchenzeit, vermutlich
nicht später als im 3. Jahrhundert v. Chr., stiftete (Taf. VII 3). Die Wid-
mungsinschrift läuft rings um den Rand des Beckens herum; sie besteht
aus 4 bis 4,5 cm hohen, in Bettungen eingelegten Buchstaben aus Blei.11,(1
Diese Inschrift unterscheidet sich von den späteren gleichermaßen
durch die Zugehörigkeit zu einem bescheidenen Monument, durch das
bescheidene Format der Buchstaben, durch ihre kreisförmige Anord-
nung und durch die Verwendung von Blei statt Bronze. Die nächsten
frühen Beispiele sind zwei Inschriften aus Asisium. Die eine von diesen
wurde mit bronzenen Buchstaben ohne Bettung auf dem Architrav des
sog. Minerva-Tempels angebracht und enthält folgende Widmung:
Cn(aeus), T(itus) Caesii Cn(aei) f(ili) Tiro et Priscus I Illlvir(i) quin-
quennales) sua pecun(ia) fecer(unt). Die Inschrift bezieht sich auf die
Errichtung des Tempels, der nach der Form seiner Kapitelle in frühau-
gusteischer Zeit, etwa um 30 v. Chr., erbaut wurde.11,1 Die andere frühe
149 Nach Plin., N. h. 7,119, hat der Lakedaimonier Chilon (um die Mitte des 6. Jahrhun-
derts v. Chr.) in Delphi seine Lebensweisheit aureis litteris verewigt. Hier ist schwerlich
von vergoldeten bronzenen Buchstaben die Rede; falls die Überlieferung überhaupt
echt ist, kann es sich z. B. auch um in eine Steinfläche eingemeißelte und mit goldener
Farbe nachgezogene Buchstaben gehandelt haben. Die bei Plin., N.h. 35,62 erwähn-
ten aureae litterae, die der Maler Zeuxis auf seiner Kleidung in Olympia getragen haben
soll, waren eingewoben. Die in Olympia zutage gekommenen Buchstaben aus dünnem
Bronzeblech (Inschriften von Olympia Nr. 821), die nach W. Dittenberger „noch aus
gut griechischer Zeit“ stammen, können ihrer Form nach ohne weiteres in die römische
Kaiserzeit gehören wie auch eine dort gefundene Inschrift mit eingelegten bronzenen
Buchstaben, die auf Herodes Atticus zu beziehen ist (Inschriften von Olympia Nr. 611,
siehe W. Ameling, Herodes Atticus II. Inschriftenkatalog [Hildesheim - Zürich - New
York 1983] 128 Nr. 113). Zu goldenen Buchstaben aus Griechenland vgl. noch das von
Livia in Delphi gestiftete „goldene E“: Plut., De E apud Delphos 3 p. 385f. Im helleni-
stischen Ägypten scheinen solche Monumente zu fehlen; das früheste mir bekannte
Beispiel aus Ägypten stammt aus neronischer Zeit (IGRRI/II1323 = E. Breccia, Cata-
logue Nr. 55).
150 CIL I2 2443 cf. p. 866 = EE IX 387 Nr. 620, siehe auch H.-G. Kolbe, in: Helbig4 III
315f. Nr. 2391; M. Bertinetti, in: A. Giuliano (Hg.), Museo Nazionale Romano. Le
Sculture I 2 (Roma 1981) 133f. Nr. II 34. Den Hinweis, daß die stark oxydierten Buch-
staben nicht aus Bronze, sondern aus Blei angefertigt waren, verdanke ich I. Di Ste-
fano.
151 CIL XI 5378 = G. Forni u. a., Epigrafi lapidarie romane di Assisi (Perugia 1987) Nr. 9;
siehe auch L. Sensi, in: Les „bourgeoisies“ municipales 173 Nr.7, ferner F. Cenerini,
in: Cultura epigrafica dell’Appennino (Faenza 1985) 215ff. Zur Datierung siehe M. J.
Strazzulla, in: Les „bourgeoisies“ municipales 158f.; vg. auch M. Verzär, in: Hellenis-
 
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