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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Pöschl, Viktor [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0101
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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„CHOENIVF // Borch(ardt), CHOEN/NI // Hirsch(feld), qui cogitavit
de lectione SCHOENV NILI, CHOENVNDE data opera lapidem ex-
aminans Dragendorffius (ad quem delineavimus); ex litteris quas post
CHOEN posui, V mihi certa visa est, D probabilis, I parum certa; [i]n
fine, quod dedit Masp(ero), vestigiis contrarium est“, siehe auch
Mommsens Kommentar: „Ceterum quod mihi videre videor in ectypo
triacontaschoenundium pro triacontaschoeno, si Gallus ita scribi iussit,
ferendum est; certe triacontaschoenus et ipsa Latine parum apte dici-
tur“; tyrann[o\ Tr[iacontas]choenundi (?) in fine Aethiopiae Ricci; ty-
rann[o] Tr[iacontas]choenundi Aethiopiae Dessau, Milne; tyrann[o\
Tr[iacontas]choe(pii) in fine Aethiopiae Bernand mit dem Kommentar:
„Nous lisons sur la photo CHOENINFINE: le N et le I de Tri\acon-
tas\choe(ni) [sic] semblent ligatures, et le I de fine est tres pres du N“,
und mit der Übersetzung: „etablie un chef du pays des trente scheues sur
la frontiere de l’Ethiopie“. Was ich selbst auf dem Stein gesehen habe,
ist Abb. 15 zu entnehmen. Obwohl im Worte tyran[n]o nach den bisheri-
gen Editoren das zweite N vorhanden und das O gänzlich ausgebrochen
sein soll, verhält sich die Lage umgekehrt; es ist aber durchaus möglich,
daß das zweite N früher noch zu sehen war. Nach CHOEN steht sicher
nicht in fine, zumal der Text beim Gebrauch dieses Substantivs richtig in
finibus lauten müßte: Nach einer kurzen Lücke, in der höchstens ein I
Platz findet, und vor Aethiopiae sind der obere Teil einer senkrechten
Haste, die aus Platzgründen nur ein I sein kann, ferner ohne jeden Zwei-
fel die Buchstaben NDE zu erkennen. Ligaturen gibt es übrigens in die-
ser Inschrift überhaupt keine.
Der Sinn dieses Textes ist der folgende: Gallus stellte den König der
Äthiopier unter die Obhut Roms und setzte von nun an (inde) in der
Triacontaschoinos in Äthiopien, d.h. im nubischen Dreißigmeilenland,
einen einheimischen Vizekönig ein.221 Die Formulierung tyranno Tria-
contaschoeni inde Aethiopiae constituto weist eine streng symmetrische
Komposition auf, indem die beiden Lokative in den Ablativus absolutus
eingebaut und durch das Wort inde voneinander getrennt werden. Der
griechische Paralleltext lautet [TujQavvovTETqgTpiaxovTaoxoivou toji-
aQxia[g] ptäg ev Aifhojiiai xaraorfioag, der lateinische Text (der dem
griechischen auch an zahlreichen weiteren Stellen nicht wörtlich ent-
221 Vgl. hierzu den Kommentar bei E. Bernand, a.a.O. 44f., jetzt auch L. Török, in:
ANRW II 10.1 (1988) 275. Zur Bedeutung von tyrannus in diesem Text siehe A. Dihle,
Umstrittene Daten. Untersuchungen zum Auftreten der Griechen am Roten Meer
(Köln - Opladen 1965) 52f.
 
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