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Wolfgang Raible
Das erste Verb des zweiten Beispiels, ,schnell kommen1, bezeichnet das
Kommen, das zweite macht die Perspektive des Sprechers deutlich: Die
Person kommt auf den Sprecher zu, es handelt sich um ein Herkommen.
- In diesem Beispiel betrifft die Koaleszenz die Erst-Aktanten der bei-
den Sachverhaltsdarstellungen. Das sonst hier vorgeführte Verfahren,
einem Partizipanten in zwei benachbarten Sätzen zwei verschiedene
syntaktische Funktionen zu geben, ist aufgrund der Syntax und Morpho-
logie des Kilivila leicht zugänglich. Ein letztes Beispiel zeigt dies:
- e- ma e-gisi gugwadi e-keosi-si
3. Pers. ,kommen* ,er sieht* ,Kinder* ,sie tanzen*
nicht mar-
kierte Reihe
(„Er kam, um die Kinder tanzen zu sehen“, Senft, S. 120.)
Gugwadi ist sowohl Zweit-Aktant zu ,sehen‘ wie Erst-Aktant zu ,sie
tanzen4. Zugleich ist die ganze Sachverhaltsdarstellung ,die Kinder tan-
zen4 Zweit- Aktant zu ,er sieht4.
Die drei bis jetzt am Beispiel des Kilivila dargestellten Typen der Koa-
leszenz zeigen zugleich die Grundmuster der sogenannten Verb-Seriali-
sierung (in runden Klammern steht Fakultatives):
Typ [1] Erst-Aktant1-Verb1-(Erst-Aktant2)-Verb2-(Zweit-Aktant2)
(„Er kommt rasch (er) kommt“ = „Er kommt rasch her“)
Typ [2] Erst-Aktant1-Verb1-Zweit-Aktant1-Verb2-(Zweit-Aktant2)
= Erst-Aktant2
(„Sie stoßen das Boot [es] geht zum Strand“ = „Sie schieben das Boot auf
den Strand“)
Typ [3] [Erst-AktantI-Verbi-Zweit-Aktant1 j
[=Erst-Aktant2-Verb2-Zweit-Aktant2]
(„Er sieht die Kinder tanzen“)
Typ [3] ist dabei eine Variante des Typs [2], bei der die zweite Sachver-
haltsdarstellung insgesamt als Zweit-Aktant des Verbs der ersten aufge-
faßt werden kann. Typ [3] eignet sich von seiner Struktur her z. B. auch
für kausative Konstruktionen. Es leuchtet ein, daß die Typen [2] und [3]
hier durch die Abfolge SVO besonders begünstigt werden. Ein weiterer
günstiger Umstand dürfte sogenannte „switch reference44 sein, also ent-
weder die Anzeige der Identität des Erst-Aktanten der vorangehenden
Wolfgang Raible
Das erste Verb des zweiten Beispiels, ,schnell kommen1, bezeichnet das
Kommen, das zweite macht die Perspektive des Sprechers deutlich: Die
Person kommt auf den Sprecher zu, es handelt sich um ein Herkommen.
- In diesem Beispiel betrifft die Koaleszenz die Erst-Aktanten der bei-
den Sachverhaltsdarstellungen. Das sonst hier vorgeführte Verfahren,
einem Partizipanten in zwei benachbarten Sätzen zwei verschiedene
syntaktische Funktionen zu geben, ist aufgrund der Syntax und Morpho-
logie des Kilivila leicht zugänglich. Ein letztes Beispiel zeigt dies:
- e- ma e-gisi gugwadi e-keosi-si
3. Pers. ,kommen* ,er sieht* ,Kinder* ,sie tanzen*
nicht mar-
kierte Reihe
(„Er kam, um die Kinder tanzen zu sehen“, Senft, S. 120.)
Gugwadi ist sowohl Zweit-Aktant zu ,sehen‘ wie Erst-Aktant zu ,sie
tanzen4. Zugleich ist die ganze Sachverhaltsdarstellung ,die Kinder tan-
zen4 Zweit- Aktant zu ,er sieht4.
Die drei bis jetzt am Beispiel des Kilivila dargestellten Typen der Koa-
leszenz zeigen zugleich die Grundmuster der sogenannten Verb-Seriali-
sierung (in runden Klammern steht Fakultatives):
Typ [1] Erst-Aktant1-Verb1-(Erst-Aktant2)-Verb2-(Zweit-Aktant2)
(„Er kommt rasch (er) kommt“ = „Er kommt rasch her“)
Typ [2] Erst-Aktant1-Verb1-Zweit-Aktant1-Verb2-(Zweit-Aktant2)
= Erst-Aktant2
(„Sie stoßen das Boot [es] geht zum Strand“ = „Sie schieben das Boot auf
den Strand“)
Typ [3] [Erst-AktantI-Verbi-Zweit-Aktant1 j
[=Erst-Aktant2-Verb2-Zweit-Aktant2]
(„Er sieht die Kinder tanzen“)
Typ [3] ist dabei eine Variante des Typs [2], bei der die zweite Sachver-
haltsdarstellung insgesamt als Zweit-Aktant des Verbs der ersten aufge-
faßt werden kann. Typ [3] eignet sich von seiner Struktur her z. B. auch
für kausative Konstruktionen. Es leuchtet ein, daß die Typen [2] und [3]
hier durch die Abfolge SVO besonders begünstigt werden. Ein weiterer
günstiger Umstand dürfte sogenannte „switch reference44 sein, also ent-
weder die Anzeige der Identität des Erst-Aktanten der vorangehenden