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Wolfgang Raible
(„An anderen Tagen war meine Reaktion dagegen positiv und brutal: Ich warf
mich auf sie, packte ihre Arme wie mit Zangen, verdrehte sie ihr und nagelte ihr
meinen Blick in ihre Augen, um ihr Garantien der Liebe, echter Liebe, abzurin-
gen.“ Ernesto Sabato, Eltünel, Barcelona/Caracas/Mexico (Seix Barral) 1980, S.
67.)
Zum anderen handelt es sich um - problematischere - Fälle wie den
folgenden:
- No respondio. Desesperado por el silencio y por la oscuridad que no me permitia
adivinar sus pensamientos a través de sus ojos, encendf un fôsforo. Ella dio vu-
elta râpidamente la cara, escondiéndola. Le tomé la cara con mi otra mano y la
obligué a mirarme: estaba llorando silenciosamente.
(„Sie antwortete nicht. Verzweifelt wegen des Schweigens und der Dunkelheit,
die es mir nicht gestattete, ihren Augen zu entnehmen, was sie dachte, zündete
ich ein Streichholz an. Sie drehte rasch das Gesicht weg, um es zu verbergen. Ich
nahm ihr Gesicht mit der anderen Hand und zwang sie, mich anzusehen: sie
weinte leise vor sich hin“ - Sâbato, ebd. S. 62.)
Auch Susanne Reese ist sich des Umstandes bewußt, daß alle Zuweisun-
gen von speziellen Relationen zu Gerundien Interpretationen des Rezi-
pienten sind. Im ersten Fall handelt es sich allerdings darum, daß die
Relation in dem Verb thematisiert wird, das die gerundiale Form hat.
Sprachgeschichtlich kann dies zu einer Reihe „neuer“ Präpositionen
führen, wovon in Kapitel IV anhand von einzelsprachlichen Beispielen
noch ausführlich die Rede sein wird. Im zweiten Fall handelt es sich in
doppeltem Sinne um eine Frage der Perspektive. Wer mit dem Autor
den Blickwinkel der männlichen Person (und damit wohl auch des
durchschnittlichen Lesers) wählt, interpretiert allenfalls kausal, am ein-
fachsten mit einem „und dabei“. Jede Handlung, in der Ursache und
Wirkung verknüpft sind, kann jedoch in kausaler wie in finaler Perspek-
tive gesehen werden. Das zeigen speziell die beiden Paraphrasen, die
Susanne Reese für das erste Beispiel anbietet: „Le retorcia los brazos y
le clavaba la mirada en los ojos para forzarle garantias de amor“ bzw.
„porque queria forzarle garantias de amor“. Die finale ist im zweiten
Beispiel die Perspektive der anderen beteiligten Person, die der Frau.
Da Finalität immer von etwas Gegebenem ausgeht und zu etwas noch
nicht Gegebenem führt, das Gerundium jedoch keine Zeitrelation im-
pliziert, wirken die finalen Interpretationen - abgesehen vom ersten
Fall, wo eine Thematisierung durch die Semantik des gerundialen Verbs
vorliegt - etwas gezwungen. Bei den „konsequentiellen“ Belegen Su-
sanne Reeses (also solchen mit einer nicht intendierten Folge [vgl.
Wolfgang Raible
(„An anderen Tagen war meine Reaktion dagegen positiv und brutal: Ich warf
mich auf sie, packte ihre Arme wie mit Zangen, verdrehte sie ihr und nagelte ihr
meinen Blick in ihre Augen, um ihr Garantien der Liebe, echter Liebe, abzurin-
gen.“ Ernesto Sabato, Eltünel, Barcelona/Caracas/Mexico (Seix Barral) 1980, S.
67.)
Zum anderen handelt es sich um - problematischere - Fälle wie den
folgenden:
- No respondio. Desesperado por el silencio y por la oscuridad que no me permitia
adivinar sus pensamientos a través de sus ojos, encendf un fôsforo. Ella dio vu-
elta râpidamente la cara, escondiéndola. Le tomé la cara con mi otra mano y la
obligué a mirarme: estaba llorando silenciosamente.
(„Sie antwortete nicht. Verzweifelt wegen des Schweigens und der Dunkelheit,
die es mir nicht gestattete, ihren Augen zu entnehmen, was sie dachte, zündete
ich ein Streichholz an. Sie drehte rasch das Gesicht weg, um es zu verbergen. Ich
nahm ihr Gesicht mit der anderen Hand und zwang sie, mich anzusehen: sie
weinte leise vor sich hin“ - Sâbato, ebd. S. 62.)
Auch Susanne Reese ist sich des Umstandes bewußt, daß alle Zuweisun-
gen von speziellen Relationen zu Gerundien Interpretationen des Rezi-
pienten sind. Im ersten Fall handelt es sich allerdings darum, daß die
Relation in dem Verb thematisiert wird, das die gerundiale Form hat.
Sprachgeschichtlich kann dies zu einer Reihe „neuer“ Präpositionen
führen, wovon in Kapitel IV anhand von einzelsprachlichen Beispielen
noch ausführlich die Rede sein wird. Im zweiten Fall handelt es sich in
doppeltem Sinne um eine Frage der Perspektive. Wer mit dem Autor
den Blickwinkel der männlichen Person (und damit wohl auch des
durchschnittlichen Lesers) wählt, interpretiert allenfalls kausal, am ein-
fachsten mit einem „und dabei“. Jede Handlung, in der Ursache und
Wirkung verknüpft sind, kann jedoch in kausaler wie in finaler Perspek-
tive gesehen werden. Das zeigen speziell die beiden Paraphrasen, die
Susanne Reese für das erste Beispiel anbietet: „Le retorcia los brazos y
le clavaba la mirada en los ojos para forzarle garantias de amor“ bzw.
„porque queria forzarle garantias de amor“. Die finale ist im zweiten
Beispiel die Perspektive der anderen beteiligten Person, die der Frau.
Da Finalität immer von etwas Gegebenem ausgeht und zu etwas noch
nicht Gegebenem führt, das Gerundium jedoch keine Zeitrelation im-
pliziert, wirken die finalen Interpretationen - abgesehen vom ersten
Fall, wo eine Thematisierung durch die Semantik des gerundialen Verbs
vorliegt - etwas gezwungen. Bei den „konsequentiellen“ Belegen Su-
sanne Reeses (also solchen mit einer nicht intendierten Folge [vgl.