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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0087
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II. Die außereinzelsprachliche Perspektive

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hierzu Kapitel III]) handelt es sich in einer Reihe von Fällen um Bei-
spiele, die hier als „Begleitumstand“ interpretiert wurden.
Im Englischen sind die Verhältnisse bei den absoluten oder Gerun-
dialkonstruktionen noch etwas differenzierter, weil hier die Variante
der sogenannten „augmented absolute constructions“ stark ausgebaut
ist: when/ while doing this . . ., after learning that. . ., despite having been
seen . . ., with Mary now singing . . . etc. [Ein schönes englisches Origi-
nal-Beispiel hierfür ist das Givön-Zitat oben in Anmerkung 82.] Hier
wird die prinzipielle Offenheit der Gerundialformen also teils wieder
eingeschränkt durch weitere, bestimmte Relationen ausdrückende
Junktoren. In einigen romanischen Sprachen gilt die Verdeutlichung der
Relation durch zusätzliche Signale insbesondere für schwerer zugängli-
che Relationen wie ,Gegenursache4 (ital. pur(e), benchè, magari, span.
aun, aunque, incluso, y a que)84. Ähnliches gilt auch für das Lateinische,
wo zum ablativus absolutus mit seinem sehr breiten möglichen Bedeu-
tungsspektrum eine Reihe von Konjunktionen treten können, die dann
die gewünschte Relation präzisieren85.
Die Beispiele verdeutlichen Verschiedenes.
Erstens, daß Gerundial- und Partizipialformen, wie alle Formen ge-
ringerer Finitheit, auf einen Bezugspunkt inzidieren. Dies entspricht
häufig einem deutschen „und dabei“, Luise F. Puschs ,Begleitumstand4.
Dieses „und dabei“ kommt dementsprechend einer Art Vielzweck-
Übersetzung gleich86.
84 Vgl. etwa „La limpieza se simplificö tanto que aun levantândose tardisimo, a las nueve y
media por ejemplo, no daban las once y ya estäbamos de brazos cruzados“ - („Die
Reinigung [des Hauses] vereinfachte sich so sehr, daß wir, auch wenn wir ganz spät
aufstanden, z.B. um halb zehn, schon um elf Uhr nichts mehr zu tun hatten“. Julio
Cortäzar, Bestiario, Buenos Aires (Editorial Sudamericana), 14. Aufl. 1973, S. 15 [„La
casa tomada“]).
85 Vgl. Hofmann/Szantyr 1972:140f. Es handelt sich um Konjunktionen wie nisi, quasi,
quamquam, quamvis, utpote, quippe. - Zum Italienischen, wo es sich um die Präposition
dopo handelt [z.B. „dopo cenato non è tempo da dolersi“], vgl. oben Kapitel I und
Rohlfs 1969:118 oder Moretti/Orvieto (1979) s. v. ,gerundio*. Dort haben 9 von 11 kon-
zessiven Beispielen ein „segnale introduttivo“.
86 Hubert Bausch (1979) spricht im selben Zusammenhang bei seinen altfranzösischen
Texten von ,Konkomitanz‘. In seinem altfranzösischen Textkorpus aus dem 14. und 15.
Jahrhundert sind, neben der Konkomitanz, folgende Relationen vertreten: die tempo-
rale, die kausale und die konzessive. Bei der konzessiven handelt es sich allerdings um
deren Thematisierung in Form von nonobstant. (Vgl. dazu unten Kapitel IV. 1). Reale
oder irreale Bedingungssätze kämen erst ab dem 16. Jahrhundert vor.
 
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