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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Heger, Klaus [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0131
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III. Die Ordnung der Relationen

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einer inneren Beziehung verwendet werden. Einige Beispiele verdeutli-
chen dies:
- Wenn der Hansi aussteigt, steigt der Hansi aus. (Florian, 2;5)
- Wenn das selber abgeht, geht es ab. (Florian, 2;5)
- Wenn ich das Knäckebrot aufgessen hab, hab ich das Knäckebrot aufgessen
(Florian, 2;5).
In allen Fällen geht es dabei um ein reines Konstatieren, nicht um das
Bestehen auf einem Sachverhalt, der von irgend jemand angezweifelt
worden wäre. Das Kind teilt erfreut eine kognitive Entdeckung mit, die
es gemacht hat. - Diese Art von Tautologie ist nun auch im Sinne einer
noematischen Beschreibung die „einfachste“ Form der Junktion, die
Entdeckung des Y-Funktors als Ausdruck einer Relation zwischen zwei
Sachverhaltsdarstellungen12. Die Zeit spielt dabei allerdings ganz offen-
sichtlich keine Rolle. Insofern könnte man auch an die Grund-Folge-
Relation denken, die, wie sich noch zeigen wird, ohnehin als eine der
Varianten des Spezifizierten Y-Funktors beschreibbar ist13.
Einige Zeit später gebraucht dieses Kind seine Oberkonjunktion
wenn schon in einer spezifischeren, die Zeit implizierenden Form:
- Wenn ich geschläfen hab, hab ich ein Kuchen gekriegt. (Florian, 2;10)
- Papa, wenns du wiederkommst, rufst du mir. (Florian, 2; 10)
- Ich will zuhören [Tonbandgerät in der Hand des Vaters], wie ich geweint hab,
wenns du mir patsch patsch auf den Popo gemacht hast. (Florian, 2;12)
- Ich brauch doch endlich Licht - wenn ich mein Wagen sehe [versucht, einen
Wagen auf der HO-Eisenbahnanlage aufzugleisen]. (Julian, 3;0)
Für den Erwachsenen bedeutet hier wenn: nachdem, als, damit oder
weil. Für das Kind ist eine Zeitrelation zur ursprünglichen reinen Bezie-
12 Der Y-Funktor ist analog zu dem oben in III. 1 erwähnten C-Funktor gedacht: es handelt
sich um eine verkürzte Schreibweise. Der Funktor verbindet zwei Prädikatoren, also in
der Regel das Äquivalent von Sachverhaltsdarstellungen. Der einfache Hypothesis-
Funktor Y drückt eine ,genau dann - wenn1- Beziehung aus. Vgl. Heger/Mudersbach
1984:47f. - Als spezifizierter Hypothesis-Funktor *Y* hat der Hypothesis-Funktor, wie
der Pro-Aktant *A*, einen Vor- und einen Nachbereich mit jeweiliger „Spezifizierung“
(Heger/ Mudersbach 1984:62ff.).
13 Vgl. Heger/Mudersbach 1984:47f. (Einfacher Hypothesis-Funktor) bzw. 1984:50
(Grund-Folge-Relation). Die Grund-Folge-Relation ist die zeitlose Variante der Ursa-
che-Wirkung-Relation.
 
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