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Wolfgang Raible
Gisa Rauh z. T. um Rollen erweitert, die jedoch nicht immer auftauchen
müssen, die also fakultativ sind (oder durch die Semantik des jeweiligen
Verbs in das Partizipatum integriert sein können). Das Bewegungs-
muster umfaßt bei ihr die Rollen THEMA oder AFFECTION (Einheit,
die die Bewegung durchführt), SOURCE, GOAL, PATH, das Ruhe-
schema die Rollen AFFECTION und LOCATION. (Affection wäre
bei Heger in der Regel die Prädikativ-Funktion.) Das Aktionsschema
hat maximal sechs Rollen: ACTION, AFFECTION, LOCATION,
SOURCE, PATH und GOAL. Von Peter Koch übernimmt Gisa Rauh
dabei den Gedanken, zwischen Arten der Sachverhaltsdarstellung (hier:
den drei nach Gisa Rauh angeborenen Begriffsschemata) und den kon-
stitutiven Sachverhaltsbedingungen zu unterscheiden. Auf jeden Fall
nicht nachvollziehbar ist dabei die Überlegung, die mit den drei Be-
griffsschemata gegebenen Rollen seien „reine Relationen“; zusätzlich in
den einzelnen Sprachen noch vorkommende und zur Beschreibung
sprachlicher Äußerungen notwendige Rollen oder Relationen seien hin-
gegen durch „substantielle relationale Merkmale“ charakterisiert29. Auf
die Vorstellung von der Angeborenheit der primären Begriffsschemata
übertragen heißt dies, das Grundinventar an Relationen sei „rein rela-
tional“, alles andere dagegen durch Welterfahrung konkretisiert. Dies
ist zum einen nicht mit Kochs Zweiteilung zwischen Arten der Sachver-
haltsdarstellung und konstitutiven Sachverhaltsbedingungen zu verein-
baren: Bei Koch werden dadurch keine neuen Rollen oder Relationen
geschaffen. Ontogenetisch gesehen würde diese Vorstellung anderer-
hierbei sogar dieselben elementaren Größen. Zugleich wird aber deutlich, daß andere
Fragen eben auch zu anderen Aussagen bzw. ,Kategorien1 führen können. - Vgl. hierzu
auch Ingemar Düring (1966:60).
29 Rauh 1988:358: „Wenn also zuvor ausgeführt wurde, daß trotz der vielfältigen Möglich-
keiten der Beschreibung von semantischen Relationen auf der Grundlage von primären
sowie reduzierten und kombinierten Begriffsschemata in diesem Rahmen offensichtlich
immer noch nicht alle semantischen Relationen beschrieben werden können, so ist diese
Feststellung nunmehr dahingehend zu präzisieren, daß es sich bei den bislang nicht be-
schriebenen semantischen Relationen nicht um reine Relationen handelt, sondern um
konkretisierte, an deren Beschreibung außer formalen relationalen semantischen Merk-
malen auch substantielle relationale teilhaben, oder um Mischformen, für deren Be-
schreibung neben den relationalen Merkmalen auch inhärente Merkmale der Argu-
mente relevant sind. Damit ist festgelegt, daß Relationen wie z. B. Experient, Benefak-
tiv, Instrument, Komitativ, Grund, Zweck, Zeit, Mittel, etc., die neben den hier bereits
beschriebenen in den Arbeiten anderer Autoren als Tiefenkasus oder semantische Rela-
tionen aufgezählt werden, nach der vorliegenden Beschreibung nicht unter die reinen
semantischen Relationen fallen, sondern konkretisierte Relationen und Mischformen
repräsentieren.“
Wolfgang Raible
Gisa Rauh z. T. um Rollen erweitert, die jedoch nicht immer auftauchen
müssen, die also fakultativ sind (oder durch die Semantik des jeweiligen
Verbs in das Partizipatum integriert sein können). Das Bewegungs-
muster umfaßt bei ihr die Rollen THEMA oder AFFECTION (Einheit,
die die Bewegung durchführt), SOURCE, GOAL, PATH, das Ruhe-
schema die Rollen AFFECTION und LOCATION. (Affection wäre
bei Heger in der Regel die Prädikativ-Funktion.) Das Aktionsschema
hat maximal sechs Rollen: ACTION, AFFECTION, LOCATION,
SOURCE, PATH und GOAL. Von Peter Koch übernimmt Gisa Rauh
dabei den Gedanken, zwischen Arten der Sachverhaltsdarstellung (hier:
den drei nach Gisa Rauh angeborenen Begriffsschemata) und den kon-
stitutiven Sachverhaltsbedingungen zu unterscheiden. Auf jeden Fall
nicht nachvollziehbar ist dabei die Überlegung, die mit den drei Be-
griffsschemata gegebenen Rollen seien „reine Relationen“; zusätzlich in
den einzelnen Sprachen noch vorkommende und zur Beschreibung
sprachlicher Äußerungen notwendige Rollen oder Relationen seien hin-
gegen durch „substantielle relationale Merkmale“ charakterisiert29. Auf
die Vorstellung von der Angeborenheit der primären Begriffsschemata
übertragen heißt dies, das Grundinventar an Relationen sei „rein rela-
tional“, alles andere dagegen durch Welterfahrung konkretisiert. Dies
ist zum einen nicht mit Kochs Zweiteilung zwischen Arten der Sachver-
haltsdarstellung und konstitutiven Sachverhaltsbedingungen zu verein-
baren: Bei Koch werden dadurch keine neuen Rollen oder Relationen
geschaffen. Ontogenetisch gesehen würde diese Vorstellung anderer-
hierbei sogar dieselben elementaren Größen. Zugleich wird aber deutlich, daß andere
Fragen eben auch zu anderen Aussagen bzw. ,Kategorien1 führen können. - Vgl. hierzu
auch Ingemar Düring (1966:60).
29 Rauh 1988:358: „Wenn also zuvor ausgeführt wurde, daß trotz der vielfältigen Möglich-
keiten der Beschreibung von semantischen Relationen auf der Grundlage von primären
sowie reduzierten und kombinierten Begriffsschemata in diesem Rahmen offensichtlich
immer noch nicht alle semantischen Relationen beschrieben werden können, so ist diese
Feststellung nunmehr dahingehend zu präzisieren, daß es sich bei den bislang nicht be-
schriebenen semantischen Relationen nicht um reine Relationen handelt, sondern um
konkretisierte, an deren Beschreibung außer formalen relationalen semantischen Merk-
malen auch substantielle relationale teilhaben, oder um Mischformen, für deren Be-
schreibung neben den relationalen Merkmalen auch inhärente Merkmale der Argu-
mente relevant sind. Damit ist festgelegt, daß Relationen wie z. B. Experient, Benefak-
tiv, Instrument, Komitativ, Grund, Zweck, Zeit, Mittel, etc., die neben den hier bereits
beschriebenen in den Arbeiten anderer Autoren als Tiefenkasus oder semantische Rela-
tionen aufgezählt werden, nach der vorliegenden Beschreibung nicht unter die reinen
semantischen Relationen fallen, sondern konkretisierte Relationen und Mischformen
repräsentieren.“