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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0190
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Wolfgang Raible

ist dementsprechend, daß ein Erst-Aktant an der Spitze der nachfolgen-
den Sachverhaltsdarstellung sich mit si nicht verträgt. Fehlendes si in
einem sz-typischen Kontext kann sich auf diese Weise erklären:
Et quant li pelerin la virent, il se merveillerent mult et distrent li uns as autres:
„Comment ..
(„Und als die Kreuzfahrer [die Stadt Zara] sahen, wunderten sie sich sehr und
sagten einer zum anderen: „Wie ...““)
Das si hat sich freilich nicht zu einem allgemeinen Nachfolgesignal ent-
wickelt. Die Chronique, die Jean Froissart etwa 200 Jahre nach Robert
de Clari und Geofroy de Villehardouin geschrieben hat, zeigt den Rück-
gang und zugleich die Spezialisierung dieses si. Vorkommen im „frühe-
ren“ Sinn, also als Korrespondenz-Signal zu einer vorangehenden Sach-
verhaltsdarstellung, die mit der nachfolgenden in einer „logischen“
Beziehung steht, sind Fälle der folgenden Art (alle aus dem Anfang von
Kapitel IV, in dem die Ereignisse des Jahres 1389 beschrieben werden):
- Vous devez savoir que assez tôt après ce que cette grande fête eût été à Paris, si
comme il est ci-dessus contenu, et que les choses furent appaisées, et les sei-
gneurs et les dames retraits et revenus chacun en son lieu, et que le roi de France
vit qu’il avoit trêves aux Anglois trois ans à venir, si eut dévotion et imagination
de visiter son royaume, et voir les lointaines marches de Languedoc.
(„Ihr müßt wissen daß, bald nachdem dieses große Fest in Paris stattgefunden
hatte, so wie es oben beschrieben ist, und nachdem die Angelegenheiten sich
befriedet hatten und die Herrschaften mit ihren Damen wieder an ihren norma-
len Wohnorten waren, und nachdem der König von Frankreich gesehen hatte,
daß er in den kommenden drei Jahren Ruhe vor den Engländern haben würde,
da durfte es ihm in seiner großen Güte gefallen [im Deutschen genügt hier das
Inversions-Signal], sein Reich zu besuchen und die entfernten Marken des
Languedoc in Augenschein zu nehmen.“)
- Bien est vérité, quoique ce duc [d’Irlande] fût devers le roi, le sire de Coucy le
héoit de tout son coeur; et bien y avoit cause car ce duc, ainsi que vous savez,
combien que en autres affaires il fût bien pourvu de sens, d’honneur et de belle
parlure et de grand’largesse, si s’estoit-il trop forfait envers la fille au sire de
Coucy qu’il avoit à femme prise et à épouse; car . ..

der Ahnherr der romanischen Philologie, Friedrich Diez, in seiner Grammatik der Ro-
manischen Sprachen festgehalten. Diez hielt dies allerdings noch für eine Regel ohne
Ausnahmen - was nicht zutrifft. - Wie Peter Blumenthal schreibt, stellt die Sachver-
haltsdarstellung mit si den Vordergrund oder das Rhema dar. Dabei vertritt si das voran-
gehende Thema (Blumenthal 1980:104).
 
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