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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1993, 1. Abhandlung): Sprachliche Texte - genetische Texte: Sprachwissenschaft und molekulare Genetik ; vorgetragen am 28. November 1992 — Heidelberg: Winter, 1993

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48167#0021
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Sprachliche Texte - Genetische Texte

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Zellplasma deutlich - aber nicht etwa hermetisch - abgetrennten
Bereich, den man den Zellkern nennt. Der genetische Lochstrei-
fen liegt im Kernbereich, die Kopien von Stücken aus der DNS
werden im Kernbereich angefertigt. Die RNS-Stücke als Kopie
wandern dann durch die Kernhülle ins Cytoplasma zu den Ribo-
somen, wo sie in Polypeptid-Ketten umgesetzt werden. Bei den
Prokaryoten, z.B. Bakterien, von denen im folgenden kaum die
Rede sein wird, ist dagegen der Ort, an dem die DNS sich befin-
det, nicht in dieser Weise vom Zellplasma abgetrennt. Der gene-
tische Lochstreifen liegt hier gewissermaßen im Cytoplasma.
2. Zwei Arten von Ausgangssubstanzen. Unsere Zellen arbeiten mit
zwei Arten von Ausgangssubstanzen: Im Bereich der Doppelhe-
lix sind es die Nukleotide, deren Abfolge Information vermittelt.
Im restlichen Bereich sind es die Aminosäuren, die zu langen
Polypeptid-Ketten zusammengefügt werden. Bei den Prokaryo-
ten sind diese beiden Bereiche - gemäß Punkt 1 - mithin nicht
voneinander getrennt.
3. Nicht-kovalente Bindungen. In beiden Bereichen sind die Mittel,
die Moleküle verbinden, höchst selten sogenannte kovalente,
d.h. relativ stabile, im engeren Sinne chemische Verbindungen,
bei denen zwei oder mehr Atome gemeinsame Elektronen
haben. Die überwiegende Zahl von Verbindungen sind nicht-
kovalent; in der Regel handelt es sich um sogenannte Wasser-
stoffbrücken. Ihre Herstellung und Auflösung erfordert - im
Gegensatz zu den kovalenten Bindungen - extrem wenig Ener-
gie und extrem wenig Zeit. Die gestrichelten Linien auf der lin-
ken Seite von Abbildung 1 symbolisieren solche Wasserstoff-
brücken zwischen den komplementären Nukleotiden12.
4. Vorgeprägte räumliche Struktur. Das Zellplasma besteht zu einem
sehr hohen Prozentsatz aus Wasser. Die Aminosäuren sind z.T.
hydrophob, z.T. hydrophil. Wenn nun nach den in einer Kette
von mRNS enthaltenen Anweisungen in den Ribosomen eine
entsprechende Kette aus Aminosäuren aufgebaut wird, ergibt
12 Die Trennung des Nukleotidpaares GC erfordert dementsprechend mehr Ener-
gie als die des Paares AT. Homonyme „genetische Wörter“, in denen die Nukleo-
tide G oder C anstelle von A oder T vorkommen, sind deshalb wohl „sicherer“
als ihre Äquivalente. Das Codon AGA für,, Arginin“ gegenüber CGC oderCGG
für dasselbe „Arginin“ wären ein Beispiel hierfür.
 
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