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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
Verhandlungen bei dem Besuch, den vier Vertreter Straßburgs Mitte
Juli 1528 heimlich in Zürich abstatteten49. Im Januar 1530 schließt sich
Straßburg dem Verteidigungsbund an50.
Während der Disputation verursachten Bucer und Capito einen
Zwischenfall, da sie die Auseinandersetzungen mit ihren Straßburger
Gegnern vor die Versammlung brachten. Sie gingen dabei planmäßig
vor: Bei der Eröffnungssitzung am 6. Januar wurden zuerst die Abge-
sandten der verschiedenen Kantone aufgerufen und begrüßt, daraufhin
die Gäste aus den oberdeutschen Städten, unter ihnen die Straßburger.
Jn ihren Antworten - das beruht wohl auf Absprache - gaben die Ver-
treter der Städte ihre Voten zu den zehn Disputationsthesen ab. Capito
benutzte nun diese Gelegenheit zu einer längeren Rede51. In ihr legte er
der Versammlung den Streit der Straßburger Prädikanten mit Conrad
Treger und Thomas Murner dar, insbesondere, wie sich Treger immer
wieder der angebotenen Disputation entzogen habe. Der Straßburger
Rat hätte sie nach Bern gesandt, um mit Treger und Murner die Dispu-
tation zu suchen. Als sie die beiden Männer in Bern nicht angetroffen
hätten, seien sie an den Rat mit der Bitte herangetreten, jene direkt ein-
zuladen und ihnen sicheres Geleit zu gewähren.
Am 5. Januar waren von Bern Schreiben an den Rat von Luzern und
Solothurn abgegangen mit dem Ersuchen, die Genannten reisen zu
lassen52. Darin wurde zuerst auf das Ausschreiben zur Disputation ver-
wiesen, auf das hin man die beiden Doktoren schon erwartet habe53.
Nun hätten die Straßburger um gesonderte Einladungen für Treger und
Murner gebeten. Sie ersuchten jene, unter dem Schutz der Boten (ȟber-
rüter«) und auf Kosten Berns zur Disputation zu kommen. Die beiden
Straßburger legten persönliche Schreiben an die Geladenen bei. Darauf-
hin erschien Treger in Bern. Die Luzerner lehnten ab, und auch Murner
ließ Bucer und Capito sein Fernbleiben brieflich wissen54.
49. CR Zw 9,500ff.(Nr.735).
50. Anrich, S. 51.
31. Den Text der Rede Capitos s.unter Anlage 2.
52. Akten Nr. 1448: »Uff ansüchen Capitonis und Bucerj sind beschriben Treger
und Murner und ein fry sicher gleit in m. h. costen, mitt begär einer antwurt.« Die
Briefe sind unter Nr. 1450 und 1431 abgedruckt, ebenso Abschiede IV, 1a, S.1245f.
53. In der Tat waren beider Namen bei den vorbereitenden Beratungen gefallen;
CR Zw 9,292,19; 293,14; 308,17.
34. Bucer in der Praefatio zum Johanneskommentar 1528(Bibl.Nr. 20): »Nam cum
V. Capito et ego, pridie quam disputari coeptum esset, a clariss. Bernatium senatu
orassemus, ut denuo ipse et Murnerus vocarentur, miserunt illi continuo, quod nihil
prius haberent, quam disputationi suae accersere quoslibet nominatissimos praedicati
sibi Evangelii hostes, nuncium ad Senatum Friburgen, et Lucernanum, secundo evo-
catum illos, quibus praeter summam securitatem, etiam sumptus, promiserunt, si forte
eos caussarentur. Nos vero ipsis scripsimus, modisque omnibus ut advenirent flagita-
vimus. Lucernanus Senatus rescripsit, Murnerum quidem paratum fuisse ut veniret.
ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
Verhandlungen bei dem Besuch, den vier Vertreter Straßburgs Mitte
Juli 1528 heimlich in Zürich abstatteten49. Im Januar 1530 schließt sich
Straßburg dem Verteidigungsbund an50.
Während der Disputation verursachten Bucer und Capito einen
Zwischenfall, da sie die Auseinandersetzungen mit ihren Straßburger
Gegnern vor die Versammlung brachten. Sie gingen dabei planmäßig
vor: Bei der Eröffnungssitzung am 6. Januar wurden zuerst die Abge-
sandten der verschiedenen Kantone aufgerufen und begrüßt, daraufhin
die Gäste aus den oberdeutschen Städten, unter ihnen die Straßburger.
Jn ihren Antworten - das beruht wohl auf Absprache - gaben die Ver-
treter der Städte ihre Voten zu den zehn Disputationsthesen ab. Capito
benutzte nun diese Gelegenheit zu einer längeren Rede51. In ihr legte er
der Versammlung den Streit der Straßburger Prädikanten mit Conrad
Treger und Thomas Murner dar, insbesondere, wie sich Treger immer
wieder der angebotenen Disputation entzogen habe. Der Straßburger
Rat hätte sie nach Bern gesandt, um mit Treger und Murner die Dispu-
tation zu suchen. Als sie die beiden Männer in Bern nicht angetroffen
hätten, seien sie an den Rat mit der Bitte herangetreten, jene direkt ein-
zuladen und ihnen sicheres Geleit zu gewähren.
Am 5. Januar waren von Bern Schreiben an den Rat von Luzern und
Solothurn abgegangen mit dem Ersuchen, die Genannten reisen zu
lassen52. Darin wurde zuerst auf das Ausschreiben zur Disputation ver-
wiesen, auf das hin man die beiden Doktoren schon erwartet habe53.
Nun hätten die Straßburger um gesonderte Einladungen für Treger und
Murner gebeten. Sie ersuchten jene, unter dem Schutz der Boten (ȟber-
rüter«) und auf Kosten Berns zur Disputation zu kommen. Die beiden
Straßburger legten persönliche Schreiben an die Geladenen bei. Darauf-
hin erschien Treger in Bern. Die Luzerner lehnten ab, und auch Murner
ließ Bucer und Capito sein Fernbleiben brieflich wissen54.
49. CR Zw 9,500ff.(Nr.735).
50. Anrich, S. 51.
31. Den Text der Rede Capitos s.unter Anlage 2.
52. Akten Nr. 1448: »Uff ansüchen Capitonis und Bucerj sind beschriben Treger
und Murner und ein fry sicher gleit in m. h. costen, mitt begär einer antwurt.« Die
Briefe sind unter Nr. 1450 und 1431 abgedruckt, ebenso Abschiede IV, 1a, S.1245f.
53. In der Tat waren beider Namen bei den vorbereitenden Beratungen gefallen;
CR Zw 9,292,19; 293,14; 308,17.
34. Bucer in der Praefatio zum Johanneskommentar 1528(Bibl.Nr. 20): »Nam cum
V. Capito et ego, pridie quam disputari coeptum esset, a clariss. Bernatium senatu
orassemus, ut denuo ipse et Murnerus vocarentur, miserunt illi continuo, quod nihil
prius haberent, quam disputationi suae accersere quoslibet nominatissimos praedicati
sibi Evangelii hostes, nuncium ad Senatum Friburgen, et Lucernanum, secundo evo-
catum illos, quibus praeter summam securitatem, etiam sumptus, promiserunt, si forte
eos caussarentur. Nos vero ipsis scripsimus, modisque omnibus ut advenirent flagita-
vimus. Lucernanus Senatus rescripsit, Murnerum quidem paratum fuisse ut veniret.