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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0174
170 ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
allen durst ewiglich außlöschen39. Was? siht er nun ein schäflin, ein
hirten, ein thür, ein weg, ein rebstock, ein steyn, so bildet im gleich in40,
Christus ist das lämblen, welchs die sünd der welt uff sich und hin
nimpt41, der dann auch der recht gutt hirt42, der weg43, die thür zum
ewigen lebend44, der war rebstock45, der eck46 und grundstein ist47. Also 5
leidet er selb oder sihet andere leiden, so bald er auch befindt der sündt-
lichen neygung, ist gleich sein hertz bei dem gecreutzigten Christo, be-
denckt seinen todt und tröst sich daher auch seiner Urstend. Und wenn
wir also Christum in allen dingen und seinen eygnen wercken lereten48
erkennen, an in gemanet würden, so müste seine lieb in uns zunemen, 10
zucht und maß in alln dingen bei uns gefürdert werden. Nun so man
sein bildnuß an hültzen, steynenen, silberen, güldinen creutzen lang
anschawt und sich meynt gleich andechtig zu sein, richt man anders nüt
auß, dann das man sich selbs betreugt und fälschlich mitt nüt49 tröstet,
dadurch man zu allem gutten desto farlessiger würdt. Das reich Gottes 15
ist ein andere krafft, dann das sie durch soliche fündlin möchte gefür-
deret werden. Ja, gewißlich würt sie schwerlich50 gehindert und ver-
loschen.
Denen, die Christlich freiheit fürwerffen51, das wir wie aller eusser-
lichen ding, also auch der Bilder halb frei seien52, und wol besserlicher 20
des leidens Christi, dann anderer weltlichen sachen Bildnus haben53, ist
erstlich zu antwortten: Wo Bilder verehrt werden, bricht es ab54 dem
glauben, wie ob bewert55, darumb solche Bilder haben, jetz nitt meer
B1a ein eusserlich frei dinng sein kan. Zum anderen, ob | man sagte, die
verstendigen eren sie nit, die unverstendigen mache man durchs Wort 25
verstendig, hilfft das nit an inen, so würt noch weniger helffen, so man
39. Vgl. Jo 4,14.
40. Einprägen, vor Augen stellen.
41. Vgl. Jo 1,29.
42. Vgl. Jo 10,14.
43. Vgl. Jo 14,6.
44. Vgl. Jo 10,9.
45. Vgl. Jo 15,1.
46. Vgl.Eph 2,20.
47. Vgl. 1 Kor 3,11.
48. Lernten (leren = landschaftliche Sonderform).
49. Mit (einem) Nichts.
50. Schwerstens.
51. B. grenzt sich im Folgenden gegen Luther ab. Luthers Stellung im Bilderstreit
behandelt H.v.Campenhausen, a.a.O.S.383ff. >fürwerffen< meint hier: den Gedanken
der christlichen Freiheit ins Feld führen.
52. Vgl .Luther, WA 10, III, 26. (Invocavitpredigten).
53. Vgl .Luther, WA 18, 82 f. (Wider die himmlischen Propheten).
54. Abbruch tun.
55. Beweisen.
allen durst ewiglich außlöschen39. Was? siht er nun ein schäflin, ein
hirten, ein thür, ein weg, ein rebstock, ein steyn, so bildet im gleich in40,
Christus ist das lämblen, welchs die sünd der welt uff sich und hin
nimpt41, der dann auch der recht gutt hirt42, der weg43, die thür zum
ewigen lebend44, der war rebstock45, der eck46 und grundstein ist47. Also 5
leidet er selb oder sihet andere leiden, so bald er auch befindt der sündt-
lichen neygung, ist gleich sein hertz bei dem gecreutzigten Christo, be-
denckt seinen todt und tröst sich daher auch seiner Urstend. Und wenn
wir also Christum in allen dingen und seinen eygnen wercken lereten48
erkennen, an in gemanet würden, so müste seine lieb in uns zunemen, 10
zucht und maß in alln dingen bei uns gefürdert werden. Nun so man
sein bildnuß an hültzen, steynenen, silberen, güldinen creutzen lang
anschawt und sich meynt gleich andechtig zu sein, richt man anders nüt
auß, dann das man sich selbs betreugt und fälschlich mitt nüt49 tröstet,
dadurch man zu allem gutten desto farlessiger würdt. Das reich Gottes 15
ist ein andere krafft, dann das sie durch soliche fündlin möchte gefür-
deret werden. Ja, gewißlich würt sie schwerlich50 gehindert und ver-
loschen.
Denen, die Christlich freiheit fürwerffen51, das wir wie aller eusser-
lichen ding, also auch der Bilder halb frei seien52, und wol besserlicher 20
des leidens Christi, dann anderer weltlichen sachen Bildnus haben53, ist
erstlich zu antwortten: Wo Bilder verehrt werden, bricht es ab54 dem
glauben, wie ob bewert55, darumb solche Bilder haben, jetz nitt meer
B1a ein eusserlich frei dinng sein kan. Zum anderen, ob | man sagte, die
verstendigen eren sie nit, die unverstendigen mache man durchs Wort 25
verstendig, hilfft das nit an inen, so würt noch weniger helffen, so man
39. Vgl. Jo 4,14.
40. Einprägen, vor Augen stellen.
41. Vgl. Jo 1,29.
42. Vgl. Jo 10,14.
43. Vgl. Jo 14,6.
44. Vgl. Jo 10,9.
45. Vgl. Jo 15,1.
46. Vgl.Eph 2,20.
47. Vgl. 1 Kor 3,11.
48. Lernten (leren = landschaftliche Sonderform).
49. Mit (einem) Nichts.
50. Schwerstens.
51. B. grenzt sich im Folgenden gegen Luther ab. Luthers Stellung im Bilderstreit
behandelt H.v.Campenhausen, a.a.O.S.383ff. >fürwerffen< meint hier: den Gedanken
der christlichen Freiheit ins Feld führen.
52. Vgl .Luther, WA 10, III, 26. (Invocavitpredigten).
53. Vgl .Luther, WA 18, 82 f. (Wider die himmlischen Propheten).
54. Abbruch tun.
55. Beweisen.