Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0177

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DAS EINIGERLEI BILD

173

doch das nichts underlassen, dadurch die eer gottes und das heyl des
nehsten mögen gefürdert werden. Christus selb ist der gröste strauch-
steyn74 und ein Geruch des tods zum tod allen75, die nit zum leben
erwelet sein. Wann man den willen Gottes weyß, so muß man der men-
schen nit weitter achten, dann das man allen fleiß ankere, das sie inen
den willen gotes auch gefallen lassen. Eh man aber vom willen Gottes
abweiche, muß man vatter, muter, sich selb und alles begeben. Man wil
als der leut gunst mit abbruch Götlicher ehren und also Gottes ungunst
behalten, so wir gutten willen bei den leuten suchen und halten solten
mit gantz gelassenem, erbarn, züchtigen, früntlichen leben, damit die
welt sehe, das uns zu abthun des, so sie achtet, uberal kein frevel noch
jemandts verachtung, sonder alleyn die Gottsforcht treibe. Hierin wil
man als nicht so sorgfel|tig sein ergernuß und unwillen zu verhütten
oder abzestellen. Kündtlich ists, das bilder in Kirchen haben, dem
waren Gotsdienste abbrüchlich ist, darumb, leßt man sie ston, so ergert
man nit allein die einfeltigen, so leiden möchten, das man sie abthet,
und aber, so man sie ston leßt, als76 meynen, es sei etwas dran, und wer-
den also im waren glauben durch sie verletzt, sonder auch die, deren
man unwillen vermeynt zu verhüten, dann man sie in irm unglauben
stercket, welche, so man umb Gottes willen ein wenig erzürnen müste,
man on zweifel, wo sie anders guthertzig syne, wider gutwillig machet
und zur warheit brechte, wo man sich in allem leben dermaß erzeygte,
das sie griffen77 müssen, das uns nichts in allem treibe, dann der eifer
Gots. Ob aber schon auch in disen mangel ist, als leyder bei uns allen
nur zuvil, noch wil sich gepürn, das wir wolten der menschen unwillen
mit zugebung des, so ware frombkeit in einigen weg verhindert, für-
kommen78, und das wir durch unpitlich leben verschütteten mit der ver-
letzung götlicher eren underston auffzeheben.
Auß disem nun, dieweil ganntz unleugbar, das die Bilder bei uns
Christen in einen solichen mißbrauch kommen, das sie bei allen Heyden
nie in grösserem gewesen sind, sie haben je auch bei uns geredt, geweynt,
eins heiligen bild oder Crucifix vor dem andern in besondern ortten
bsondere gnad gehebt und zeychen gethon, wir gschweigen des merck-
lichen79 guts, das mit solichem bekommen und wie Christo in seinen
armen abzogen, also zu dienst des teufels mit unzäliger ärgernus verthon

e) fyn.
74. Vgl. Jes 8,11.
75. Vgl.2Kor 2,16.
76. Nämlich, überhaupt.
77. Begreifen.
78. Zuvorkommen.
79. Bemerkenswert, stattlich.

B2b
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften