176 ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
halten wurden, seie auß dem brauch der Heyden entsprungen, und wil es
damit etwas entschuldigen, was solte er dann gesagt haben zun Bilderen,
wo die weren in der Kirchen gestanden und nit anders dann bei allen
Heyden vereret und anbettet worden, wie leyder bei uns beschehen und
noch beschicht. Darumb es on allen zweifei ist, das von den Apostel zeit 5
her biß uff die zeit diser vätter überal kein bild in unsern Kirchen
gesehen worden ist.
B4b Und daher ists, das man vor disen zeitten nichts bei | den heilgen vet-
teren wider die Kirchen Bilder geschriben findet, das nieman treumet86
hette, das sie widder so helle und vilfeltige schrifft in die Kirchen solten i0
kommen sein.
Aber wider der Heyden bilder, die gleich wie die unseren sich damit
beschirmen wolten, sie betteten die Bilder nit an, sonder Got durch
ermanungh der Bilder, hetten auch die Bilder keiner andren Ursach,
dann das das grob volck an gotes krafft und gutthat durch sie gmant 15
würde.
Hie wider schreibt Lactantius seer vil87 und under anderen spricht er:
»Sind dann ewere Bilder nit ewere götteri, sonder bettet an die im
himel sind, warumb hebet ir dann nicht ewere augen und hend in himel
und nicht gegen die wend und ewere götzen?« Welchs gleichermaß auch 20
uns mag fürgeworffen werden. Also auch das Athanasius88 wider solche
schreibt. Also: »Sagen sie uns doch, welcher maß got durch die bilder
erkant werde, ob von wegen der matery, daruß sie gmacht, oder von
wegen der gestalt, so in solche matery bracht würt? Dient hiezu die
materi, was darffs dann der gstalt? Erscheint doch Got durch die gantz 25
materi eh etwas von menschen henden dran gmacht würt, systemal doch
alle ding gottes herligkeit gnugsam bezeugen. Sol dann sein ein ursach
Götlicher erkantnus die gestalt, so in die materi gemacht ist, was darff
man dann gemeld89 darzu mit allem, das dran ist, und erkennet nicht
Gott vil mehr durch die ding selb, deren man Bildnus machet? Dann die 30
herligkeit Gottes vil heller erkennet würt, so man die fürhielte in und
durch bede, vernünfftige und unvernünfftige thier, dann durch die
todten und unbeweglichen bilder.« Diß hat der heil[ige] vatter wider der
Heydenbilder geschriben, welchs er nit hette gethon noch zu thun
understanden, wo Christen selb zu seiner zeit der gestalt als zu unserer 35
C1a mit bildern ghandlet90 hetten. Derhalb es nit | weniger wider die, so wir
h) ermauung. - i) götte.
86. Weil keiner davon geträumt / es für möglich gehalten hätte.
87. Vgl .Lactantius: Divinae institutiones II, 2-4, MSL 6, 258-276, besonders 258.
88. Athanasius: Oratio contra gentes 20, MSG 25,39f.
89. Gemälde.
90. Zu tun haben; umgehen.
halten wurden, seie auß dem brauch der Heyden entsprungen, und wil es
damit etwas entschuldigen, was solte er dann gesagt haben zun Bilderen,
wo die weren in der Kirchen gestanden und nit anders dann bei allen
Heyden vereret und anbettet worden, wie leyder bei uns beschehen und
noch beschicht. Darumb es on allen zweifei ist, das von den Apostel zeit 5
her biß uff die zeit diser vätter überal kein bild in unsern Kirchen
gesehen worden ist.
B4b Und daher ists, das man vor disen zeitten nichts bei | den heilgen vet-
teren wider die Kirchen Bilder geschriben findet, das nieman treumet86
hette, das sie widder so helle und vilfeltige schrifft in die Kirchen solten i0
kommen sein.
Aber wider der Heyden bilder, die gleich wie die unseren sich damit
beschirmen wolten, sie betteten die Bilder nit an, sonder Got durch
ermanungh der Bilder, hetten auch die Bilder keiner andren Ursach,
dann das das grob volck an gotes krafft und gutthat durch sie gmant 15
würde.
Hie wider schreibt Lactantius seer vil87 und under anderen spricht er:
»Sind dann ewere Bilder nit ewere götteri, sonder bettet an die im
himel sind, warumb hebet ir dann nicht ewere augen und hend in himel
und nicht gegen die wend und ewere götzen?« Welchs gleichermaß auch 20
uns mag fürgeworffen werden. Also auch das Athanasius88 wider solche
schreibt. Also: »Sagen sie uns doch, welcher maß got durch die bilder
erkant werde, ob von wegen der matery, daruß sie gmacht, oder von
wegen der gestalt, so in solche matery bracht würt? Dient hiezu die
materi, was darffs dann der gstalt? Erscheint doch Got durch die gantz 25
materi eh etwas von menschen henden dran gmacht würt, systemal doch
alle ding gottes herligkeit gnugsam bezeugen. Sol dann sein ein ursach
Götlicher erkantnus die gestalt, so in die materi gemacht ist, was darff
man dann gemeld89 darzu mit allem, das dran ist, und erkennet nicht
Gott vil mehr durch die ding selb, deren man Bildnus machet? Dann die 30
herligkeit Gottes vil heller erkennet würt, so man die fürhielte in und
durch bede, vernünfftige und unvernünfftige thier, dann durch die
todten und unbeweglichen bilder.« Diß hat der heil[ige] vatter wider der
Heydenbilder geschriben, welchs er nit hette gethon noch zu thun
understanden, wo Christen selb zu seiner zeit der gestalt als zu unserer 35
C1a mit bildern ghandlet90 hetten. Derhalb es nit | weniger wider die, so wir
h) ermauung. - i) götte.
86. Weil keiner davon geträumt / es für möglich gehalten hätte.
87. Vgl .Lactantius: Divinae institutiones II, 2-4, MSL 6, 258-276, besonders 258.
88. Athanasius: Oratio contra gentes 20, MSG 25,39f.
89. Gemälde.
90. Zu tun haben; umgehen.