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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0225

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ULMER KIRCHENORDNUNG

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ungeacht, was hertzs und trybs solcher zum haylgen lautern Evangeli
hab oder wie er auch dasselbig lehre.
Die göttlich predig und haylig Evangeli ist anders nichts dann predi-
gen, das wir alles hayl, verzeyhung der Sünden, Gottes erkantnus und
5 lieb sampt allem gutem allain durch unsern Herrn Jesum Christum,
waren Gott und menschen, im rechten glauben erlangen, Johann, i. [1 ff.],
iii. [15 ff.], vi. [28 ff.]. Darumb er auch unser ainiger mittler und fürsprech
ist bey Gott dem Vatter, i.Thimo.ii. [5], i. Joha.ii. [1]. Derhalb ain er-
schrocklicher irrthumb ist, unsern wercken etwas verdiensts, gnugthüung
10 für die sünd im leben oder nach dem todt im erdichten Fegfewr zu ge-
ben, auch ainigen hayligen als ain mitler oder fürsprechen bey Gott
lehren anrüffen.
Alle aber, die an Christum, unsern Herrn, warlich glauben, werden
durch seinen gayst wie glyder ains leibs (deß haupt | Christus ist) zu-
15 samengetriben und verleybt89, das sy in im seyen als ain mensch, Ro.
xii. [5], i. Cor.xii. [12ff.], Ephe.iiii. [4]; und diß ist die haylig Christlich
Kirch, dern nicht mehr dann diener sein all Apostel, Propheten, Lehrer,
Hirten, deß eüsserlichen regiments Christlich verwalter, gubernierer90,
Obrer91 und was namens jemants in gaystlichen oder leyplichen ämptern
20 haben mag, Ro.xii. [7f.], i. Cor.iii. [5], iiii. [1] und xii. [1 ff.]. Darumb ain
wyderchristliche lehr ist, das der Bapst der Kirchen haupt und das man
in sachen des glaubens bey des Bapsts und seiner Bischöff spruch
bleyben soll und das allain die Christlich Kirch sey, die in höre.
In dyse Kirch und gmain würt man durch den haylgen Tauff einge-
25 nommen, wölcher, nach dem er ain bad der wydergeburt und sacrament
götlichs bundts und gnaden ist, Ro.vi. [4], Ephe.v. [26], Col.ii. [12],
Tit.iii. [5], soll er auch der glaubigen kinder92 verlühen werden, dieweil
die gleubigen rechte kinder Abrahe sind, Gal. iii. [7], wölchen der Herr
verhayssen hat, ir und ires somes93 Gott zu sein. Darümb ain irrthumb,
30 lehrn, den kindern den Tauff abzuschlagen sein94.
Das haylig abentmal Christi soll man zu seiner gedechtnuß und, das
89. Dieses Bild des Körpers spielt auch in Luthers Ekklesiologie eine große Rolle;
vgl. M.Doerne: Luthers Kirchenverständnis. In: Fragen zur Kirchenreform, Göttin-
gen 1965, S. 10-41, und G.Gloege: Politia divina, in: ders.: Verkündigung und Ver-
antwortung, Theologische Traktate, Bd.II, Göttingen 1967, S. 69-108, bes.S.91ff.
90. Lenker, Leiter.
91. An dieser Stelle hat B. in seinem Entwurf »öltren« geschrieben - er bezieht sich
also auf das geistliche Amt der »Ältesten« bzw. Presbyter (während »Obrer« bzw.
»Obren« die jeweilige politische Obrigkeit meint). Zur Geschichte des Ältestenamtes
während der Reformationszeit vgl. W. Maurer: Gemeindezucht, Gemeindeamt, Kon-
firmation, Kassel 1940, bes.S.28f., und E.-W.Kohls: Evangelische Bewegung und
Kirchenordnung, Karlsruhe 1966, bes.S.15f.
92. Den Kindern der Gläubigen.
93. Samens = Nachkommen.
94. Zu B.s und der Straßburger evangelischen Geistlichen jahrelangen Auseinander-

Der 3.

Der 4.
A6a

Der 5.

Der 6.
 
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