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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0387
ENTWURF ULMER KIRCHENORDNUNG
383
Zum andern, das Jerlich eyner oder zwen Synodi, das ist: Versam- 9
lungen aller Pfarrer jn der Statt gehalten werden, welche Synodosr nit
allein alle pfarrer vff dem Land besuchen sollen, sonder auch etliche ge-
sandte von ieder pfarr, verstendige fromme menner, die yrer gmein
Zeucknuß vnd willen Jres pfarrers halb jm Synode furbringen vnd
christelichen bescheydt, so sy daruber empfiengend, yren gemeinen
wider zu bringen konden.
Zum dritten, das durch die verordneten kirchen pfleger auß dem rath 10
vnd dienern des worts die pfarren vff dem Land zu Jar einest, es were
dann, das es sein nit bedurffte, heimgesucht vnd by jnen, wie alles
christlicher leer vnd lebens halb stande, erfaren, vnd worin fel28, solichs
in besserung gericht werden. |
Wo aber, da got vor sye, sich iemans von predigern oder anderen vff 203 b
besondere lere vnd meinungen geben vnd do mit spaltung vnd rotten29 11
anrichten wolte, wirdt nutzlich sein, das solichem, swer der ymer seyn
möchtes, alß bald seyne meinung jns volck zu treyben, geweret werde,
dan man die geyster wol probieren vnd alles fleyssig beweren solle. Wa
sich ein solcher aber nit wolte durch seine nechsten brüder lassen ab-
wysen, were gut, das zusamen beruffet wurden etliche besonders ver-
stendige, fromen diener jm Wort, welche yn by sein gemelter kirchen
pfleger vnd anderer tvon eyner oberkeyt auch deren, so eyn solicher
wider[...]lerer etwas vff seyne meinungen zogen hettet, mit solichem, da
mit man fridlich by dem einigen waren Euangelj vnd christlicher lere,
deren Summ oben gesetzet bleyben möchte, handleten vnd dennoch
nieman vbereylet30 vnd verkurtzet oder iemans geyst außgeleschet
wurde. Dannu als nur ein Euangelj ist, also muß man sich des auch vff
ein weg furzutragen, entlich entschließen vnd druber auch ein engel
vom Himel wissen zu verbannen. |
Alß dan aber got vnsern g[nädigen] H[erren]eben fil pfarren zu ver- 204a
sehen zugestellet, jm sy lob, Der halb sy auch fil tauglicher vnd jn gött- 12
liehen sachen geschickter leut bedörffen, vnd der Herr aber nit alle mal
mit wunder auß fischern seins worts verstendige prediger machen will,
wirdt große not sein, das vnsere g[nädigen]H[erren] nach sat gelerten31
erbarn, vrecht christlichenv mennern trachten, durch welche die spra-
r) add. B. - s)-s) add. B. - t)-t) add. B. statt gestr.: herren. - u) korr. B. aus:
Doch. - v)-v) add. B.
28. Mängel. Vgl. dazu auch die ausführlichen Hinweise (insbesondere auf B.s
großes Gutachten »Von der Kirchen mengel und fähl...« (1547) oben in Anm. 215 zum
Text der Ulmer Kirchenordnung.
29. Aufruhr, Parteiung.
30. Übereilt.
31. Genug gelehrten.
383
Zum andern, das Jerlich eyner oder zwen Synodi, das ist: Versam- 9
lungen aller Pfarrer jn der Statt gehalten werden, welche Synodosr nit
allein alle pfarrer vff dem Land besuchen sollen, sonder auch etliche ge-
sandte von ieder pfarr, verstendige fromme menner, die yrer gmein
Zeucknuß vnd willen Jres pfarrers halb jm Synode furbringen vnd
christelichen bescheydt, so sy daruber empfiengend, yren gemeinen
wider zu bringen konden.
Zum dritten, das durch die verordneten kirchen pfleger auß dem rath 10
vnd dienern des worts die pfarren vff dem Land zu Jar einest, es were
dann, das es sein nit bedurffte, heimgesucht vnd by jnen, wie alles
christlicher leer vnd lebens halb stande, erfaren, vnd worin fel28, solichs
in besserung gericht werden. |
Wo aber, da got vor sye, sich iemans von predigern oder anderen vff 203 b
besondere lere vnd meinungen geben vnd do mit spaltung vnd rotten29 11
anrichten wolte, wirdt nutzlich sein, das solichem, swer der ymer seyn
möchtes, alß bald seyne meinung jns volck zu treyben, geweret werde,
dan man die geyster wol probieren vnd alles fleyssig beweren solle. Wa
sich ein solcher aber nit wolte durch seine nechsten brüder lassen ab-
wysen, were gut, das zusamen beruffet wurden etliche besonders ver-
stendige, fromen diener jm Wort, welche yn by sein gemelter kirchen
pfleger vnd anderer tvon eyner oberkeyt auch deren, so eyn solicher
wider[...]lerer etwas vff seyne meinungen zogen hettet, mit solichem, da
mit man fridlich by dem einigen waren Euangelj vnd christlicher lere,
deren Summ oben gesetzet bleyben möchte, handleten vnd dennoch
nieman vbereylet30 vnd verkurtzet oder iemans geyst außgeleschet
wurde. Dannu als nur ein Euangelj ist, also muß man sich des auch vff
ein weg furzutragen, entlich entschließen vnd druber auch ein engel
vom Himel wissen zu verbannen. |
Alß dan aber got vnsern g[nädigen] H[erren]eben fil pfarren zu ver- 204a
sehen zugestellet, jm sy lob, Der halb sy auch fil tauglicher vnd jn gött- 12
liehen sachen geschickter leut bedörffen, vnd der Herr aber nit alle mal
mit wunder auß fischern seins worts verstendige prediger machen will,
wirdt große not sein, das vnsere g[nädigen]H[erren] nach sat gelerten31
erbarn, vrecht christlichenv mennern trachten, durch welche die spra-
r) add. B. - s)-s) add. B. - t)-t) add. B. statt gestr.: herren. - u) korr. B. aus:
Doch. - v)-v) add. B.
28. Mängel. Vgl. dazu auch die ausführlichen Hinweise (insbesondere auf B.s
großes Gutachten »Von der Kirchen mengel und fähl...« (1547) oben in Anm. 215 zum
Text der Ulmer Kirchenordnung.
29. Aufruhr, Parteiung.
30. Übereilt.
31. Genug gelehrten.