ENTWURF ULMER KIRCHENORDNUNG 391
Derhalb nieman gestattet werden soll, die alten Bepstlichen Ceremo-
nien vnd kirchen gepreuch, es seye beycht, lere, meß oder brauch der
sacramenten zu treyben, dann am tag ligt, das do mit die einfeltigen nur
von Christo, vnserm Herren, vff menschen gedicht vnd thun abgefüret
5 werden. |
Der Bilder vnd götzen halb ist vor melden geschehen. Domit aber
nieman sich ergere vnd clage, der Heyligen bildnuß thue man auß den
kirchen vnd lasse der anderen schildt vnd Helmu51, sov mer zum pracht
dan zu anderem in der kirchen hangen bleyben, wie wol der Heiligen
10 bilder vnd götzen, wie sy zu offenbarer abgötterey do gestanden, zum
forderisten hinweg zu thun sind, fil mer dan alle schilt oder andere
zeychen, achten wir doch gar christlich vnd dem gantzen Handel gottes
besonders eerlich, das die schilt vnd helm auß der kirchen an andere ort
verordnet wurden, wo yeman seiner elteren gedechtnuß do mit zu be-
15 halten begeret.
Die weil meniglich zu wissen, das die clöster erstlich nit anders dann
zu christlichen schulen verordnet vnd vff komen sind52, wurd gantz
christlich sein, das man die selbigen wider do hyn zu bringen vnder-
stande vnd jre einkomen, wie auch | anderer stifftung, pfrunden vnd
20 kirchen gefell53 neben versehung der armen vff geschickte Jungen vff-
zuziehen kere, auch ein voradt samel vnd behalte, da uon nit allein den
furfallenden notturften der kirchen, sonder auch gantzes gemeynen
nutzes mit der Zeitt statlich rath beschehen möchte, zu dem, das man
die vberbleybenden clöster personen freuntlich bedencke vnd jr leben
25 lang erhalte, doch solle ynen jre kleydung vnd andere sondere weysen
zu offentlicher ergernuß zu tragen vnd zu geprauchen nitt gestattet
werdenw54.
Biß her ist dargeben, was wir zu reformation der Leere, Ceremonien
vnd kirchen gepreuchen achten nach göttlichem wort furzunemen sein.
30 Die weyl aber Lere vnd Ceremonien, welche alß ein stuck der Lere sind,
ein recht fromm christlich Leben bringen, erhalten vnd furderen sollen,
so fil Gottx das selbigy durchs eusserlich vnd das er dan menschen zu
u) add. Bernhard Besserer am Rande: die schilt söllen bleiben. - v) gestr.: man. -
w) Bl. 2i4a-222a hier nicht abgedruckt; vgl. Anm. 54 im zweiten Apparat. -
x) add. B. - y) gestr. B.(?): durchs das so gott will.
51. Zu Anmerkung u im ersten Apparat vgl. auch J. Endriß: Das Ulmer Reforma-
tionsjahr 1531, a.a.O. S.52 und 59.
52. Vgl. zu diesem in den Schulgutachten B.s mehrfach begegnenden Gedanken
E.-W.Kohls: Die Schule bei Martin Bucer, a.a.O., bes.S.55.
53. Einkünfte.
54. Hier folgt von Bl. 214a bis 222a die Stellungnahme der Ratverordneten von
Bernhard Besserers Hand; vgl. dazu J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531,
S. 55 ff.
212b
213a
223a
Derhalb nieman gestattet werden soll, die alten Bepstlichen Ceremo-
nien vnd kirchen gepreuch, es seye beycht, lere, meß oder brauch der
sacramenten zu treyben, dann am tag ligt, das do mit die einfeltigen nur
von Christo, vnserm Herren, vff menschen gedicht vnd thun abgefüret
5 werden. |
Der Bilder vnd götzen halb ist vor melden geschehen. Domit aber
nieman sich ergere vnd clage, der Heyligen bildnuß thue man auß den
kirchen vnd lasse der anderen schildt vnd Helmu51, sov mer zum pracht
dan zu anderem in der kirchen hangen bleyben, wie wol der Heiligen
10 bilder vnd götzen, wie sy zu offenbarer abgötterey do gestanden, zum
forderisten hinweg zu thun sind, fil mer dan alle schilt oder andere
zeychen, achten wir doch gar christlich vnd dem gantzen Handel gottes
besonders eerlich, das die schilt vnd helm auß der kirchen an andere ort
verordnet wurden, wo yeman seiner elteren gedechtnuß do mit zu be-
15 halten begeret.
Die weil meniglich zu wissen, das die clöster erstlich nit anders dann
zu christlichen schulen verordnet vnd vff komen sind52, wurd gantz
christlich sein, das man die selbigen wider do hyn zu bringen vnder-
stande vnd jre einkomen, wie auch | anderer stifftung, pfrunden vnd
20 kirchen gefell53 neben versehung der armen vff geschickte Jungen vff-
zuziehen kere, auch ein voradt samel vnd behalte, da uon nit allein den
furfallenden notturften der kirchen, sonder auch gantzes gemeynen
nutzes mit der Zeitt statlich rath beschehen möchte, zu dem, das man
die vberbleybenden clöster personen freuntlich bedencke vnd jr leben
25 lang erhalte, doch solle ynen jre kleydung vnd andere sondere weysen
zu offentlicher ergernuß zu tragen vnd zu geprauchen nitt gestattet
werdenw54.
Biß her ist dargeben, was wir zu reformation der Leere, Ceremonien
vnd kirchen gepreuchen achten nach göttlichem wort furzunemen sein.
30 Die weyl aber Lere vnd Ceremonien, welche alß ein stuck der Lere sind,
ein recht fromm christlich Leben bringen, erhalten vnd furderen sollen,
so fil Gottx das selbigy durchs eusserlich vnd das er dan menschen zu
u) add. Bernhard Besserer am Rande: die schilt söllen bleiben. - v) gestr.: man. -
w) Bl. 2i4a-222a hier nicht abgedruckt; vgl. Anm. 54 im zweiten Apparat. -
x) add. B. - y) gestr. B.(?): durchs das so gott will.
51. Zu Anmerkung u im ersten Apparat vgl. auch J. Endriß: Das Ulmer Reforma-
tionsjahr 1531, a.a.O. S.52 und 59.
52. Vgl. zu diesem in den Schulgutachten B.s mehrfach begegnenden Gedanken
E.-W.Kohls: Die Schule bei Martin Bucer, a.a.O., bes.S.55.
53. Einkünfte.
54. Hier folgt von Bl. 214a bis 222a die Stellungnahme der Ratverordneten von
Bernhard Besserers Hand; vgl. dazu J.Endriß: Das Ulmer Reformationsjahr 1531,
S. 55 ff.
212b
213a
223a