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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0407

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AUGSBURGER PREDIGT

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wort vnd Sacramenten S.paulj geendert darumb, das got nebn seinem
werckh wär vnd das gedeyen darzue geben hät. Also muess mann die
Schrifft verstann, wann mann sagt oder predigt, man muess vonn got
gelert sein14, vnd dergleichen muess mann allweg verstann, das es ge-
5 scheche durchs mittel worts vnd Sacrament[s]d ewsserlich zufuerene vnd
zu treiben. Also soll mann die Sach vergleichen vnnd nicht disputieren15,
Sonnder wurckhen | sein göttlicher werckh. Alsof redet hie Cristus im 5 b
Ewan[geli]o auch, das der vatter hailige vnnd das gedeyen geb, vnnd
setzt dartzue: In der warheit vnd: in deiner warhait, Als wolt Er sagen:
10 Es ist Ia nur ain warhait; Es hat Ia got nur allain die warhait, vnnd wem
du es nicht gibst, o got, der bleibt in der lugin, gleich wie alle menschen
lugner vnnd sunder vonn art vnnd Natur geporen werden, ps. 11116.
Die warhait aber ist dein lere vnnd wort, In heiliger geschrifft ver-
fasset. Dein wort aber vnnd lere ist dein heyliger wille vnnd gepot. Dein
15 wille aber ist, das wir in dich glauben vnd In den du gesenndt hast, Iesum
Cristum, das wir dich furchten vnd lieben, vnserm negsten guts thuen,
In furdern | vnnd lieben. Sölliche warhait werden wir nicht sein. So wir 6 a
in der lugin steckhent. Darumb muessen wir wider geporn vnnd new
menschen werden. Der alte mensch hat sich selbs zu lieb, verlaugnet sich
20 nicht paldt. Darumb, wilt du die warhait bekomen, must du dich pessern,
ain newe hawt anziehen vnnd glauben, das dich allain das pluet Cristj
hailige vnnd zu diser warhait pringe.
Aber das souil Menschen zu der warhait vnnd hailigung nicht komen
kunden, macht der geschwindt griff17 des tewfels, der dise zuuersicht
25 vnd glauben an die rechte hailigung des pluets Cristj mit werckhen zu-
druckhen wil. mann muess hie den Schatz nicht mit wercken, Sonnder
mit dem glauben fassen, mit werckhen wirt mann nichts ausrichten, | das 6b
hertz wirt lanng nicht zu fride, Ja, es wurdt nur erger, kumbt in ain Zag
vnnd verzweyflung, gedenckht, das solt du gethon oder gelassen haben,
30 suecht aintweders entschuldigung oder verzweyflung. Das hertz muess
mann allain mit der warhait vnd hailigung alhie befriden, mit dem glau-
ben In Cristum, das Er sich in der warhait durch sein aufopfern vnnd
sterben fur vnns gehailiget habe vnd soliche hailigung durch den glauben
an In bekomen. Daher sollen wir18 vnd vns nicht durch werckhe oder
35 vnordenlichens disputierens abfieren lassen. Es ist des Teuffels geschwin-

d) Sacrament Or. - e) zufieren v. Schubert. - f) Als v. Schubert.
14. Vgl. 1 Thess4,9.
15. Zur kritischen Einstellung zum Disputieren vgl. Erasmus, Ratio seu methodus,
CI Bd. 5, Sp. 135 D.
16. Vgl. Ps116,11 und Ps51,7.
17. Kunstgriff, Kniff, List.
18. Daher sollen wir uns nicht ... irreführen lassen.
 
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