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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0409

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AUSBURGER PREDIGTG

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vnd kundt, hiebe Ich an, ain guet hertz zu Im haben, Als wolt Er mir
auch helffen. Also ist mit Cristo auch, der doch selbs spricht, Er sey vonn
der krancken vnd sunder wegen kumen26, das Er helffen welle vnd
kunde, dann Er lasst sich In der schrifft Ia hin vnnd wider also furtragen,
5 Ausschreyen vnd predigen. Er locket Ia selbs vnns arme zu Im stets Im
Ewangelio. wir sehen Ia, wie Er nur yedermann wol thut, haylet,
frumb vnd gesunt machet. Vil schöner, lieblicher Exempel Im Ewan-
gelio leren vns, vnns guets zu Im versehen, in In hoffen vnnd glauben,27
Er well fromb vnd selig machen. Also hailiget | Er noch teglich die 9 a
10 seinen In seiner warhait, die do ist sein Lere. Das ist glauben an In. Der
hailigung aber lere vnd glauben volget die liebe nach, gleich wie der
glanntz vonn der Sunnen nicht geschaiden werden muge28.
Vatter, gleich wie du mich In die wellt gesannt hasst, Also hab Ich Sy auch
gesant.
15 Got hat nicht allain die Apostel In die wellt gesannt, Sonnder alle
vnnd yede Insonnderhait zu seinem aignem berueff, werckh vnd Ambte.
Ain Oberkait sendet er aus, recht zurichten vnnd zuregieren, das gut
schutzen vnnd schirmen, das pöes zustraffen vnd abzustellen. Vnnser
gemainer aller berueff ist, das wir | vnder einannder vnns lieben, helffen 9 b
20 vnnd diennen sollen, Auf das gleich »homo hominj deus sit«29, Ain mensch
des anndern got sey; das ist guet vnnd hilflich. Also soll sich in seiner
Sendung in die wellt vnd berueff ain vnderthon gegen seinen obherren
wissen zehalten, Ain dienstpot gegen seinem hawss herren, die kinder
gegen den Elltern in aller diemuet, vnd soll ain yetlicher sein liecht
25 lassen scheinen vor den Menschen, auf das Sy seine gute werckh seines
berueffs vnnd senndungs sehen vnd sich daran peßsern30.
Vnnd sagt hie mit vleyss: in der wellt, Auf das wir in der wellt freunt-
lich vndereinander leben, lieben vnd wol thuen sollen vnd nicht in ain
Carthaus oder Clausen lauffen. | Dann Cristus ist auch darumb in die 10a
30 wellt gesannt, das Er in der wellt den leutten hilff vnnd guets thette,
nicht darumb, das Er die poshait lobte, Sonder straffet vnnd die sunder
mit schonen exemplen vnnd gleichnussen zur puess locket vnnd raitzet.
Ich bitt dich aber, Vatter, nicht fur Sy allain, Sonnder auch fur die, so durch Ir
wort an mich glaubig werden. Hie bittet Cristus seinen Vatter fur alle geleu-
35 bigen, vnder wellichen gar kain vnderschid ist In Cristo, weder man, Jude,

26. Vgl. Mk2,15-17 und Parallelen.
27. Vgl. Luthers Großen Katechismus, dort die Erklärung zum 1. Gebot, BS, S. 560,
Z.5-15, von der B. jedoch auch merklich abweicht.
28. Dieses Bild verwendet B. in ähnlichem Gedankenzusammenhang auch in der
Apologie der Confessio Tetrapolitana. Vgl. uns. Ausg.,Bd. 3, S.236.
29 .Erasmus, Adagiorum Chilias prima, Prov.LXIX, CI Bd.2, Sp. 53f. B. über-
nimmt teilweise auch die Erläuterung des Erasmus.
30. Vgl. Mt5,16.
 
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