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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0415

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AUSGLEICHSVERHANDLUNGEN

411
oberdeutschen Städte jetzt »zwinglianisch« genannt würden, was die
Versuchung der Anhänger der Confessio Augustana nur verstärken
konnte, sich von diesen Leuten zu trennen9.
Die Befürchtung, daß es zu einer Spaltung des deutschen Protestantis-
mus kommen könne, war nicht aus der Luft gegriffen. Dem Kaiser und
seinen Ratgebern wurde empfohlen, gegen eine einzelne süddeutsche
evangelische Reichsstadt exemplarisch vorzugehen10. Dann würden die
anderen protestantischen Stände das Risiko ihrer Politik erkennen und
nachgeben. Der Angriff gegen eine der Reichsstädte mußte auch des-
wegen empfehlenswert erscheinen, weil hier recht wenige militärische
Erfahrungen vorhanden waren und ein Sieg besonders reiche Beute er-
warten ließ.
Als die Kurfürsten Albrecht von Mainz und Ludwig von der Pfalz
Kontakte mit den evangelischen Fürsten aufnahmen, die einer Überein-
kunft mit dem Kaiser dienen sollten11, mußten sich die oberdeutschen
protestantischen Städte fragen, wie sie es verhindern könnten, daß Kur-
sachsen und Karl V. sich auf ihre Kosten verständigten. Zunächst konnte
aber beruhigend wirken, daß Landgraf Philipp Absonderungstendenzen
Kursachsens und anderer evangelischer Stände von den oberdeutschen
Städten bestritt12. Schließlich stellte sich dann auch heraus, daß der
hessische Landgraf die oberdeutschen evangelischen Reichsstädte ge-
beten hatte, sich zu einer Zusammenkunft mit den Kurfürsten von Mainz
und der Pfalz am 30. März 1532 in Schweinfurt einzufinden. Dabei sollte
es um die schon früher geäußerte protestantische Forderung nach einem
Waffenstillstand bis zum Konzil gehen13.
Es war klar, daß sich Straßburg und die übrigen süddeutschen evan-
gelischen Reichsstädte an dem beabsichtigten Gespräch beteiligen wür-
den. Ihr Hauptanliegen mußte es dabei sein, eine Spaltung der reforma-
torischen Gruppe zu verhindern14. Sie taten dies, indem sie fragten, wie
weit man Kursachsen und den übrigen lutherischen Ständen entgegen-
kommen könne. Zu diesem Zweck wurde in Straßburg schon vor dem
Beginn der Schweinfurter Verhandlungen die Frage erörtert, ob man die
Confessio Augustana und deren Apologie akzeptieren könne, wenn sich
dies als notwendig erweisen sollte. Es würde wichtig sein, was die Theo-
logen jener Reichsstadt dazu sagen würden, die das zweite offizielle

9. Vgl. Schieß I, S. 323 f.
10. Der päpstliche Nuntius Aleander schlug einen Angriff auf Ulm vor, wo sich
erst 1531 die Reformation hatte durchsetzen können (vgl. NBI, 1.EB, S.340).
11. Vgl. Winckelmann: Der Schmalkaldische Bund, S. 175ff.
12. Vgl.Pol.Cor.II, S.102 und Bizer, S. 56.
13. Vgl.Pol.Cor.II, S.104.
14. Vgl. das Schreiben Ulms an Straßburg vom 20.Februar 1532 (Pol.Cor.II,
S.103).
 
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